Die Series 3 Apple Watch im Test: So wird die Zukunft am Handgelenk beurteilt

Geschrieben von Alexander Trust
21.09.2017
20:58 Uhr

Die Apple Watch Series 3 mit Support für UMTS und LTE, aber auch die Version ohne Mobilfunkunterstützung geht ab morgen in den Handel. Vorbestellen konnten Sie sie bereits seit einer Woche. Täglich hebt Apple nun Embargos auf und werden Testberichte gesammelt von Medien aus der ganzen Welt veröffentlicht. Der Konzern aus Cupertino kleckert dabei nicht, sondern bevorzugt vor allem die ganz Großen. Egal ob Springer oder nicht, alle stellen sich die gleiche Frage: Wie schlägt sich Apples Smartwatch ohne das iPhone? Und wie gut punkten der neue Prozessor und watchOS 4? Unser Überblick einiger nationaler und internationaler Testberichte bringt Sie auf den aktuellen Stand in Sachen Armbanduhr aus Cupertino.

(Bild: Apple)Die neue Watch Series 3 gibt es mit Mobilfunk-Funktionalität
(Bild: Apple)Mit der Einführung der Series 3 gibt es nun auch neue Nylon-Armbänder mit Klettverschluss

Bild fragt: Wie gut funkt die Watch ohne das iPhone?

Es ist wieder Sven Stein, wie schon beim iPhone 8 (Plus), der Apples neue Smartwatch unter die Lupe nehmen durfte. Er kann kein glasklares Fazit über die neue Watch fällen. Einige Hindernisse auf dem Weg in die mobile Zukunft gibt es noch, die teilweise aber durch Updates von App-Entwicklern behoben werden können.

Wer sich gefreut hat, die Watch Series 3 in Deutschland auch mit O2 oder Vodafone zu nutzen, wird enttäuscht. Das scheint für Stein allerdings kein Kritikpunkt. Er hält lediglich die Rückmeldungen der konkurrierenden Mobilfunkanbieter fest. Bei der Telekom muss man die eSIM wie eine zusätzliche Mobilfunkkarte für die Verwendung im Tablet hinzubuchen (und nach einer gratis Testphase auch extra bezahlen). Den QR-Code, den man zugeschickt bekommt, liest man per Watch-App am iPhone ein und voilà, die Uhr kann dann Mobilfunk. Mobilfunk ja, aber nur LTE oder UMTS. Mit Edge hat sie es nicht. In der Berliner U-Bahn hatte der BILD-Redakteur deshalb auch gar keine Verbindung mehr.

Der erste Spaziergang ohne iPhone in der Tasche fühlte sich merkwürdig an, doch es klappte tatsächlich: Über die Anruf-App ließen sich Telefonate in ordentlicher Sprachqualität führen, die GPS-Navigation mit Apple Karten startete auf Siri-Sprachkommando und auch SMS ließen sich beantworten.

Noch nicht an die Zukunft angepasst seien hingegen viele Apps von Drittanbietern. Denn diese verlangen immer noch die Verbindung zum iPhone. Angesichts der Tatsache, dass die LTE-Variante der Watch Series 3 nun 16 GB Speicher bietet, dürften in Zukunft „eigenständigere“ Apps veröffentlicht werden.

Fazit von Sven Stein

Technisch sei die Watch Series 3 die beste Apple Watch bislang. Der schnellere Prozessor kommt vor allem Siri zugute. Der Assistent hat auf der Watch 3 zudem das Sprechen über Mikrofon oder Bluetooth-Kopfhörer gelernt. Noch in der Series 2 blieb Siri stumm, egal auf welchem Kanal. Apps profitieren derzeit vom schnelleren Prozessor noch nicht. Während Stein keine Parallele zieht, sage ich: Auch das wird sich ändern, sobald Entwickler die Apps unabhängiger machen.

Der Akku hält in etwa so lange wie beim Vorgängermodell, wenngleich die Mobilfunknutzung das Gleichgewicht stark ins Wanken bringt. Die neue Navigation durch Apps anstelle des Docks in watchOS 3 hebt Stein hervor und die deutlich umfangreicheren Daten zur Herzfrequenzmessung.

Blöd ist nur, dass Stein scheinbar mit der Series 3 seine erste Watch in der Hand zu halten scheint. Anders ist ein Satz wie dieser nicht zu erklären:

Auch wenn noch manche App aktualisiert werden muss: das iPhone kann jetzt beim Sport oder Spazierengehen auch mal zuhause bleiben.

