Ratgeber

Reich werden mit Bitcoins?

Inflations- und fälschungssicher, unabhängig und virtuell: Die Web-Währung Bitcoin sorgte im April mit explodierenden Kursen und enormen Einbrüchen für Schlagzeilen. Doch was sind Bitcoins eigentlich?

Im April diesen Jahres gab es in der Finanzwelt zwei große Ereignisse, die die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zogen. Zum einen stand das zyprische Bankensystem kurz vor dem Zusammenbruch, zum anderen schoss der Bitcoin-Wechselkurs in ungeahnte Höhen und erreichte kurzzeitig 266 US-Dollar, bevor er sich auf 130 US-Dollar einpendelte. Drei Monate hat sich der Kurs schließlich noch einmal fast halbiert.

Der Wert einer Bitcoin war in den vorhergehenden Monaten einigermaßen konstant gestiegen. Nach mehreren Medienberichten im April, die Bitcoin der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt machten, beschleunigte sich der Kursanstieg gewaltig, bevor die Blase wieder schrumpfte. Auch DDos-Attacken scheinen den Kurs negativ beeinflusst zu haben. Immer wieder wurde das System und damit der Handel mit Bitcoin durch unzählige leere Anfragen absichtlich lahmgelegt und wo kein Handel existiert, fallen die Preise.

Im Moment liegt der Kurs einer Bitcoin bei knapp unter 70 Euro. Wir wollen aber keine Spekulationstipps geben, sondern erklären, was genau Bitcoin eigentlich ist, wie es funktioniert und wie man an das Internet-Geld kommt.

Virtuelles Geld für echte Waren

Bei der Bitcoin handelt es sich um eine neuartige, rein elektronische Währung, die statt von einer staatlichen Notenbank von einem dezentralen, internationalen und quelloffenen Computernetzwerk herausgegeben wird. Anders als der „normale“ elektronische Zahlungsverkehr in Euro, Dollar und anderen Währungen ist Bitcoin zudem weitestgehend anonym. Statt eines Bankkontos gibt es eine virtuelle Geldbörse in Form einer Datei, die jeder Bitcoin-Nutzer wie seinen Augapfel hüten sollte. Damit verhält sich Bitcoin in vieler Hinsicht wie Bargeld – kann jedoch für den internationalen Zahlungsverkehr benutzt werden und entzieht sich derzeit jeder staatlichen Kontrolle. Genau hier liegt dann auch das Kerninteresse an der neuen Währung: Anders als der weltweit regulierte Bankensektor erlaubt Bitcoin anonyme Transaktionen, obendrein ist die Währung fälschungs- und inflationssicher: Von vornherein ist festgelegt, dass es maximal 21 Millionen Bitcoins geben wird, die jedoch erst errechnet werden müssen. Und ja: Mit Bitcoins lassen sich auch zahlreiche Waren im Internet kaufen.

Wackelnde Währungen

Auch für langfristige Investitionen ist Bitcoin in Zeiten wackelnder Weltwährungen und überschuldeter Industriestaaten interessant. Einerseits, weil aufgrund der beschränkten Verfügbarkeit der Wert der digitalen Währung mit jedem neuen Nutzer steigt, andererseits, weil sich die Währung derzeit jedem staatlichen Einfluss entzieht, Kontosperrungen samt „Sonderumlage“ zur Bankenrettung wie im März 2013 in Zypern sind mit Bitcoin nicht  machbar, da die Währung, wie gesagt, anonym und international ist und ihr Wert sich ausschließlich über ihren Umtauschkurs zu Waren und „echten“ Währungen, also den gesetzlichen Zahlungsmitteln der einzelnen Länder, definiert. Allerdings sind auch die gesetzlichen Zahlungsmittel längst virtuell, da der Goldstandard – ein festgelegter Umtauschkurs von Bargeld in Gold – längst abgeschafft ist. De facto können Notenbanken Geld drucken, wie es ihnen beliebt, was bleibt, ist das Vertrauen in den Wert des Geldes und des ihn herausgebenden Wirtschaftsraumes – ein emotionales Element, das letztlich auch bei der Bitcoin greift. Insofern unterscheidet sich die Internetwährung nur wenig von offiziellen Währungen – einzig die Annahmepflicht besteht nicht, jeder Händler und Dienstleister kann selbst entscheiden, ob er sich mit Bitcoin bezahlen lassen möchte. Daher gilt die Bitmünze als „Regionalwährung des Internets“.

Wie funktioniert Bitcoin?

Die Bitcoin funktioniert also ohne Banken und Regierungen, ist fälschungs- und inflationssicher. Doch wie funktioniert die virtuelle Währung überhaupt? Und wie wird sie erzeugt?

Die Bitcoin basiert auf einem Peer-to-Peer- Netzwerk, ähnlich dem, das bei BitTorrent oder anderen Filesharing-Diensten verwendet wird. Es kommt ohne zentralen Server und ohne Anmeldung aus. Die Bitcoins werden durch kryptografische Berechnungen erzeugt, bei 21 Millionen Stück ist Schluss. Bei der Erstinstallation des Bitcoin-Clients wie Bitcoin-Qt wird eine Bitcoin-Adresse in Form eines 27 bis 34 Zeichen langen Schlüssels als Zahlungsadresse erzeugt, gleichzeitig synchro- nisiert sich der Client mit dem Netzwerk, was eine Weile dauern kann.

