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Tech.de traf 50 Cent: Gespräch über die neuen Kopfhörer von SMS Audio

Inzwischen sind einige Kopfhörer fast erfolgreicher geworden als die Musik selbst. Mit seiner Firma SMS Audio bietet nun auch Rapper 50 Cent Kopfhörer an. Die liefern nicht nur guten Sound sondern sind gleichzeitig ein Fashion-Statement. Dabei geht es dem Sänger aber nicht nur ums Geschäft oder um cooles Design, sondern auch darum, dass die Leute die Musik endlich so hören, wie er sie im Studio angelegt hat. Wir haben 50 Cent getroffen und uns über SMS Audio unterhalten.

50 Cent ist guter Dinge. Doch auch wenn er uns freundlich empfängt und vor dem Interviewtermin fröhlich ein paar Melodien vor sich hin summt, merkt man ihm die Müdigkeit des Medienmarathons an, den er bereits seit einigen Wochen absolviert. Dabei ist heute, wie er versichert, „nicht einmal der anstrengendste Tag“. In der vergangenen Woche in Deutschland hat er seinen neuesten Film „All Things Fall Apart“ vorgestellt, sich bei „Wetten, dass..?“ als Fan von Cindy aus Marzahn geoutet und mehrere Termine mit der Fachpresse absolviert, bevor wir zu ihm in ein kleines Zimmer im vierten Stock des Berliner Kaufhauses Alexa stoßen.

Linktipp – Apple übernimmt Beats Electronics für 3,2 Milliarden US-Dollar

Außer ihm befindet sich dort nur sein Geschäftspartner Brian Nohe und – auf zwei Tische verteilt und in vielen Farben – die Produkte, um die sich das heutige Gespräch drehen wird: Kopfhörer von SMS Audio. Mit dieser Firma konnte „Fifty“ innerhalb der vergangenen 18 Monate einen Einstand nach Maß feiern. Heute sind SMS- Kopfhörer bereits in 46 Ländern erhältlich und haben sich zu ernst zu nehmenden Konkurrenten der omnipräsenten Beats by Dr. Dre gemausert. Man muss kein Experte sein, um die Bedeutung des heutigen Tages zu erkennen: Für die auf 16 Uhr angesetzte Autogrammstunde, die ausschließlich zahlenden Kunden vorbehalten ist, erwartet man 2000 Fans. Neben Musiker und Schauspieler 50 Cent selbst sind die Kopfhörer natürlich die Stars dieser Veranstaltung.

Eine Industrie im Boom

Dass sich die Kopfhörer-Industrie in einem Boom befand, durfte ich zum ersten Mal am eigenen Leib erfahren, als Beats by Dre 2011 zu einer Party im Berliner Nobel-Club Spindler & Klatt an der Spree einluden. David Guetta, mit dem von ihm beworbenen Mixr-Modell auf den Ohren, legte im Smartphone-Blitzgewitter höchstpersönlich Hand an die digitalen Plattenteller. Tausende drängelten sich durch die engen Korridore sowie auf der Außenterrasse am Wasser. Im VIP-Bereich durften ausgewählte Gäste bei einem Glas edlen Sekts die Kopfhörer bestaunen, die wie kostbare Juwelen in Glasvitrinen ausgestellt wurden. Zu Zeiten, in denen man als Journalist bei vergleichbaren Veranstaltungen der traditionellen Plattenbranche gerade einmal einen Kaffee spendiert bekommt, war der Kontrast wahrhaft eklatant. Und so sah die „Financial Times“ Kopfhörer sogar schon als potenzielle Retter eines Wirtschaftszweigs, der sich seit Jahren auf einer Talfahrt befindet.

Ob diese Behauptung tatsächlich zutrifft oder letztendlich ein wenig übertrieben ist, sei einmal dahingestellt. Fest steht immerhin, dass die neuen Anbieter dem lange für seinen ästhetischen Konservatismus berüchtigten Kopfhörerbereich frischen Atem eingehaucht haben. Beats erreichte bereits kurz nach Einführung eine halbe Milliarde Dollar Umsatz und schloss Verträge mit der IT-, Handy- und sogar Automobilbranche ab. Die Schweden von WeSC prägten mit ihrem regenbogenbunten Plastikstil das Stadtbild hipper Metropolen. Und SMS Audio hat mit seinem Sync-by-50-Modell kabelloses Hören in bester Audioqualität auf die Straßen gebracht.