Denn: Das iPhone können Sie auch jetzt schon getrost daheim lassen. Spielen Sie Musik auf die Watch, koppeln Sie passende Bluetooth-Kopfhörer damit und vergessen den Haustürschlüssel nicht. Ein iPhone brauchten Sie auch vorher nur zur Kommunikation. Aber wer möchte schon während des Joggens angerufen werden?

(Bild: Apple)Die Angaben zur Herzfrequenz sind nun noch ausführlicher

Der Spiegel stellt fest, was die Watch Series 3 kann, und was nicht

Matthias Kremp, der schon den Test des iPhone 8 für das Magazin unternahm, konnte auch die Apple Watch unter die Lupe nehmen. Er stellt schnell fest, dass die clevere Armbanduhr „nur ein bisschen“ unabhängiger wird.

Fazit von Matthias Kremp

Kremp erwähnt den technologischen Aufwand, den Apple getrieben hat. Die Antenne hinter dem Display einzusetzen, beispielsweise. Der neue W2-Chip für stabilere Kommunikation mit Bluetooth-Zubehör, mehr Speicher und ein Barometer. Das ergänzt die Daten des GPS-Empfängers und hilft auch einen besseren Kalorienverbrauch beim Treppensteigen oder Wandern zu errechnen.

Das Sprach-Feedback Siris sei nett, aber auch ein Problem für die Privatsphäre. Zum Glück könne man das aber beheben, indem man Siri wieder stummschaltet. Das Streaming von Musik? Funktioniert noch nicht. Apple hätte die Tester vertröstet, dass es bald soweit sei. Wir wissen mittlerweile: Der Service soll erst im Oktober funktionieren. Entsprechend könne aber kein vollständiges Fazit gezogen werden.

Ergänzend zur Enttäuschung bei der Mobilfunknutzung gilt: Nur Kunden mit Laufzeitvertrag erhalten eine eSIM bei der Telekom. Prepaid-Kunden müssen leider draußen bleiben. Außerdem gilt (wie wir bereits berichteten): Sie werden die Watch dann nur im Mobilfunknetz in Deutschland nutzen können und nicht etwa im Urlaub.

Für Kremp sind viele der Neuerungen auch in der Software watchOS 4 versteckt. Die allerdings steht auch Nutzern älterer Apple Watches zur Verfügung.Fest steht: Kremp hat in seinem Watch-Test mehr Macken aufgedeckt als er eigentlich im iPhone-8-Review hatten tun wollen.

(Bild: Apple)Die Kooperation mit Hermès hat Apple ausgebaut

Die FAZ verblüfft von der Watch Series 3

Michael Spehr konnte für die Frankfurter Allgemeine die neue Apple Watch prüfen. Der Redakteur im Ressort „Technik und Motor“ ist von dem Gadget aus Cupertino ist entsprechend „verblüfft“.

Fazit von Michael Spehr

Redakteur Spehr hält fest, die Computeruhr Apples denkt mit. Auf dem Rückflug aus San Francisco zeigte sie „automatisch“ die Daten des Rückflugs an, obwohl dieser nicht im Kalender eingetragen war. Dafür wurde aber die elektronische Bordkarte im iPhone gespeichert und also war das wohl noch kein Indiz für „Künstliche Intelligenz“. Vor allem funktionierte das im Rahmen auch vorher schon so, lieber Herr Spehr. Die neue Hardware sei prima, erklärt der Motor-Spezialist, der wichtigste Pluspunkt aber sei das „Mobilfunkmodell“.

Die Akustik beim Telefonieren über die eSIM sei verblüffend. Die Apple Watch zudem die erste Armbanduhr mit Sim-Karte, „die wirklich praxistauglich ist“.

Noch einmal ein wenig uninformiert wirkt Spehr, als er schreibt: „Man achte auf das Datenvolumen“ wegen des Streamings von Apple Music. Es ist doch die Telekom, die mit StreamOn eine Option bietet, bei der der Traffic für Apple Music inklusive ist, oder?Unzufrieden ist Spehr allerdings mit dem Pulsmesser der Uhr, der nicht richtig funktioniere, wenn das Gerät nicht richtig am Handgelenk aufliege. Die tolle Garmin könne das besser. Versöhnlich stellt er aber fest: Der Gedanke sei faszinierend, wie Wearables mit und mit das Smartphone ersetzen.

