Kommentar

MacBook Pro 16 Zoll: Hätte es das mit Steve Jobs nicht gegeben?

Hätte es das neue MacBook Pro mit Steve Jobs nicht gegeben? Diese Frage stellten wir uns, als der erste Rauch um das Produkt verflogen war. Denn auffällig ist für alle Beobachter, dass der Konzern in seinen Design-Entscheidungen ein wenig zurückgerudert ist. Das hängt womöglich auch mit einem „schweren“ Schritt zusammen, den das Unternehmen dieses Jahr tat: die Trennung von Jony Ive. Der gordische Knoten scheint durchschlagen, vor allem beim Thema „Form folgt Funktion“.

Von   Uhr

Doch der Reihe nach: Meiner Meinung nach hätte es ein MacBook Pro 16 Zoll so unter Steve Jobs nicht gegeben. Zumindest hätte er sich aber sehr schwer damit getan, diesen Schritt zurück zu tun.

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Neu ja – aber nicht zurück zum Alten?

Jobs hätte sicher mit einer Veröffentlichung eines neuen Apple-Laptops gewartet, bis man eine neue Tastatur-Technologie entwickelt hätte, die die Probleme der bisherigen Schmetterlingstastatur überkommen hätte, ohne dazu auf „(ver)alte(te)“ Technologie (Scherenschnitt) zurückzugreifen. Stattdessen hat nun Apple genau diesen Schritt zurück getan. Stellen Sie sich Steve Jobs vor, der sehr wohl Produkte „einmotten“ konnte, und akzeptieren, wenn eine Idee auf dem Markt nicht ankam. Der Apple-Gründer hatte aber seine Prinzipien. Zu diesen gehörte, Produkte zu verbessern, wenn sie noch nicht ganz ausgereift waren. Tatsächlich gehörte dies zum ganz normalen Apple-Alltag dazu. Also auf Ideen zurückzugreifen, die man eigentlich als überkommen dachte, ist nur schwer vorstellbar.

Viele kurze Entscheidungen nach dem Weggang Jony Ives

Die Verkündung, dass Jony Ive sich in Zukunft selbständig machen würde, und aber trotzdem weiterhin „für“ Apple arbeiten, entspricht einer geschönten Wahrheit. Diese „Trennungen im gegenseitigen Einvernehmen“ kennen wir aus dem Fußballgeschäft. Vollkommen ohne Reibung gehen diese Entscheidungen nicht einher. Nur erfährt eben die Öffentlichkeit nichts davon.

Wir wissen aber, dass Jony Ive ein Vertrauter Steve Jobs‘ war. Sie beide verband eine Freundschaft. Sie verstanden sich in ihrem kreativen Geist und sorgten beispielsweise mit dem iMac G3 und dem iBook für ein Revival der Marke. Es gehörte natürlich auch ein Stück Glück dazu. Doch ohne Ive bei Apple hätte das Unternehmen vermutlich die Krise Mitte der 1990er Jahre nicht bewältigen können. Es folgten viele andere Designs aus der Feder Ives, die äußerst stilbildend für die Marke waren.

Mehr Platz für Akku aber vor allem zur Wärmeableitung bietet das neue MacBook Pro 16 Zoll außerdem
Mehr Platz für Akku aber vor allem zur Wärmeableitung bietet das neue MacBook Pro 16 Zoll außerdem (Bild: Apple)

Alte Zöpfe abschneiden

Nun gleicht der Weggang Ives bei Apple einer Zäsur. Und er bietet aber auch Möglichkeiten. Ich glaube wirklich, dass wir in kurzer Zeit schon einige subtile Veränderungen bei Apple-Produkten gesehen haben, die der Tatsache geschuldet sind, dass dort ein Widerstand fehlt, der sich manchmal aus ästhetischen Gründen gegen technisch notwendige Änderungen richtete.

Eine derartige Änderung erleben wir beim MacBook Pro 16 Zoll: Das Gerät ist dicker geworden, und zwar beträchtlich - für Apple-Verhältnisse. 0,77 mm mehr bieten nicht nur Platz für mehr Akku, sondern waren auch notwendig für das Design des neuen thermischen Systems und aber auch für die neue Tastatur.

In Schönheit sterben!

Ive wäre vermutlich lieber in Schönheit gestorben. Und: Auch wenn viele von Ihnen (mich eingeschlossen) feststellen, dass Ive tolle „Designs“ entwickelte, waren diese manchmal höchst unpraktisch. Die Magic Mouse, die man nicht mehr benutzen kann, wenn man sie auflädt ist dabei eher die Spitze des Eisbergs.

Ein Thema, das Apple irgendwann mit Jony Ive nicht mehr unter Kontrolle bekommen hat, ist die Hitzeentwicklung. Erinnern Sie sich noch an das „tragikomische“ Bild eines YouTubers, der sein MacBook Pro 15 Zoll mit Intel i9 Prozessor in den Kühlschrank steckte? Das hing damit zusammen, dass die Ventilation und der Wärmeabfluss bei dem Gerät nicht optimal funktionierten.

Was auf den ersten Blick komisch wirkt, hat traurige „Tradition“. Alles fing mit dem Power Mac G4 „Cube“ an. Das Gerät ist schön anzusehen, sogar so schön, dass ein Exponat im Modern Museum of Art in New York beheimatet ist. Doch die Geräte waren für den dauerhaften Einsatz am Leistungsmaximum nicht geeignet.

