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Google plant eigenen Adblocker: Integration in Chrome-Webbrowser

Werbepartner, Agenturen und Verlage wurden von Google offenbar darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Firma plant, einen eigenen Adblocker in seinen Webbrowser Chrome zu integrieren. Dies berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Insider. Die Idee sei, durch das Filtern von „schlechter“ Werbung dem Nutzer ein besseres Surfvergnügen zu bereiten. Allein der Ansatz dürfte bei Wettbewerbshütern, vor allem in Europa, schon Anlass zur Kritik bieten.

Stellen Sie sich vor, Sie machen mit Werbung im Internet Geld. Dann entwickeln Sie aber ein Programm, das Werbung herausfiltert. Genau das plant nun aber Google. Das Wall Street Journal hat Informationen von Insidern erhalten, die aus dem Kreise von Googles Partnern stammt. Demzufolge soll ein sogenannter Werbeblocker in den Webbrowser Chrome integriert werden, sowohl in den Versionen für Laptops und Desktop-Computer als auch Smartphones und Tablets.

Böse Werbung filtern, gute durchlassen

Sie kennen Adblocker womöglich. Sie können diese Software für Browser installieren, die dann Werbung blockiert. Googles Partner haben vom Unternehmen jetzt einen Vorlauf von sechs Monaten bekommen, um zu überprüfen, ob Ihre Werbung durch das „Feature“ betroffen sein werde, oder nicht. Im nächsten Jahr soll der Werbeblocker dann Bestandteil von Googles Browser werden.

Das Unternehmen gab seinen Partnern zudem Tipps an die Hand, welche Form von Werbung durch den Werbeblocker herausgefiltert werde. Dies tat man, um sicherzustellen, dass möglichst wenig Umsatzeinbuße stattfänden, sobald die Funktion über Updates beim Kunden landen würde. Zu den „schlechten“ Werbeformen zählt Google unter anderem sogenannte „Pop-ups“, die in einem neuen Fenster geöffnet werden und den eigentlichen Inhalt überdecken. Weiterhin wolle man Videowerbung blockieren, die automatisch abgespielt wird und dabei auch Töne von sich gibt. Ebenfalls ein Dorn im Auge sind Google sogenannte „Countdowns“, die Werbung zeigen und Inhalten vorgeschaltet werden. Erst nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne wird dann der eigentliche Inhalt der Webseite sichtbar. Diese hier genannten Werbeformen wurden von der Vereinigung „Better Ads“ als negativ eingestuft. Zu dieser Vereinigung gehören neben Google auch Institutionen wie die „American Association of Advertising Agencies“, die IAB, DMA, der BVDW aus Deutschland oder das „European Publishers Council“, in dem bekannte Verleger wie Axel Springer SE, Holtzbrinck, Gruner + Jahr, Ringier und andere vereinigt sind.

Verlegern soll Google ein Tool namens „Ad Experience Reports“ an die Hand gegeben haben, mit denen diese problematische Werbung von ihren Webseiten entfernen konnten.

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Abstrafung durch Google

Zudem heißt es, Google würde Webseiten abstrafen, würden Sie trotz Warnhinweisen weiterhin „negative Werbung“ ausliefern. Im Ende könnte dies dazu führen, dass der Chrome-Browser gar keine Werbung auf der vorhandenen Webseite mehr anzeigt.

An dieser Stelle fällt es schwer, die Stimme zu erheben. Denn die Nutzer freuen sich und viele der Medien, die eigentlich über diese akute Bevormundung anprangern sollten, sind selbst Teil des Spiels. Sie erhoffen sich wahrscheinlich, dass sie Ihre Umsätze langfristig gesehen stabil halten können, wenn sie sich an die Spielregeln halten, die sie selbst aufstellen. Der Nutzer hat gleichzeitig das gute Gefühl, die „böse“ Werbung bekäme er nicht mehr angezeigt. Aber es geht auch um Selbstbestimmung und Bevormundung. Letztlich ist der Browser ja nur ein Mittel zum Zweck. Tatsächlich würde Googles Chrome aber zu einem Filter, der Inhalte für Sie aussortiert, von denen Sie nichts wissen. Wenn Sie hingegen aktiv die Entscheidung treffen, diese und jene Werbung möchte ich nicht mehr sehen, hätten Sie selbst bestimmt.

EU sieht Vorhaben kritisch

Die Europäische Union hat in diesem Kontext bereits Bedenken geäußert. Man sieht sowohl die Integration als solche kritisch, aber auch den Grad der Einmischung. Wird das Feature standardmäßig eingeschaltet? Kann man als Nutzer wählen, ob man es überhaupt nicht nutzen möchte?

Google hofft, dass die Einführung seines „Filters“ mit dazu beitragen kann, dass Nutzer einerseits keine fremden Tools mehr nutzen müssen. Andererseits hofft man langfristig mit dem Entfernen von „schlechter“ Werbung die Akzeptanz beim Nutzer zu steigern, Werbung nicht komplett über andere Adblocker auszublenden. Denn letztlich ist Werbung ja eines der Geschäftsmodelle Googles.

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