Es lassen sich beliebig viele solcher Zahlungsadressen erzeugen, alle zusammen werden in der digitalen Geldbörse („Wallet“) gespeichert, die ihrerseits in Form einer Dat-Datei auf dem Computer abgelegt wird. Diese virtuelle Geldbörse ist der Dreh- und Angelpunkt des Bitcoin-Handels: Wer sie besitzt, besitzt die Bitcoins. Daher sollte sie niemals in fremde Hände gelangen und regelmäßig gesichert werden: Geht eine Bitcoin-Wallet verloren, sind auch die darin enthaltenen Bitcoins unwiederbringlich verloren – nicht nur für Sie, sondern für das gesamte Netzwerk, weil sie nicht mehr gehandelt werden können.

Mithilfe der Zahlungsadressen könnt Ihr Bitcoins empfangen oder an eine andere Adresse senden, Empfangsinformationen lassen sich auch als QR-Code generieren. So können Sie zum Beispiel ihre ersten Bitcoins handeln. Beliebte Portale sind etwa die deutsche Webseite Bitcoin.de oder der internationale Anbieter Mt. Gox. Für den Empfang von Zahlungen ist nur die Zahlungsadresse nötig, für Überweisungen wird der Bitcoin-Client auf dem Rechner benötigt. Von der Nutzung von webbasierten Lösungen raten wir aus Sicherheitsgründen derzeit noch ab.

So erzeugen Sie eigene Bitcoins

Bitcoin ist so angelegt, dass neue Währungseinheiten im Netzwerk durch die Berechnung von Hashwerten, das sogenannte Mining, erzeugt werden können, bis die Obergrenze von 21 Millionen Bitcoins erreicht ist. Wir zeigen, wie es geht – und ob es sich lohnt.

Für das Mining von Bitcoins ist ein enormer Rechenaufwand nötig. Wer möchte, kann im Allein- gang per Bitcoin-Miner, etwa der Software Diablo-Miner für Mac nach digitalem Gold schürfen. Wesentlich effektiver ist jedoch der Einsatz eines Mining Pools, wie etwa BitMinter, bei dem auch gleich das passende Java-Programm mitliefert wird. Durch das gemeinsame Mining wird der theoretische Ertrag pro Rechenleistung zwar geringer, da erzeugte Bitcoins anteilig zwischen allen Pool-Nutzern aufgeteilt werden. Dafür erhöht sich die Chance, durch das Mining überhaupt an Bitcoins zu kommen massiv. Um einen Pool zu verwenden, müssen Sie sich anmelden und Ihre Mining-Software entsprechend einrichten.

Achtung: Stromverbrauch im Auge behalten!

Die anspruchsvollen Berechnungen, die für die Erzeugung von Bitcoins nötig sind, werden üblicherweise auf der Grafikkarte durchgeführt, da diese deutlich höhere Rechenleistung aufweist als die CPU. Das allerdings lähmt nicht nur das Betriebssystem, sei es Windows oder OS X, in der täglichen Arbeit, sondern verbraucht auch ordentlich Strom. Auf unserem Test-iMac veranschlagte Bitminter 0,004 Bitcoins am Tag. Ausgehend von einem Bitcoin-Wert von 100 Euro sind das gerade einmal 40 Cent pro Tag. Gleichzeitig verbrät der iMac jedoch unter Volllast rund 110 Watt, also 2,64 Kilowattstunden am Tag. Bei einem angenommenen Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde ist also mit Stromkosten von rund 80 Cent am Tag zu rechnen, womit klar sein dürfte, dass sich das Bitcoin-Mining auf einem solchen System erst lohnt, wenn Wert einer Bitcoin die 200 Euro weit überschreitet.

Fazit:

Die Bitcoin ist derzeit im „Werdungsprozess“. Momentan hat sich zwar der Wert einer Bitcoin bei rund 70 Euro eingependelt. Spekulanten und Medienaufmerksamkeit sorgen aber immer wieder für enorme Kursschwankungen. Geld hat viel mit Glauben zu tun und wenn genug Menschen an den Wert der Bitcoin glauben, wird sich diese Währung auch als Zahlungsmittel weiter verbreiten können. Das Potenzial dazu hat die virtuelle Münze, zumal sie wegen ihrer Anonymität und Inflationssicherheit gleich zwei Vorteile gegenüber gesetzlichen Währungen hat und sich staatlicher Kontrolle derzeit noch vollständig entzieht. Langfristig könnte sich die Bitcoin deshalb durchaus als Alternative zu Euro, Dollar & Co. Etablieren.

Allerdings müssen wir hier eine Warnung aussprechen: Bitcoins sind derzeit (noch) Spekulationsware und keine ernsthafte Geldanlageoption. Extreme Kursschwankungen sorgen zurzeit für massive Gewinne und Verluste binnen kürzester Zeit, weshalb sich die Investition größerer Summen in die Bitcoins derzeit nur für Anwender empfiehlt, die auf Kursverluste schnell reagieren können und wollen!

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