Schön anzusehen, aber recht fragil, der Power Mac G4 Cube
Schön anzusehen, aber recht fragil, der Power Mac G4 Cube (Bild: Pedro Moura Pinheiro, CC BY-NC-SA 2.0)

Das 12 Zoll MacBook? Die Batterie litt darunter, dass die Wärme nicht ordentlich abgeführt werden konnte. Ergebnis? Das Gerät wurde still und heimlich vom Markt genommen.

Apples Mac Pro im „Mülltonnen“-Design? Ein Hingucker und Gesprächsthema. Aber wegen der schlechten Thermie trotz viel Ingenieursfleiß irgendwann am Limit angekommen.

Dass Apple nun das 16 Zoll MacBook Pro dicker gemacht hat, dass auch das Pro Display XDR dicker wurde als vielleicht Jony Ive er gerne gehabt hätte - das zeigt mir, dass das Unternehmen in der Lage ist, die Scheuklappen abzulegen. Und genau deshalb glaube ich, dass es diesen Wechsel bei Steve Jobs nicht gegeben hätte. Vermutlich auch, weil Jobs und Ive sich gegenseitig mit ihren Ideen angestiftet hätten und es für „andere“ schwer geworden wäre, zu widersprechen. Ich jedenfalls freue mich auf die nächsten Jahre mit Apple, weil ich insgeheim hoffe, dass wir mittelfristig wieder mehr Produkte erleben, die gut aussehen und praktisch sind und am Leistungslimit betrieben werden können. Amen.

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0,77 mm sind viel? Oder sind es 7,7 mm?

Nein, der Tastenhub ist insgesamt bei 1mm. Gemessen an der Tatsache, dass bei der Schmetterlingstastatur "fast" kein Tastenhub vorhanden war, ist dies eben ein enormer Zuwachs.

@Alexander Trust: aber das war doch nicht die Frage: Sie schreiben, das Gerät (und nicht etwa der Tastenhub) sei um 0,77mm (also nicht mal einen Millimeter) dicker.

Wenn ich die technischen Daten recherchiere, ist das 15" 1,55 cm dick, das 16" 1,62 cm. In der Tat ist der Unterschied in der Gerätedicke also nich mal einen Millimeter, also genau 0,77mm.

Insofern ist das Statement von Herrn Trust im Artikel richtig, nur seine Antwort hier (weil sie auf den Tastenhub bezogen ist) nicht.

Ja das kommt noch hinzu. Ich wollte aber am Tastenhub verdeutlichen, dass "wenig" manchmal auch "viel" sein kann. Man muss es halt immer in Relation setzen. Schließlich sind auch die diesjährigen iPhones zugunsten der Batterielaufzeit ein bisschen dicker geworden. Und ja, Apple hat auch vorher schonmal eine Ausnahme gemacht, z. B. beim iPad. Aber da hing das vordergründig mit einem super-duper neuen Display zusammen, das dann mehr Platz brauchte, indirekt über eine dickere Batterie, weil sonst die Laufzeit verkürzt worden wäre. Aber das wäre schlechtes Marketing, wenn iPad 4 und 5 aber 10 Stunden durchhalten und iPad 6 aber nur noch 9.

>>Ich jedenfalls freue mich auf die nächsten Jahre mit Apple, weil ich insgeheim hoffe, dass wir mittelfristig wieder mehr Produkte erleben, die gut aussehen und praktisch sind und am Leistungslimit betrieben werden können. <<

Die Hoffnung stirbt zuletzt! Apple hat seinen Zenit, was Innovationen betrifft, mit Steve Jobs und Jony Ives überschritten. Da wird wohl, ausser Wegwerfprodukte, nichts mehr kommen. Ach ich vergas, die hochstilisierte AppleWatch ;-). Swan Song.

Die Frage ist doch: Hätte es unter Steve je eine Tastatur gegeben, die bei jedem Pro-User versagt???

Ive hätte spätestens nach dem IPhone6 14/15 gegangen werden müssen, dann wären Apple gleich mehrere Produktdesaster erspart geblieben.

Fehler hat es auch mit Steve gegeben aber er hat schon mehr darauf geachtet das die Dinge noch funktionieren. Denke Jony ist immer weiter abgehoben ohne das ein Korrektiv gab. Klar er hat tolle klare Entwürfe gemacht aber letztendlich sind es Werkzeuge und keine Kunstgegenstände.Bin froh das er weg ist und hoffe Apple findet wieder zu einer guten Balance.

Ein "Rückschritt" zu einer funktionell besseren Lösung ist doch vernünftig. Für den User ist eine zuverlässig funktionierende Tastatur wichtiger als das Wissen, dass ein neuartiger, grandioser Tastenmechanismus verbaut ist (der aber Ärger macht).
Mich irritiert bei Apple-Produkten seit einigen jahren eher die Diversifizierung, die es unter Jobs so wahrscheinlich nicht gegeben hätte. Bei den verschiedenen iPhone-Modellen blicke ich mittlerweile nicht mehr durch; auch bei den iPads gab's nen echten "Wildwuchs" an Modellen und Größen.
Manchmal ist weniger mehr!

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