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WhatsApp v. Threema: Welche ist wirklich die bessere Chat-App?

Der Unmut zur Übernahme von WhatsApp durch Facebook macht seine Rund durch die Nutzergemeinde. Viele schimpfen auf das Social-Media-Unternehmen und sein Vorhaben, sich noch mehr Nutzerdaten für Werbezwecke unter die Nägel zu reißen, und verabschieden sich daher von WhatsApp - zurecht, bedenkt man, dass die Messenger-App derartige Informationen frei ausplappert. Alternativen wie Threema sollen hier Abhilfe schaffen. Doch: Wie gut ist die Alternative? In welchen Kategorien überholt sie WhatsApp und wo hinkt sie noch hinterher? Wir zeigen es euch in unserem Messenger-Duell.

Nachdem Facebook am Donnerstag Morgen unserer Zeit bekannt gab, es werde den bislang beliebten Messenger und SMS-Ersatz WhatsApp für die stattliche Summe von 19 Milliarden Euro übernehmen, sorgte die Nachricht für ein digitales Lauffeuer der Entsetzung. Im Internet wurden Stimmen laut, die sich gegen das Werbejäger- und Datensammler-Konglomerat stellen und eine Alternative fordern – und diese gibt es für die meisten Nutzer bereits. Ihr Name: Threema.

Mittlerweile hat sich die WhatsApp-Alternative aus der Schweiz offensichtlich in die Herzen der Nutzer katapultiert. Während sie im Apple App Store schon länger Platz ein belegt, hat sie nun auch im Google Play Store das Siegertreppchen erreicht. Doch nun stellt sich die Frage, ist Threema wirklich so viel besser oder weichen Nutzer lediglich aus Trotz zum Facebook-Größenwahn auf die WhatsApp-Alternative aus. Wir lassen die beiden Apps gegeneinander antreten und zeigen euch, in welchen Kategorien welche App die Nase vorne hat. Exemplarisch haben wir dazu die iOS-Version verwendet, die sich von der Android-Ausgabe nicht maßgeblich unterscheidet.

Runde 1: Sicherere Unterhaltung

Gerade durch die Spionage von NSA und Co., aber auch durch tagtägliche Schnüffelangriffe aus dem Internet ist es ratsam, seine Nachrichten zu verschlüsseln – auch wenn man nichts zu verbergen hat und „lediglich“ seine Privatsphäre schützen möchte. Nativ ist dies in WhatsApp allerdings nicht möglich. Hier bedarf es Dritthersteller-Apps wie SecuText, die Nachrichten chiffrieren. Obwohl die dabei verwendeten Schlüssel laut Herstellerangaben auf dem Smartphone bleiben und nicht auf den Servern gespeichert werden, ist es in diesem Fall dennoch äußerst nervig, eine weitere App hinzuziehen zu müssen, was wiederum den ohnehin geringen Speicher vieler Mobilgeräte unnötig belastet.

Threema hingegen verzichtet auf derartige Verschlüsselungs-Apps aus dritter Hand und setzt stattdessen auf seinen eigenen Algorithmus. Genau genommen verwendet der Entwickler Manuel Kasper das anerkannte Open-Source-Kryptosystem NaCl, das eine echte Ende-zu-Ende-Chiffrierung ermöglicht und somit Datenspione ausschließt. Dabei erstellt der Sender per Wischgesten ein individuelles Schlüsselpaar, bestehend aus einem privaten und einem öffentlichen Schlüssel. Während der private Schlüssel auf dem Gerät verweilt, bahnt sich der öffentliche Schlüssel seinen Weg durchs Internet, sodass auch der Empfänger die Botschaft lesen kann. Aus dem Paar wird ein weiterer, dritter Schlüssel berechnet, der die Nachricht vor neugierigen Augen Dritter schützt – und das automatisch und somit auch für weniger versierte Nutzer geeignet. Ein klares Plus für Threema.

Punktezwischenstand: WhatsApp 0 : Threema 1

Runde 2: Dezentraler Kontaktdatenaustausch

Installiert man WhatsApp und führt die Anwendung aus, erscheinen unter den Favoriten automatisch sämtliche Kontakte aus dem persönlichen Adressebuch, die ebenfalls WhatsApp verwenden. Das ist insofern bequem, da man nicht erst Gesprächspartner manuell hinzufügen muss, sondern sie gleich auf einen Blick zur Verfügung hat. Andererseits leidet darunter wiederum die Privatsphäre, denn um diesen Service in Anspruch zu nehmen, muss man die Daten wie Telefonnummer über die Server des Herstellers leiten lassen.

