Quelle: https://www.tech.de/test/acer-iconia-one-7-test-hands-ueberraschend-gutes-display-rechenleistung-geringen-preis-10045587.html

Autor: Christian Lanzerath

Datum: 11.07.2014

Einsteiger-Tablet

Acer Iconia One 7 im Test und Hands-On: Überraschend gutes Display und Rechenleistung für geringen Preis

Was hat man von einem Android-Tablet für 100 Euro zu erwarten? Diese Fragen beantworten wir mit dem Test des neuen Acer Iconia One 7. Das Einsteiger-Modell zeigt Schatten, aber auch Licht – vorausgesetzt, man behält den niedrigen Preis im Hinterkopf.

Das Äußere des Iconia One 7 ist schlicht und eher praktisch gehalten. Das Gerät wiegt 320 Gramm und misst 19,7 x 12 x 0,9 Zentimeter. Damit fügt es sich recht nahtlos in die Riege der 7-Zoll-Tablets ein, obwohl es natürlich Geräte gibt, die leichter und schmaler sind. Das Gehäuse besteht komplett aus Kunststoff und ist für ein Modell dieser Preisklasse recht ordentlich verarbeitet. Der Ein-/Aus-Schalter sowie die Laustärkewippe auf der rechten Seite haben zwar etwas Spiel und könnten knackiger reagieren, doch insgesamt gibt es nicht viel zu beanstanden. Die Rückseite des Tablets trägt ein Muster, wodurch sie angeraut ist und wohl mehr Griffigkeit bieten soll. Letzteres können wir jedoch nicht bestätigen. Man muss als Nutzer keine Sorge haben, dass das Gerät ständig aus der Hand gleitet. Aber eine leicht gummierte Rückseite wäre hier eindeutig die bessere Lösung gewesen.

Display: Etwas zu dunkel

Auch das 7-Zoll-große Display muss man Rücksicht auf den Kaufpreis bewerten, denn gerade bei dieser Komponente ergeben sich für Hersteller große Einsparmöglichkeiten. So hat der Bildschirm eine Auflösung von 1.280 x 800 – das ist natürlich weit weg vom Full HD der teuren Konkurrenz. Auf den ersten Blick bekommt man jedoch von der geringen Auflösung nicht viel mit: Symbole und Menüs wirken ausreichend scharf. Doch gerade Text und Fotos erscheinen an Kanten leicht pixelig – damit muss der Nutzer klarkommen und angesichts des Preises wird er es auch.

Farbtreue und Blickwinkel des IPS-Panels sind hingegen gut. Letzteres ist vertikal noch etwas besser als horizontal, aber es gibt bei diesen Kriterien keinen Grund zur größeren Kritik. Allerdings: Im Praxistest erweist sich das Display als etwas zu dunkel. Selbst bei maximaler Helligkeit bekommt man gerade unter freiem Himmel Schwierigkeiten, den Bildschirminhalt abzulesen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Display stark spiegelt. Bei direkter Sonneneinstrahlung wird es natürlich noch problematischer. Aber damit haben so gut wie alle Tablets und Smartphones zu kämpfen.

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Bedienung: Typisch Android

Als Betriebssystem ist Android 4.2.2 vorinstalliert. Acer hat bereits zugesichert, ein Update auf 4.4 nachzuschieben. Damit dürfte das Gerät etwas flüssiger laufen, da die aktuelle Android-Version wesentlich schonender mit der Hardware umgeht. Angenehm ist, dass der Hersteller an der Original-Version von Google kaum herumgeschraubt hat. Lediglich einige Apps wurden ab Werk installiert. Dazu zählen Wetter-, Hotel- und Magazin- sowie eine Acer-eigene Shop-App. Diese lassen sich leider nicht deinstallieren, aber zumindest deaktivieren. Das hat keine Auswirkungen auf den Speicherverbrauch, aber immerhin verschwinden sie aus dem Drawer.

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Ansonsten bietet das Iconia One 7 weitegehend Android-Standardkost, was die Bedienung angeht. Es gibt einen Ein-/Ausschalte sowie eine Lautstärkewippe. Beide liegen auf der rechten Seite ganz oben. Der Ausgang für den Kopfhörer finden Anwender auf der Oberseite, direkt daneben befindet sich der Micro-USB-Anschluss, um den Akku aufzuladen oder das Tablet am Computer anzuschließen. Dieser ist zudem Host-fähig. Das bedeutet, USB-Geräte wie Speicher-Sticks oder Tastaturen lassen sich anschließen und nutzen. Das hat im Test anstandslos funktioniert und ist recht praktisch.