Manchem erscheint dieser Boom mehr als eine Blase, darunter auch dem für seine gnadenlosen Urteile gefürchtete Tyll Hertsens mit seinem Blog InnerFidelity, der das Phänomen der „Celebrity Headphones“ immer wieder kritisch hinterfragt. Doch lässt sich nicht abstreiten, dass die gesamte Industrie davon profitiert hat: 2012 konnten auch traditionelle Unternehmen wie Sennheiser spektakuläre Umsatzzuwächse verbuchen.

Es ist erstaunlich, dass in diesem Zusammenhang nicht viel öfter der Name Steve Jobs fällt. Denn allen Anbietern gemein ist eine leidenschaftliche Verehrung der Apple-Produkt-, -Marketing- und -Design-Philosophie. Genau wie iPod, iPad und iPhone die Erwartungshaltung seitens des Konsumenten neu definiert haben, sind auch die Kopfhörer der neuen Generation nicht mehr nur reine Audioprodukte, sondern bedienen Mode-, Mobilitäts- und Technologie-Bedürfnisse zugleich. Damit werden sie zu einem Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, statt sich ausschließlich der Suche nach einem abstrakten Klangideal zu widmen. „Der vielleicht wichtigste Grund dafür, dass Kopfhörer so wichtig geworden sind, liegt in der Tatsache, dass die Leute bereit sind, dafür wirklich Geld auf den Tisch zu legen“, so Fifty. „Audiophile gucken doch nach etwas, was gar keinen Sinn macht. Sie sagen dir: Dies ist das perfekte Signal. Und ich frage mich dann, welche Aspekte in der Musik sich diese Leute eigentlich anhören. Wie viele kaufen schon einen Kopfhörer für 1200 Dollar? Man hat doch schon bei 249 Dollar das Gefühl, man investiere richtig was. Es gibt im Regal so viele andere günstigere Kopfhörer. Und viele Leute wählen ihre Headsets auch nach ganz anderen Kriterien aus: wie sie aussehen, nach den Farben. Wie du Musik konsumierst, ist heute zu einem Fashion-Statement geworden.“ 

Damit wird selbstverständlich seine eigene Verbindung zu den Produkten entscheidend. Tatsächlich ist das Projekt SMS Audio für ihn nicht nur ein weiteres spannendes betriebswirtschaftliches Projekt, für das er bereits seit Jahren überall auf der Welt Messen besucht und mit Experten spricht. Vielmehr sieht er darin eine Erweiterung seiner Leidenschaft für Musik. Eine einfache Rolle als „Testimonial“, also einer Identifikationsfigur für die PR, kam für ihn deswegen auch nie infrage. Stattdessen wirkt er mit seinen Hörgewohnheiten und Erfahrungen unmittelbar auf das Produkt ein und hat sich mit dem Kollegen Timbaland, der bei der Entwicklung des neuen DJ-Kopfhörers eine wichtige Rolle spielte, einen schlagkräftigen Verbündeten mit ins Team geholt. 

Höchste Verarbeitungsqualität

Günstig sind die SMS-Produkte dennoch nicht. Und das hat auch einen guten Grund: Während es in Sachen Design kaum noch möglich ist, sich gegenüber den Konkurrenten einen entscheidenden Vorsprung zu sichern, legt man großen Wert auf höchste Verarbeitungsqualität. SMS-Audio-Präsident Brian Nohe erklärt sich gern bereit, mit mir die Geschichte und Grundlagen des Projekts aufzuarbeiten. Währenddessen dreht er das Spitzenmodell Sync by 50 zum Beweis der Stabilität mit einigen schnellen Handbewegungen, denen man die Übung sofort ansieht, in scheinbar unmöglich verzerrte Stellungen. 