Bei Threema kann man zwar optional auch den Umweg über die Server nehmen, doch bietet die App zudem die Möglichkeit, andere Nutzer manuell und somit ohne das Wissen der Betreiber hinzu zu fügen. Hierzu benötigt man lediglich die achtstellige ID des Gesprächspartners. Sicherlich, das ist die etwas umständlichere Methode, doch schützt sie gleichzeitig die Privatsphäre.

Punktezwischenstand: WhatsApp 0 : Threema 2

Runde 3: Plattformverfügbarkeit

Eine Messenger-App wie WhatsApp oder Threema macht nur dann wirklich viel Sinn, wenn sie für Nutzer möglichst vieler unterschiedlicher Plattformen beziehungsweise Betriebssysteme zur Verfügung steht. Aufgrund seiner langjährigen Existenz läuft WhatsApp mittlerweile auf allen gängigen Mobil-Systemen wie iOS, Android, Blackberry OS, Nokia-Handys der Serie 40, Symbian sowie Windows Phone und verbindet somit den Großteil an weltweiten Mobilgeräten.

Bei Threema sieht es bislang noch nicht so üppig aus. Da der Messenger erst letztes Jahr auf den Markt kam, hinkt die Einbindung an die gängigen Betriebssysteme noch etwas hinterher. Derzeit gibt es die WhatsApp-Alternative lediglich für iOS und Android, wobei Manuel Kasper bereits eine Desktop-Version angekündigt hat. Diese Variante wäre besonders hilfreich, da sich auf einer vollwertigen QWERTZ-Tastatur eines Desk- beziehungsweise Laptop Botschaften deutlich bequemer und somit schneller tippen lassen. Der App-Player Bluestacks erlaubt es zwar bereits, WhatsApp auf Desktop-Betriebssystemen wie OS X laufen zu lassen, doch auch hier findet die Einbindung lediglich emuliert, nicht aber nativ statt. Diese Rund geht an WhatsApp.

Punktezwischenstand: WhatsApp 1 : Threema 2

Runde 4: Kosten

Da sowohl WhatsApp als auch Threema Nachrichten über das Internet verschicken, entstehen bei beiden Messenger-Apps keine Gebühr pro Text, wie es bei herkömmlichen SMS der Fall ist – ideal für Nachrichten aus dem oder ins Ausland. Dafür fällt eine Gebühr für die Apps an. WhatsApp war einst für Android kostenlos, für iOS kostete sie damals im Vergleich 0,79 Euro. Mittlerweile verlangen die Entwickler 0,89 Euro nach dem ersten Jahr als Abo-Gebühr – angeblich, um die Apps somit werbefrei zu halten. Bei Threema ist es mit der einmaligen Kaufgebühr von 1,79 Euro für iOS und 1,60 Euro für Android abgetan.

In der Regel behält man eine Messenger-App – sofern die Kontakte und man selbst damit zufrieden ist – mehr als nur ein Jahr. In puncto Kosten lohnt sich Threema für Android bereits nach zwei WhatsApp-Abo-Jahren, bei der iOS-Version von Threema hingegen erst ab dem dritten Abo-Jahr. Hier muss man als Nutzer eben abwägen, wie lange man eine Messenger-App verwenden möchte, was wiederum von einer Unzahl an Einflüssen wie Konkurrenz und Verfügbarkeit abhängt. Wechselt man als Android-Nutzer vor dem Ablauf von zwei Jahren und als iOS-Nutzer vor dem Ablauf von drei Jahren zu einem anderen Messenger, lohnt es sich aus Kostengründen bei WhatsApp zu bleiben. Hier bekommen beide Apps je einen Punkt.

Punktezwischenstand: WhatsApp 2 : Threema 3

Runde 5: Gruppen-Chats

Gruppen-Chats eignen sich hervorragend, um möglichst viele Menschen mit einer Nachricht auf einmal zu erreichen. Bei WhatsApp lassen sich über 20 Nutzer hinzufügen, während bei Threema bei dieser Zahl erst einmal Schluss ist. Zudem kann der Threema-Nutzer einen Gruppen-Chat anlegen, diesen aber nachträglich nicht mehr bearbeiten. Das bedeutet, man kann ausgewählte Teilnehmer nicht mehr löschen, außer sie verabschieden sich von alleine, sondern muss eine neue Gruppe erstellen. Hier besteht noch Nachholbedarf seitens Manuel Kapser und seiner Kollegen. Daher geht der Punkt in dieser Kategorie an WhatsApp.

Endstand: WhatsApp 3 : Threema 3

Den Test zu Threema für iOS findet ihr bei unserer Schwesterpublikation Maclife.de

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