Streetspotr im Test: Geld verdienen mit dem Smartphone

Geschrieben von Matthias Walbröl
07.08.2013
12:04 Uhr

Im Web finden sich neben dem bekanntesten Anbieter Streetspotr mittlerweile einige Unternehmen, die Besitzern von Smartphones mit spontanen Mini-Jobs vor Ort bares Geld versprechen. Was zunächst ähnlich vertrauenswürdig erscheint wie die blumigen Jobangebote per E-Mail aus Übersee, ist im Kern eine interessante Übertragung von Crowdsourcing auf die Arbeitswelt. Zeit für einen Selbstversuch.

(Bild: iStockphoto.com)
Streetspotr bietet die meisten Spots, viele davon sind zu Beginn aber nicht bezahlt. Mit diesen steigt man stattdessen im Belohnungssystem des Anbieters auf und schaltet mehr bezahlte Aufträge frei.
Fünf Euro für einen Abend im Club inklusiver langer Frageliste für das Personal war der Job mit der besten Bezahlung im Test. Den Eintritt ersetzt Streetspotr nicht.
Regionale Spots sind an keinen festen Standort gebunden und teilweise gut bezahlt.
Streetspotr setzt neben dem Micro-Jobbing auch auf die Zugkraft der eigenen Community.
Wenige, dafür gut bezahlte Spots mit vergleichsweise hohen Anforderungen an Texte und Bilder bietet AppJobber.
Noch nicht ganz ausgereift wirkt das Angebot von cash4feedback. Einen Spot im Kölner Stadtgebiet suchten wir vergeblich.
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Die Idee hinter dem Geschäftsmodell Micro-Jobbing ist eng mit den technischen Fähigkeiten aktueller Smartphones verknüpft. Via GPS und dem mobilen Zugang zum Internet landen aktuelle Arbeitsaufträge auf dem Display der User, inklusive einer detaillierten Beschreibung und einer Checkliste mit allen zu erledigenden Aufgaben. Die Ergebnisse werden im Anschluss über Formulare innerhalb der App des Anbieters eingetragen. Als zusätzliche Information oder Beweis für die Anwesenheit vor Ort dient ein Foto mit der Kamera. Die meisten Jobs sind so innerhalb weniger Minuten erledigt, die Vergütung liegt meist bei niedrigen einstelligen Eurobeträgen.

Streetspotr bietet die meisten Spots, viele davon sind zu Beginn aber nicht bezahlt. Mit diesen steigt man stattdessen im Belohnungssystem des Anbieters auf und schaltet mehr bezahlte Aufträge frei.

Viele Firmen, die solche Aufträge vergeben, verdienen ihr Geld mit Datenbanken zu verschiedenen Themen. Prominente Beispiele sind hier die Branchen Gastronomie und Immobilien. Teilweise werden freie Suchaufträge nach neuen Restaurants oder Bauprojekten vergeben. Oft soll aber auch einfach nur geprüft werden, ob ein alter Eintrag überhaupt noch aktuell ist. Unterm Strich ist für diese Unternehmen selbst eine große Zahl von bezahlten Kleinstjobs in der Regel günstiger als die Beschäftigung eigener Firmenscouts in Vollzeit. Da jeder der sogenannten Spots nur einmal bearbeitet werden kann, sorgt die Konkurrenz der Nutzer untereinander für eine zügige Bearbeitung.

Arbeiten als Streetspotr

Größere mediale Aufmerksamkeit und damit auch ein in den vergangenen zwei Jahren stetig gewachsenes Jobangebot hat seit dem offiziellen Start Streetspotr aus Nürnberg generiert. Jobs gibt es zurzeit neben Deutschland auch in Österreich und der Schweiz, wobei sich die meisten Aufträge in der Nähe großer Ballungszentren befinden. Vor der Sichtung des Angebots in der eigenen Umgebung ist nach dem Start der App allerdings zunächst eine kostenfreie Registrierung erforderlich. Diese kann auch bequem über die offizielle Website durchgeführt werden. Angegeben werden muss hier unter anderem Name und Anschrift. Innerhalb der Community werden User als Standard mit Vornamen und dem ersten Buchstaben des Nachnamens angezeigt. Wer will, kann in den Optionen der App später auch den Vornamen abkürzen lassen.