Der Sync ist für Nohe lediglich der vorübergehende Höhepunkt einer langen Reise: Vor gut drei Jahren besaß der ehemalige Gillette-Manager mit KonoAudio eine eigene Firma, die sich auf sichere Audioprodukte für Kinder spezialisiert hatte. Auf einer Messe kam 50 Cent zu ihm und stellte ein dreidimensionales Kopfhörermodell auf den Tisch – sowie die damit verbundene Vision. Nohe überzeugte die Präsentation sofort. Kurz danach wurde Kono von 50 Cent übernommen, und man machte sich gemeinsam daran, eine neue Kopfhörer-Linie auf den Markt zu bringen. Die Audiotechnologie wurde in einem aufwendigen Prozess, der sich über drei Kontinente erstreckte, praktisch komplett neu entwickelt: von der SMS-Zentrale in den USA über Kanada und China bis hin nach Paris. 

Konnte Nohe dabei aus seinen Erfahrungen bei Gillette schöpfen, wo ein rein funktionales Produkt wie ein Rasierer zu einem trendigen, sexy Produkt gemacht wurde? Er lacht: „Wir denken in der Kopfhörer-Industrie tatsächlich ähnlich. Denn es geht letztendlich darum, deine Zielgruppe zu kennen. Du sprichst mit 12-Jährigen, um ihre Bedürfnisse zu erkennen, und wenn sie dann 15 sind, wollen sie ein anderes Headset. Und jetzt erkennen wir, dass manche viele verschiedene Kopfhörer haben. Auch in Bezug auf die Materialien gibt es einige Übereinstimmungen, weil wir in beiden Fällen auf hochwertige Plastikkomponenten zurückgreifen und großen Wert auf die Verpackung legen.“ 

Dass sich so viele Künstler aus dem Hip-Hop im Kopfhörerbereich tummeln, ist für 50 Cent kaum verwunderlich: „Hip-Hop ist ohnehin schon vielseitig und sampelt verschiedene andere Stilrichtungen: Jazz, Country, Pop und andere werden zu einem Teil der Hip-Hop-Kultur.“ Und dennoch peilt man mit SMS Audio keineswegs nur die übliche Hip-Hop-Kundschaft an. Nohe selbst ist leidenschaftlicher Folk-Fan und Hobbymusiker. Und schon der unabgekürzte Firmenname „Studio Mastered Sound“ deutet an, dass man weniger an fett-monströsen Bässen, sondern vielmehr an einem transparenten, möglichst originalgetreuen Klangbild interessiert ist – ein Versprechen, das vor allem von dem Streetby-50-Modell voll und ganz eingehalten wird. Der Sync kann darüber hinaus mit der Kleer-Technologie punkten, die ein kabelloses Hörerlebnis bietet, das in Sachen Klangqualität und Störungsfreiheit deutlich über die weitaus üblicheren Bluetooth-Angebote hinausgeht. Zwar ist er nicht der erste und einzige Kopfhörer mit Kleer auf dem Markt, doch fällt der Praxistest tatsächlich zur vollsten Zufriedenheit aus: Sobald die Verbindung zwischen dem Sync und dem kleinen Adapter in der Buchse an Laptop, MP3-Spieler oder Audioanlage steht, kann ich mich im gesamten Haus bewegen, ohne dass das Signal abbricht oder erkennbar schwächer wird.

Trotzdem frage ich mich, ob es für einen Musiker wirklich genauso erfüllend ist, einen neuen Kopfhörer zu veröffentlichen wie ein neues Album. Für Fifty indes besteht daran kein Zweifel: „Ja, das ist es, aber vor allem dann, wenn du gerade ein neues Album veröffentlich hast. Du möchtest doch, dass die Leute es auch genauso hören, wie wir es im Mastering-Prozess im Studio vorgesehen haben.“ Letztendlich reichen bei aller Modebewusstheit reine Fashion-Statements niemals aus: Ohne die passende Musik ist auch der beste Kopfhörer wertlos.

Web: www.smsby50.com

Bewertung
Name
SMS Audio Street by 50
Pro
  • Sehr gute Klangqualität
  • komfortabler Sitz
Contra
  • Jeder kann mithören
  • eignet sich nicht zum Telefonieren
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