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Test: Korg Volca NuBass - Synthesizer mit Röhrensound

Korg kehrt bei der Volca-Serie zu den Anfängen zurück. Nach dem digitalen Volca Drum und dem eher experimentellen Volca Modular ist der Volca NuBass ein rein analoger Mono-Synthesizer mit relativ simpler Klangerzeugung, die speziell für Basslinien optimiert ist und durch den eingebauten Sequenzer mit Accent und Glide zum Leben erweckt wird. Den wesentlichen Unterschied zum Urahn Volca Bass macht die eingebaute Röhre aus, die dem NuBass auch den Namen verleiht. Denn in der kleinen Kiste kommt die NuTube zum Einsatz, die zusammen mit Noritake Itron entwickelt wurde. Die Röhre ist für Oszillator und Sättigung verantwortlich und verhält sich klanglich ähnlich einer klassischen Trioden-Röhre. Die Nutube basiert aber auf der „Vakuum Fluoreszenz Display Technologie“, was für geringeren Stromverbrauch sorgt und passend zu den anderen Geräten der Volca-Serie einen Batteriebetrieb erlaubt. Tatsächlich benötigt NuBass deutlich weniger Energie als der Volca Modular, allerdings schon mehr als beispielsweise der Volca Kick. Weitere Vorteile der NuTube gegenüber herkömmlichen Röhren sind die geringere Hitzeentwicklung und Empfindlichkeit, was auch eine längere Haltbarkeit verspricht.

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Volca-Gehäuse mit Folientastatur
Die Technik sitzt im gleichen Plastikgehäuse wie die anderen Volcas, das mit der Überblendung von blau zu schwarz aber durchaus schick aussieht. Unübersehbar ist die kleine blaue Röhre hinter gewölbtem Plexiglas. Auch das 4x7-Segmente-Display sollte erwähnt werden, es dient zur Anzeige vom Tempo und den verschiedenen Betriebsmodi. Die Plastikregler entsprechen in Größe und Design der Volca-Serie, ebenso die kleinen Gummitaster. Sie sollten also keine Wunder in Sachen Haptik erwarten. Dies gilt auch für die bekannte Folientastatur im unteren Bereich, über die Sie den Synthesizer spielen, den Stepsequenzer programmieren und zusätzliche Funktionen aktivieren. Die Stromversorgung erfolgt mit Batterien oder per Netzteil, das nicht im Lieferumfang enthalten ist. Hier zeigt sich Korg weiterhin knauserig, was besonders ärgerlich ist, weil die Netzteilbuchse japanischem Standard entspricht und die hierzulande erhältlichen Universal-Netzteile meist zu große Stecker haben. Den eingebauten kleinen Lautsprecher kennt man von der Volca-Serie. Da er die Wiedergabe tiefer Frequenzen komplett verweigert, ist er im NuBass nur von begrenztem Nutzen.

Miniklinke und MIDI
Alte Bekannte sind auch die zwei Miniklinkenbuchsen zur Synchronisation mit anderen Volcas oder analogem Equipment. Der Kopfhörerausgang muss wie üblich auch zum Anschluss an Soundkarte oder Mixer herhalten. Ein MIDI-Eingang zum Triggern der Sounds über die DAW oder einen externen Sequenzer ist ebenfalls vorhanden, auf einen MIDI-Ausgang wurde wieder verzichtet. Dies ist angesichts des intuitiven Sequenzers des Volca NuBass schade, wahrscheinlich lässt sich MIDI-Out aber wie bei anderen Volcas relativ unkompliziert nachträglich einbauen. 
Korg hat sowohl dem NuBass als auch den älteren Volca-Modellen per Update eine verbesserte MIDI-Synchronisation spendiert, der NuBass erkennt jetzt auch klaglos die MIDI-Befehle Start, Stop und Continue und lässt sich damit leichter in den Song-Kontext mit DAW und anderer Hardware einbinden.

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Ein Oszillator mit Sub und Sättigung
Die Klangerzeugung des NuBass ist eng an die altehrwürdige TB-303 angelehnt, die kleine Silberkiste ist nach wie vor die Referenz für Acid-Geblubber und -Gezwitscher sowie treibende Basslinien mit dem  gewissen Groove. Ein in der Tonhöhe regelbarer Hauptoszillator stellt die Wellenformen Sägezahn und Rechteck zur Verfügung. Er wird durch die Röhre erzeugt und klingt entsprechend satt und druckvoll. Ergänzend steht ein Sub-Oszillator zur Verfügung, der eine Oktave tiefer tönt. Er wird klassisch analog erzeugt, hier sorgt die Röhre aber bei Bedarf für ordentlich Sättigung. Lautstärke des Suboszillators sowie Stärke der Saturation lassen sich stufenlos per Mini-Drehregler anpassen.

Analoges Tiefpassfilter
Geformt wird das rohe Signal der Oszillatoren durch ein klassisches analoges Ladder-Filter. Das Tiefpassfilter besitzt einen gut hörbaren Eigencharakter und ermöglicht sowohl druckvolle und warme Bässe als auch Zwitschern und Pfeifen, wenn Sie die Resonanz aufdrehen. Erfreulicherweise wird der Bassbereich auch bei hoher Resonanz kaum ausgedünnt, wie es bei vielen Moog-Synthesizern leider der Fall ist. Der Regler für die Filterfrequenz ist deutlich größer und griffiger ausgefallen als die anderen Regler. Der Regler für die Resonanz (Peak) ist ebenfalls etwas größer als die Poti-Regler. Leider sind diese beiden Regler aber nicht transparent und geben daher kein visuelles Feedback über die Parameteraufzeichnungen (Motion-Record).

