Test

Test: Waldorf STVC - Stringmachine und Vocoder

Der Name des Synthesizers setzt sich aus den Abkürzungen von Streichfett und Vocoder zusammen. Streichfett ist ein kompakter Desktop-Synthesizer aus dem Hause Waldorf, der die Idee früher String-Synthesizer mit neuen Features, Speicherbarkeit und durchdachter Bedienung kombiniert. STVC basiert im Kern auf der gleichen Klangerzeugung, wurde aber in ein robustes Keyboard-Gehäuse mit sehr guter Tastatur gepackt und um einen 256-bandigen Vocoder ergänzt.

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Sehr gute Tastatur

Das stabile Metallgehäuse des STVC erinnert an das Blofeld-Keyboard aus gleichem Hause und ist in edlem Schwarz gehalten. Es sieht äußerst schick aus, und auch an der Verarbeitung gibt es nichts zu bemängeln. Die Tastatur stammt vom bewährten Hersteller Fatar, es handelt sich um eine TPS9S. Sie umfasst 49 Tasten (= 4 Oktaven), verarbeitet sowohl Anschlagdynamik als auch Aftertouch und ist angenehm schwergängig, wird also auch klassischen Keyboardern und Pianisten gefallen. Für schnelle Soli ist sie dagegen weniger gut geeignet. Pitchbend- und Modulationsrad sind oberhalb der Tastatur angebracht, so bleibt der STVC schön kompakt. Die silbernen Metallregler fühlen sich ebenfalls gut an, sind aber leider nicht mit dem Gehäuse verschraubt und daher etwas wabbelig.

Mikrofonanschluss

Auf der Oberseite gibt es einen XLR-Eingang für das mitgelieferte Schwanenhalsmikrofon, sodass Sie ohne zusätzliches Equipment direkt den Vocoder nutzen können. Alternativ kann das Modulator-Signal auch über den Line-Eingang auf der Rückseite eingeschleift werden. STVC lässt sich per USB oder MIDI ansteuern. Der USB-Anschluss übernimmt auch die Stromversorgung, bei Anschluss an einen Computer ist kein externes Netzteil erforderlich! Im Gegensatz zum Desktop-Streichfett hatten wir dabei keine Probleme mit Störgeräuschen.

Duale Klangerzeugung

Die Klangerzeugung ist vom Streichfett übernommen worden und besteht aus zwei Elementen. Die Basis bildet ein Flächensound, den Sie über den großen Registration-Regler stufenlos zwischen verschiedenen Streicher- und Chorklängen überblenden können. Für mehr Bewegung im Klang lässt sich dieser Parameter auch mit Hilfe des Animators bzw. per LFO modulieren, ein Chorus/Ensemble-Effekt sorgt für breiteren Sound. Die Strings können Sie mit einem Solo-Sound kombinieren, der Akzente in der Anfangsphase des Sounds setzt und verschiedene Varianten von Bass über Clavi bis hin zum fetten Unisono-Lead bietet.

Beide Sounds lassen sich gemeinsam oder getrennt mit wählbarem Splitpunkt spielen und über gut ausgewählte Makro-Regler anpassen, dabei sind alle wichtigem Parameter im direkten Zugriff. Ins Menü müssen Sie nur eintauchen, wenn Sie mit Hilfe des kleinen OLED-Displays die neue Mod-Matrix nutzen wollen, die mit 5 Slots für immerhin 25 Quellen und 41 Ziele die klanglichen Möglichkeiten des STVC gegenüber dem Streichfett erweitert. Ebenfalls verbessert wurde der eingebaute Hall-Effekt, der neben dem Phaser als globaler Effekt zur Verfügung steht.

Vocoder mit Freeze

Das Highlight des STVC ist ohne Frage der Vocoder. Schon beim ersten Antesten überzeugt er mit hoher Sprachverständlichkeit und allgemein sehr transparentem und edel klingendem Sound. Dieser eher moderne Sound hebt den STVC auch von der direkten Konkurrenz ab, sei es digital oder analog. Bereits mit dem mitgelieferten Mikrofon erhält man sehr schöne Ergebnisse, vom klassischen singenden Pad über Kraftwerk-Roboter bis hin zu tollen Ambient-Drones setzt der Vocoder alles überzeugend um. Dabei zeichnet sich der STVC wie schon der Streichfett als echter Sweetspot-Synthesizer aus, auch Einsteiger werden schnell zu motivierenden Ergebnissen kommen.

Und es wird noch besser: STVC besitzt eine Freeze-Funktion, mit der sich bis zu 23 Sekunden des Mikrofonsignals aufzeichnen lassen. Dieses Vocoder-Sample kann anschließend passend geschnitten und über die Tastatur tonal gespielt werden, auch mehrstimmig. Das lädt zum Experimentieren ein, statt Worte können Sie z. B. auch einfach ein langes „Aahh“ etc. aufnehmen und erhalten im Handumdrehen ein individuelles Vocoderpad. Leider können Sie die Samples nicht mit dem Sound abspeichern.

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Fazit

Wie sein Vorgänger Streichfett überzeugt auch der STVC mit seinem speziellen Charakter, der den prägenden Sound und die direkte Bedienung alter Stringmachines mit modernen Klangmöglichkeiten verbindet. Waldorf hat dieses Konzept in ein hochwertig verarbeitetes Keyboard gepackt und um zusätzliche Features wie eine Mod-Matrix, mehr Speicherplätze und verbesserte Effekte ergänzt. Das Highlight ist aber der hervorragend klingende Vocoder mit Freeze-Funktion, der in dieser Qualität aktuell nahezu konkurrenzlos ist.

Bewertung
Name
Waldorf STVC
Pro
  • Charaktersound
  • Vocoderklang
  • Sprachverständlichkeit
  • Freeze-Funktion
  • direkte Bedienung
  • robustes Gehäuse
  • gute Tastatur
  • wählbarer Splitpunkt
  • USB-Powered
Preis
733 EUR
Bewertung
(93%)
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