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Sigma fp im Test: Vollformat für Individualisten

Sie ist so klein und leicht wie keine andere Systemkamera mit Vollformatsensor: Die neue fp von Sigma könnte den Kameramarkt revolutionieren und verstärkt zugleich den Kampf unter den spiegellosen Vollformatkameras. Oder trügt der Schein? Wir haben die fp getestet.

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Starke Bildqualität, aber ohne optionales Zubehör unterdurchschnittlich in der Ausstattung: Das ist die neue Sigma fp.

- Tim Herpers, Test & Technik

Mit der fp betritt Sigma bislang unbekanntes Terrain. Vertraute der Hersteller bei den Systemkameras der Quattro- Reihe bislang noch auf einen APS-C-Sensor mit Foveon-Technologie, so versteckt sich im kompakten Gehäuse der fp nun ein Kleinbildsensor mit Bayer-Matrix. Eine gute und richtige Entscheidung! Zwar liefert auch der Foveon-Sensor gute Bildqualität, allerdings nimmt das Bildrauschen des Sensortyps bereits ab ISO 800 so stark zu, dass sich diese Kameras in erster Linie für Fotografen eignen, die bei niedrigster Lichtempfindlichkeit fotografieren. Nicht so bei der fp.

Die 369 Gramm leichte Kamera schlägt sich im Testlabor erstklassig. Im JPEG-Format konnten wir bei ISO 100 mit 11,7 Blendenstufen einen großen Dynamikumfang messen. Die Auflösung ist bis in hohe ISO-Stufen stabil. Und auch das Rauschverhalten ist professionell. Fotos lassen sich bis einschließlich ISO 12.800 völlig problemlos verwenden. Schade nur, dass Sigma dem Nutzer im Menü nicht erlaubt, die Rauschreduzierung individuell anzupassen. Apropos Verzicht: Ein 5-Achsen-Bildstabilisator ist ebenfalls nicht an Bord – nur eine elektronische Bildstabilisierung lässt sich bei Bedarf aktivieren. Das Autofokussystem ist mit 49 Messfeldern sicher keine Revolution, aber durchweg solide. Zudem ist die fp mit fortschrittlichen Modi wie Gesichts- und Augenerkennung ausgestattet.

In Serie ist die Sigma fp mehr als flott unterwegs: Mit bis zu 18 Bildern pro Sekunde kommt die fp sogar spiegellosen Topmodellen wie der Sony Alpha 9 II nahe – zumindest für 0,7 Sekunden. Denn nach zwölf Serienaufnahmen ist der Pufferspeicher voll. Mehr Fotos in Serie sind erst bei einer Geschwindigkeit von drei Bildern pro Sekunde drin. Eine Sportkamera ist die fp demnach nicht. Zudem dürfte Profifotografen ein zweiter SD-Kartenslot fehlen. Immerhin ist der in der Unterseite der fp verbaute Schacht UHSII-kompatibel. Gleich neben dem SD-Kartenslot befindet sich das Akkufach. Sigma setzt auf einen Lithium-Ionen-Akku mit 1200mAh. Das reicht nach CIPA-Standard gerade einmal für 280 Fotos – ein für eine professionelle Kamera unterdurchschnittlicher Schnitt, obwohl die fp von Haus aus auf einen energiehungrigen elektronischen Sucher verzichtet. Auf der hinteren Bedienseite befindet sich lediglich ein 3,15 Zoll großer TFT-Monitor, der zwar berührungsempfindlich, aber starr verbaut ist. Folglich lässt die fp hier Punkte im Testlabor liegen.

Modulares Kamerasystem 

Ein Ausstattungsgigant ist die Sigma fp gewiss nicht. Dafür stellt der Hersteller aber eine ganze Reihe an optionalem Zubehör bereit. Das ist gegen Aufpreis erhältlich. Wer etwa einen großen Handgriff und einen Sucher für die fp erwerben möchte, ist neben dem Kamerapreis von 1.999 Euro zusätzlich 429 Euro los. Einen Handgriff legen wir Interessenten in jedem Fall ans Herz. Ohne zusätzliche Ergonomie ist die fp zwar extrem kompakt, allerdings auch nicht griffig. Insbesondere mit lichtstarken, hochwertigen und schweren Sigma-Art-Objektiven lässt hier das Handling etwas zu wünschen übrig.

Wer gerne mit einem Aufsteckblitz fotografiert, wird einen Blitzschuh vermissen. Dieser liegt jedoch dem Lieferumfang bei und kann an der Kamera montiert werden. Drei 1/4-Zoll-Gewinde liefern viele Möglichkeiten, um optionales Zubehör zu montieren. Kurzum, das modulare Kamerasystem kommt einer individuellen Anpassbarkeit zugute. Allerdings fehlt ein Kopfhörereingang am Gehäuse. Sigma spricht mit der fp übrigens auch Filmer an: Im hochauflösenden 4K-Format und einer Bildrate von maximal 30 Bildern pro Sekunde erfüllt Sigma den aktuellen Standard. Auch das Cinema-DNG-Format wird unterstützt.

Sigma fp im Detail

» Der Ein- und Ausschalter findet sich auf der lin- ken Oberseite (1). Gleich daneben ist der Schalter für die Foto- und Videoaufnahme (2). Letztere wird über eine Taste auf der rechten oberen Gehäuseseite gestartet und gestoppt (3). Der Auslöser befindet sich weiter rechts, inkl. Einstellrad (4).

» Die Kameraeinstellungen lassen sich über die QS-Taste erreichen (8). Der 3,15-Zoll-Monitor ist zwar hoch aufgelöst, aber leider starr verbaut (5). Statt eines Joysticks befindet sich ein Einstellungsrad auf der Bedienoberfläche (6). Auf der unteren Leiste befinden sich weitere Direktwahltasten (7).

Alternative: Sony Alpha 7 III

Mit einem Neupreis von 1.939 Euro bewegt sich die Sony Alpha 7 III auf dem Niveau der fp, ist aber als eigenständige Kamera ohne optionales Zubehör die deutlich bessere Kaufentscheidung. Zudem ist das Sony-E-Bajonett üppig besetzt.

Fazit

Revolution – ja oder nein? Angesichts der doch vielen Nachteile gegenüber einer weniger kompakten Systemkamera mit Vollformatsensor (siehe Alternative oben) ist die Sigma fp keine Revolution. Die Bildqualität ist beachtlich. Toller Dynamikumfang, klasse Detailschärfe, erstklassiges Rauschverhalten. Die Ausstattung ist aber ausbaufähig. Das ist dem kompakten Kameradesign geschuldet. Für ein besseres Handling gibt es optionale Handgriffe. Optional ist das Stichwort: Die Sigma fp bietet Vollformat für Individualisten.

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