Periscope macht Nutzer zum Live-Reporter: Weg vom Standbild und hin zu Videos als Social Media Trend der Zukunft

Geschrieben von David Sondermann
26.03.2015
12:12 Uhr

Beiträge in Sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co. sind, wenn man sie liest oder anschaut, bestenfalls einige Minuten alt. Oftmals bekommt man auch Nachrichten dargestellt, die einen Tag oder älter sind. Außerdem schafft es kaum jemand, ständig die Feeds im Blick zu behalten. Jetzt hat Twitter eine neue App veröffentlicht, mit der man sogar Live-Videos ins Web streamen kann und damit nach noch mehr Aufmerksamkeit heischt, als ein Tweet oder Facebook-Post.

Periscope verlangt eine Registrierung über Twitter
Das User-Profil kann von twitter übernommen werden
In Periscope kann man unabhängig voneinander Kamera, Mikrofon und Standortaten freigeben
User, die dem Live-Stream beitreten, werden unten links angezeigt
Beendete Live-Streams können als Replays angeschaut werden
Man kann anderen Nutzer folgen und wird bei einem Live-Stream per Push-Meldung benachrichtigt
Relais zeigen auch Aktivitäten wie Kommentare und Hearts an
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Die neue App von Twitter heißt Periscope und ist für iPhone im App Store verfügbar. Twitter hat die App im Januar 2015 für 100 Millionen US-Dollar gekauft und bis heute so weiter entwickelt, dass sie ins eigene Portfolio passt. Anders als beim direkten Konkurrenten Meerkat können die Live-Streams auch gespeichert werden, damit sie später angeschaut werden können.

Das User-Profil kann von twitter übernommen werden

Live-Streams und 24-Stunden-Replays

In Periscope kann man sich über seinen Twitter-Account einloggen, um ein Periscope-Konto anzulegen. Dann muss man nur den Zugriff auf die Kamera und wahlweise das Mikrofon und den Standort zulassen und schon kann es mit dem Stream – Periscope genannt – los gehen.

In Periscope kann man unabhängig voneinander Kamera, Mikrofon und Standortaten freigeben

Man nimmt auf, was um einen herum geschieht. Ein erster Blick in die App zeigt User, die eine Fahrradtour unternehmen, Aufnahmen einer Baustelle in der Hafencity in Hamburg oder eine Ballonfahrt über Kappadokien. Die Zuschauer können den Stream kommentieren und per Tap ein Herzchen vergeben, wenn Ihnen der Stream gefällt. Kommentare und Herzchen erscheinen dann im Live-Stream und der Aufnahme.

Live is live

Mit Periscope gibt es somit einen weiteren Social-Media-Kanal, der gefüllt werden möchte. Und dieser schreit nach noch mehr Aufmerksamkeit als Twitter, Facebook oder Instagram. Während Tweets, Posts, Bilder und Videos bei anderen Diensten zeitunabhängig sind, muss man bei Periscope – und mehr noch bei Meerkat – genau dann zuschalten, wenn der Stream läuft. Zumindest in der Anfangsphase probieren die Nutzer ganz viel aus.

User, die dem Live-Stream beitreten, werden unten links angezeigt

Daher sind die Videos meist nur wenige Sekunden oder Minuten lang. Verpasst man einzuschalten, kann man bei Periscope zwar noch die Aufnahme des Streams – den sogennaten Replay – anschauen, aber der eigentliche Sinn, das Live-Dabeisein, ist dann nicht mehr gegeben. Außerdem scheinen laut App-Beschreibung die Replays nur für 24 Stunden verfügbar zu sein. Man darf gespannt sein, ob Twitter Periscope und Vine, Twitters Dienst für 6-Sekunden-Videoschnipsel, parallel weiterlaufen lassen wird oder ob beide Dienste miteinander verschmelzen werden.

User wird zum Live-Reporter

Periscope könnte neben Facebooks neuem Ansatz für seinen Messenger ein großes Ding werden. Jeder Smartphone-Nutzer hat damit die Möglichkeit, zum Live-Reporter zu werden. Man stelle sich Live-Aufnahmen aus Demonstrationen oder aus dem Fußball-Stadion vor. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob besonders bei großen Veranstaltungen die Mobilfunknetze genug Bandbreite hergeben, um Dutzende oder gar Hunderte oder Tausende Live-Streams durchzulassen.

Beendete Live-Streams können als Replays angeschaut werden

Video kills Posts and Tweets

Eins steht jedenfalls fest. Der Trend im Netz weg von Text und starren Bildern hin zu Video wird neben Youtube, Twitch und Co jetzt auch von mobilen Apps wie Periscope und Meerkat beschleunigt.

Relais zeigen auch Aktivitäten wie Kommentare und Hearts an

Es bleibt zu hoffen, dass diese Videos und Streams nur für kurze Zeit das Netz und die Rechenzentren verstopfen und wie bei Periscope spätestens nach 24 Stunden wieder gelöscht werden. Denn sonst könnte das Internet bald an seine Grenzen geraten. Und niemand benötigt noch mehr Katzenvideos für die Ewigkeit.

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