(Bild: Apple)Ab Oktober gibt es die Möglichkeit Apple Music direkt auf die Watch zu streamen

Stern sieht „letzte Hürde gefallen“

Für den Stern konnte Christoph Fröhlich Apples neue Iteration der Apple Watch auf den Prüfstein stellen. Er erkennt ein paar Haken aber vor allem an, dass nun die letzte Hürde gefallen sei.

Fazit von Christoph Fröhlich

Die Apple Watch sei wie das iPhone, beschreibt Fröhlich. Die Geräte der ersten Generation waren nicht perfekt und wurden aber stetig weiterentwickelt. Ist die Watch Series 3 nun perfekt? Das nicht, aber sie sei auf dem richtigen Weg. Der Redakteur outet sich als Fan: Er beschreibt, wie Apple zum „Big Player“ im Uhren-Business aufgestiegen sei und dass die Smartwatch gekommen sei, um zu bleiben.

Die Apple Watch habe jetzt einen „Internetanschluss“ frohlock Fröhlich. Diese Beschreibung ist so leider nicht richtig. Mit dem Internet verbunden waren auch schon die vorherigen Varianten über das iPhone. In Hamburg, klärt Fröhlich auf, konnte man vielerorts drei bis vier Balken bei der Empfangsstärke messen. Dank Telekom-Netz sei in Gebäuden mit der Watch sogar mehr Empfang möglich gewesen als mit manch einem Vodafone-Smartphone. Auf dem Land sei der Empfang aber, wie mit vielen anderen Geräten, „bescheiden“.

Besonders hilfreich erkennt Fröhlich den Mobilfunksupport in Situationen, in denen man sich verlaufen hat, und dann auch ohne iPhone die Fußgängernavigation starten kann. Ob man zwingend E-Mails am Handgelenk checken muss, sei dahingestellt. Siri unterwegs zu fragen, ob es demnächst regnet, ist in jedem Fall hilfreich.

Anders als Kremp vom Spiegel empfindet Fröhlich die Stimme Siris nicht als Eingriff in die Privatsphäre, sondern stuft sie sogar als Vorteil ein. Schneller geht immer und deshalb hat der Stern-Redakteur eine ganze Reihe von Apps für den Test gestartet. Manche seien auf dem neuen Modell im Vergleich zur Series 2 mit watchOS 3 doppelt so schnell gestartet. Einzelne Apps würden sogar in zwei statt in zehn Sekunden starten.Was sich allerdings beißt, ist die von Fröhlich gewählte Überschrift mit seinem dann gewählten Fazit. Denn er erkennt „praktische Neuerungen“, sieht aber „keine Revolution“. Deshalb schlägt er vor: Wer eine Series 2 besitzt, und auf die LTE-Anbindung nicht angewiesen ist, benötigt das neue Modell nicht zwingend.

(Bild: Apple)Auch die Kooperation mit Nike wurde ausgebaut

Wired: Die Watch ist jetzt kein iPod mehr, sondern ein iPhone

Wir beim iPhone 8 ist es David Pierce der ebenfalls einen Blick auf Apples neue Smartwatch werfen konnte. Grundsätzlich ist er davon überzeugt, dass die Series 3 nun ein „ganz anderes Gerät“ sei, selbst man ihr das äußerlich kaum ansieht. Das Hinzufügen von Mobilfunk-Funktionalität sieht Pierce in Analogie als Schritt vom iPod hin zum iPhone.

Fazit von David Pierce

Pierce gibt entsprechend acht von zehn möglichen Punkten für die Series 3 GPS + Cellular. Apple habe in der Watch immer schon mehr gesehen als ein Fitbit + Benachrichtigungen. Während die erste Generation das aber nicht beweisen konnte, sei nun der Zeitpunkt zur Emanzipation gekommen. Tatsächlich allerdings sei die Idee noch nicht vollständig realisiert. Er hätte die Apple Watch aber zum ersten mal lieb gewonnen und werde sie von nun an immer tragen.

In dem Kontext sei erwähnt, dass vor allem Redakteure in den USA Probleme mit der Mobilfunkverbindung der Apple Watch hatten. Die Ursache wurde aber erkannt und soll mit einem baldigen Update behoben werden. Pierce hatte im Netz von AT&T diese Sorgen nicht.

Und noch ein Problem gibt es mit der LTE-Verbindung, von dem auch Pierce nicht verschont blieb: Sie sorgt nämlich dafür, dass der Akku der Watch schneller leer wird. Selbst wenn man den ganzen Tag unabhängig vom iPhone sein wollte, man kann es nicht.