Ausstattung: Intel-Prozessor und Speicherkarten-Slot

Anders als bei den meisten Android-Geräten bildet ein Intel-Atom-Prozessor das Herzstück des Iconia One 7 – und kein ARM-Prozessor wie sie etwa von Samsung, Qualcomm, Nvidia oder Texas Instruments hergestellt werden. Im Detail handelt es sich um eine Intel Atom Z2560-Dualcore-CPU mit 1,6 GHz, wobei diese Taktfrequenz nur kurzzeitig erreicht wird. Bei gleichbleibender Last liegt die Rate bei 1,3 GHz. Dank Hyper-Threading bearbeitet der Zweikern-Prozessor bei Bedarf maximal vier Threads gleichzeitig. Ihm zur Seite steht ein Gigabyte Arbeitsspeicher, was nicht besonders viel ist, aber ins Gesamtbild des Low-Budget-Tablets passt.

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Im Performance-Test mit der App AnTuTu Benchmark erreichte unser Testkandidat eine Punktzahl von 18.163. Damit bewegt es sich auf dem Niveau eines gut zwei Jahre alten Samsung Galaxy S3. In der Praxis bedeutet dies, dass kaum Probleme durch Ruckler oder Verzögerungen auftreten. Einzige der Wechsel der Bildschirmausrichtung vom Hoch- ins Querformat dauert mit fast zwei Sekunden deutlich zu lang. Außerdem kommt das Iconia mit aktuellen Top-Spielen wie Asphalt 8 und GTA San Andreas nicht besonders gut zurecht. Lange Wartezeiten beim Laden oder Ruckeln im Spiel gehören hier dazu. GTA stürzte im Test zudem immer wieder ab. Für Power-Gamer ist das Tablet also keinesfalls erste Wahl. Was Surfen, Mailen, Texten und das eine oder andere Gelegenheitsspielchen angeht, macht das Gerät jedoch keine großen Zicken. Auch Full-HD-Videos sollen dank der Hardware-Decodierung für MPEG4.2, H.264, WMV und VC1 keine Probleme bereiten. Das können wir bestätigen.

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Acer bringt das Iconia One 7 mit 8 GB oder 16 Gigabyte internem Speicher in den Handel. Wem das nicht reicht, darf mittels microSD-Speicherkarte aufrüsten – um maximal 32 Gigabyte. Diese Möglichkeit bieten lange nicht alle Tablets und Smartphones. Oft muss man sich mit dem internen Speicher begnügen, der gerade bei einer Kapazität von nur 8 GB schnell knapp werden kann. Denn immerhin belegt das Betriebssystem von Haus aus schon 4 GB. Allerdings ist die Erweiterung per Speicherkarte auch nicht die Lösung für alle Platzprobleme. Denn noch lange nicht alle Apps lassen sich auslagern und können nur auf dem internen Speicher installiert werden. Unser Tipp: Der geringe Aufpreis von 20 Euro für die 16-Gigabyte-Version lohnt sich.

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Ins Internet geht das Tablet ausschließlich per WLAN, eine Ausgabe mit UMTS/HSDPA- oder gar LTE-Modem soll nicht erscheinen. Acer begnügt sich mit dem älteren, aber durchweg kompatiblen WLAN-Standard 802.11 b/g/n, der lediglich im 2,4-GHz-Band funkt. Der weniger überlaufene 5-GHz-Bereich wird nicht unterstützt – typisch für ein günstiges Tablet. Zudem gibt es Bluetooth 3.0 (aktuell ist Version 4.0) sowie einen GPS-Empfänger. Letzterer brauchte im Test allerdings immer wieder mehrere Minuten, um den Standort zu ermitteln – etwas nervig.