Modulatoren mit Doppelbelegung
Zur Modulation der Filterfrequenz bietet der Volca NuBass einen Hüllkurve und einen LFO. Die Hüllkurve lässt sich in Attack und Decay direkt regeln, zudem können Sie für längere Noten Sustain aktivieren. Die Release-Zeit ist dagegen fest vorgegeben. Die Stärke der Modulation durch die Hüllkurve ist stufenlos anpassbar. Der LFO mit den Wellenformen Dreieck und Pulswelle lässt sich in Intensität und Geschwindigkeit regeln, teilt sich die Bedienelemente aber mit der Hüllkurve. Hier hätten wir uns über zwei eigene Regler für den LFO gefreut, Platz wäre ja noch vorhanden gewesen. Zumindest reagieren die Regler beim Umschalten erst, wenn der ursprüngliche Wert erreicht wurde, sodass beim Live-Schrauben keine abrupten Werteänderungen auftreten. Der LFO kann auch auf Lautstärke und Tonhöhe wirken.

Eingebauter Verzerrer
Hinter eine TB-303 wird gerne auch einmal ein Verzerrer, vorzugsweise ein Gitarrenpedal geschaltet, um die Resonanz-Peaks und Accents noch mehr zu betonen und die Basslinien aggressiver klingen zu lassen. Volca NuBass hat einen analogen Verzerrer bereits eingebaut, der mit dem Drive-Regler hinzugemischt werden kann. Ähnlich wie beim Kick lässt sich mit dem Tone-Regler bei Bedarf der Höhenanteil bearbeiten und die Verzerrung so etwas runder und weniger anstrengend machen. Einen Soundspeicher bietet NuBass übrigens nicht, what-you-see-is-what-you-get. Bei der Handvoll Parameter ist das aber verschmerzbar.

Sequenzer mit Accent, Slides und Transpose
Mindestens ebenso wichtig wie die Klangerzeugung ist im Volca-Konzept der Sequenzer. Beim NuBass spielen Sie eine Sequenz entweder in Echtzeit ein oder geben die Noten Step-by-Step ein, wobei die 16 Folientaster als Keyboard sowie Lauflicht dienen. Volca-typisch ist eine Sequenz 16 Steps lang, im Gegensatz zum Volca Bass lassen sich aber einzelne Pattern verketten und auf diese Weise auch längere Sequenzen erzeugen. Per Transpose lassen sich einzelne Noten eine oder zwei Oktaven höher spielen. Accent und Slide kennt man von der TB-303. Accent betont einzelne Noten durch Erhöhen der Lautstärke bei gleichzeitigem Verkürzen der Hüllkurve und ist in der Intensität regelbar. Slide verbindet aufeinanderfolgende Noten und sorgt für die typischen Tonhöhengleiter, die so prägend für 303-Sequenzen sind. Sie haben beim NuBass sogar je Step die Wahl zwischen schnellem und langsamem Gleiten.

Zufallsfunktion und Parameteraufzeichnung
Accent, Slide und Transpose lassen sich auch per Zufall einstellen, und zwar auf Tastendruck und nicht über den Umweg des Entfernens der Batterie wie bei der TB-303. Volca-typisch hat der Sequenzer des NuBass auch noch weitere Schmankerl zu bieten. Mit Active Step überspringen Sie einzelne Schritte und sorgen damit für Polyrhythmen, und im Step-Modus können Sie einzelne Steps stummschalten oder neue Steps setzen. Swing lässt sich ebenfalls einstellen. Praktisch ist die Option, eine Sequenz um einzelne Schritte nach vorne oder hinten zu schieben und so passend zum Beat zu setzen oder neue Varianten der Sequenz zu erzeugen. Motion-Record ist natürlich auch an Bord, alle klangformenden Parameter lassen sich im Pattern aufzeichnen und auf diese Weise Filterläufe mit steigernden Resonanzen oder Ähnliches erzeugen.

Fazit

Wer aufgrund der Röhre einen extremen Klang mit starker Verzerrung und ohrenblutendem Kreischen erwartet, wird vom NuBass eher enttäuscht sein. Dafür präsentiert sich der neueste Volca als toller Allrounder für synthetische Bässe jeglicher Art. Klassische 303-Linien sind im Handumdrehen erzeugt, und NuBass kann dabei nicht nur wunderschön grooven, sondern auch zwitschern und kreischen. Andererseits kann er aber auch bei niedriger Resonanz eine solide Bassgrundlage für andere Musikstile bilden. Der Oszillator klingt warm, rund und insgesamt satter als beim Volca Bass, der Sub-Bass mit Sättigung sorgt für noch mehr Fundament. Und der Sequenzer bietet eine Kombination aus TB-303 mit Accent. Slide, Transpose und Volca-Serie mit Active Step und Motion-Record. In Verbindung mit dem synchronisierbaren LFO lassen sich spannende Basslinien auch jenseits der typischen 303-Sequenzen erstellen. 

Bewertung
Name
Korg NuBass
Pro
  • satter Röhren-Sound
  • Sub-Oszillator
  • Verzerrer
  • Synchroner LFO
  • Sequenzer mit Random/Shift
  • Parameteraufzeichnung
Contra
  • kein MIDI-Ausgang
  • kein Netzteil
Preis
188 EUR
Bewertung
(84%)
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