Siri im neuen watchOS 3 in Verbindung mit der Technik im Gerät sei so viel besser. Das integrierte Mikrofon leiste gute Arbeit und es mache Spaß, den Sprachassistenten Nachrichten und Notizen zu diktieren oder nach dem Weg zu fragen.Obwohl das neue watchOS sich vor allem in der Bedienung im Alltag bewähren soll, sei damit die Watch gerade für Fitness-Fans eine „sagenhafte“ Möglichkeit alle möglichen Formen von Workouts zu realisieren. Pierce behauptet wie schon Fröhlich vom Stern: Er habe das erste Mal das Gefühl, dass die Watch etwas mehr sei als nur ein Spielzeug, das man irgendwann in die Ecke legt.

(Bild: Apple)Die Funktionen fürs Fitness sind in watchOS 4 besser denn je

New York Times: LTE-Watch ist wie ein Wochenendauto, übertrieben und trotzdem sinnvoll

Die Amerikaner lieben ihr Apple und entsprechend enttäuscht waren Sie, als es mit der LTE-Funktionalität nicht so funktionierte wie gewollt. In vielen Testberichten, die wir gelesen haben, auch solchen, die wir an dieser Stelle nicht explizit erwähnen, schlug diese Enttäuschung durch. Doch als Apple baldige Hilfe versprach, war die Welt wieder in Ordnung. Anders bei der New York Times, dessen Redakteur Brian X. Chen befand: Die Watch ist ein exzellentes Produkt und eine bedeutende Verbesserung gegenüber dem Vorgänger.

Fazit von Matthew Brian X. Chen

Bemerkenswert an der Einschätzung Chens ist, dass ein großer Kritikpunkt am Vorgänger die teils umständliche Bedienung gewesen sein soll. Dass nun aber das neue watchOS 4 auch nicht von jedermann mit offenen Armen empfangen wird, sei dahingestellt. Vor allem aber ist das neue Betriebssystem genauso für die Vorgänger erhältlich. Entsprechend wird alleine dadurch die Einschätzung stark relativiert.

Anerkennen darf man aber, dass Chen gesteht, die Mobilfunk-Variante sei Luxus, den vermutlich die meisten Leute nicht benötigen. Neben dem höheren Anschaffungspreis kommen die zusätzlichen monatlichen Gebühren beim Mobilfunkanbieter nämlich noch dazu.

Die Möglichkeit beim intimen Abendessen mit seiner Frau nicht von seinem Smartphone abgelenkt zu werden, sei prima. Zumal er auch über die Watch das Taxi bestellen konnte. Neidisch war er lediglich, als seine Frau ein Foto des Essens auf Instagram veröffentlichen konnte.

Sein abschließendes Fazit lautet: Wer mit Kurznachrichten und Anrufen seine Kommunikation geregelt kriegt, der ist mit der neuen Mobilfunk-Watch vollends zufrieden. Wer, wie er, aber viel Wert auf E-Mail-Kommunikation legt, kommt um das Smartphone nicht umhin. Denn: E-Mails kommen nur verzögert am Handgelenk an, da erst das Telefon sie empfängt und dann Push-Benachrichtigungen an die Uhr am Handgelenk sendet.

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Mit LTE oder ohne? Eine Frage des Mobilfunkanbieters

So wie Sie beim iPhone 8 die Frage stellen können, ob Sie lieber das Plus-Modell mit Dual-Kamera kaufen sollten, gibt es bei der Apple Watch vermeintlich ebenfalls eine entscheidende Frage. Doch bei der Recherche der Testberichte zeigte sich: Apple nimmt einem die Entscheidung ab. Denn: Wenn Sie nicht bereits Kunde bei einem der teilnehmenden Mobilfunkpartner sind, gibt es vorerst keine Chance, dass Sie die neue eSIM nutzen können. Die Redaktionen aus unterschiedlichen Ländern erfuhren in vielen Fällen, dass nur die angegebenen Partner mitmachen. Zum Teil hat dies sogar technische Gründe. Ausnahmen bestätigen zwar die Regel, aber: In Deutschland gibt es momentan keine Möglichkeit der Teilhabe an der Mobilfunk-Zukunft am Handgelenk. Glaubt man Springer, werden weder O2 noch Vodafone die eSIM anbieten.

Modellwahl eingeschränkt

Trotzdem werden einige von Ihnen die LTE-Watch in jedem Fall kaufen „müssen“. Und zwar diejenigen, die gerne ein Edelstahlgehäuse haben wollen, das zudem auch einen Keramik-Unterboden bietet. Denn dieses Modell gibt es nur in der Variante GPS + Cellular.

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