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Der Energiespeicher des Iconias fasst 3.680 mAh. Das ist nicht besonders viel, aber nicht ungewöhnlich für Android-Tablets dieser Größe. Im Test mit der App Battery Benchmark hielt der Akku knapp acht Stunden durch. Das ist ebenfalls nicht sehr viel – leider. Der Benchmark unterzieht GPS-Empfänger, WLAN- und Bluetooth-Chip sowie Prozessor einem Stresstest. Dazu schaltet es die einzelnen Komponenten sowie das Display ständig ein und aus und sendet Daten über das Netzwerk. Die App simuliert also eine Dauernutzung durch den Anwender. Wer auf dem Tablet zum Beispiel gerne Filme schaut, muss das das Gerät nach einem Blockbuster mit Überlänge schon wieder an die Steckdose hängen. Ansonsten dürfte man bei normaler Nutzung gut über den Tag kommen, abends jedoch wieder das Ladekabel bemühen. Aber das ist Alltag für viele Android-Nutzer. Eine unrühmliche Ausnahme ist das Acer-Tablet also nicht.

Kamera und Sound: Eher zum vergessen

In der Regel bieten Tablet-Kameras immer eine etwas geringere Auflösung als etwa die Digicams von Smartphones. Doch mit nur 2 Megapixeln liegt die Hauptkamera auf der Rückseite des Iconia One 7 ganz am unteren Ende der Tablet-Skala. Kann man der Konkurrenz – teilweise mit viel Wohlwollen – häufig zumindest noch Schnappschuss-Qualitäten zusprechen, wäre selbst dieses Prädikat hier fehl am Platz. Alle Testfotos sind verpixelt, zeigen starkes Bildrauschen und fallen generell zu dunkel aus. Dabei spielte es kaum eine Rolle, ob wir bei Tageslicht oder in der Dämmerung fotografierten.

Natürlich kommt das Rauschen bei ungünstigen Lichtverhältnissen noch stärker zum Tragen. Aber auch in hellen Umgebungen zeigen die Bilder sichtbar verfärbte Pixel. Zudem hindert der fehlende Dynamikumfang die Kamera daran, dunkle und helle Stellen im Motiv gleich gut zu erfassen. Wir erwarten sicher nicht die Leistung einer Spiegelreflexkamera mit Vollformatsensor, aber diese Kamera hat schon mit Motiven starke Probleme, die nur leicht ungleichmäßig belichtet sind.

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Ein Blitz gehört ohnehin nicht zur Ausstattung. Nicht zuletzt ist die Auflösung einfach viel zu gering, um etwas mit den Aufnahmen anfangen zu können. Vom Ausdruck mal ganz abgesehen, reicht es nicht einmal für die Darstellung auf den meisten Computer-Monitoren. Als Camcorder kommt das One 7 auf eine Auflösung von 720p, was für sich genommen in Ordnung geht. Die Videos zeigen allerdings ebenfalls starkes Rauschen und sind zu dunkel. Spaß bei einfachen Spaßaufnahmen kommt damit sicher nicht auf.

Und auch wenn es fast nicht mehr möglich, leistet die Frontkamera noch weniger. Die Auflösung liegt bei 0,3 Megapixeln, selbst Videochats können damit zu einer Zumutung werden – zumindest für den Gesprächspartner. Dass extremes Bildrauschen hier ebenfalls ein Problem ist, muss eigentlich nicht mehr erwähnt werden.

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Der Lausprecher auf der Rückseite klingt indes wie erwartet: Er krächzt vor allem bei hohen Lautstärken, Bass fehlt komplett. Für einen kurzen YouTube-Clip mag es noch ausreichen. Doch schon bei längeren Videos, Spielen und insbesondere bei Musik sollte man einen Kopfhörer anschließen. Den legt Acer allerdings nicht bei.

Fazit

Wer in den unteren Preisregionen nach einem Tablet sucht, sollte unseren Testkandidaten in die engere Wahl fassen. Für rund 100 Euro bringt Acer mit dem Iconia One 7 ein ordentliches Tablet auf den Markt. Display und Rechenleistung sind überraschend gut, Akkulaufzeit, Lautsprecher und Verarbeitung dem Preis angemessen.

Die beiden Kameras kann man hingegen vergessen. Selbst die Digicam auf der Rückseite eignet sich nicht mal für Schnappschüsse. Wir empfehlen, den geringen Aufpreis zu zahlen und die 16-GB-Version zu kaufen. Obwohl man den Speicher per microSD-Karte aufrüsten kann, umgeht man so mögliches Platzproblem bei der App-Installation. Hoffentlich hält sich der Hersteller an sein Versprechen und veröffentlicht tatsächlich das Update von Android 4.2.2 auf 4.4.