Einmal angemeldet, zeigt Streetspotr das gewohnte Kartenmaterial von Google Maps. Jobs in der Umgebung erscheinen als kleine Markierungen, ein Tipper auf den jeweiligen Eintrag öffnet dann eine Kurzbeschreibung des Auftrags, ein weiterer dann den vollständigen Auftrag. Im Eigenversuch in Köln gilt es zunächst zu prüfen, ob es ein Restaurant in der Umgebung noch gibt. Sollte dies der Fall sein, gilt es im Anschluss ein Foto der Location von der anderen Straßenseite aus zu knipsen. Außerdem hätte der Aufraggeber gerne Fotos der kompletten Speisekarte. Als Gegenleistung sollen ein Euro und fünfzig Cent auf das Konto des Streetspotrs wandern. Pech hat, wer an der angegebenen Adresse gar kein oder ein anderes Restaurant findet. In diesem Fall gibt es nur noch fünfzig Cent, was man sich vorab aber erst selber in den ellenlangen „Weiteren Infos“ erschließen muss. Ebenso ist es möglich, dass es beim Restaurant keinen Schaukasten mit der Speisekarte gibt. In diesem Fall bleibt einem nichts weiter übrig, als das Personal um Hilfe zu bitten. Ist der Laden gerade geschlossen oder der Besitzer will von Streetspotr nichts wissen, kann der Auftrag nicht abgeschlossen werden.

Punktejagd für bessere Jobs

Neben dem ungewissen Erfolg bei den über das Kölner Stadtgebiet verteilten Gastro-Jobs fallen aber noch zwei weitere Punkte auf. Etliche der auf der Karte gelisteten Jobs haben als Symbol eine grüne Null, während einige der besser bezahlten Aufträge mit einem roten Sperrvermerk versehen sind. Hier kommt mit den StreetPoints zum ersten Mal die virtuelle Zusatzwährung von Streetspotr ins Spiel. StreetPoints gibt es anteilig auch für jeden bezahlten Auftrag, am einfachsten verdienen lassen sie sich aber über die vielen unbezahlten Spots auf der Karte. Streetspotr mit einem hohem Punktekonto und den damit oft verbunden Leistungsabzeichen wie „Amateurfotograf“ erhalten dafür mehr Angebote und können die zuvor gesperrten Jobs annehmen.

Fünf Euro für einen Abend im Club inklusiver langer Frageliste für das Personal war der Job mit der besten Bezahlung im Test. Den Eintritt ersetzt Streetspotr nicht.

Letztendlich heißt eine bessere Vergütung aber nicht automatisch, dass der Auftrag lukrativer ist. Bestes Beispiel im Test war ein mit schon interessanten fünf Euro bezahlter Job, bei dem es um eine Trend-Spirituose ging. In einem Club soll hierbei geprüft werden, ob der Schnaps dort angeboten wird. Doch damit ist es nicht getan. Zum erfolgreichen Abschluss müssen zusätzlich Mitarbeiter nach der durchschnittlichen Zahl der Gäste an einem Samstag ausgefragt werden. Ein Barkeeper soll dazu Rede und Antwort zu einem kleinen Fragenkatalog rund um das genannte Getränk stehen. Wenn dieser zur gleichen Zeit zehn tatsächliche Kunden zu bedienen hat, kann man sich die eigenen Erfolgsaussichten in etwa selber ausrechnen. Da macht es auch keinen großen Unterschied mehr, dass man zum Abschluss des Auftrags natürlich auch erstmal in die Location muss und es diverse Fotos zu schießen gibt. Mehr als 15 Punkte gilt es für die fünf Euro abzuarbeiten, den in der Regel fälligen Eintritt zahlt man natürlich selber.

Regionale Spots, Konkurrenz und Fazit

Zusätzliche Chancen mit regionalen Spots

Abseits der normalen Kartenansicht gibt es bei Streetspotr auch eine übersichtliche Liste mit allen Spots in der Umgebung. Diese ist gerade in großen Ballungsgebieten deutlich einfacher zu bedienen. Wer etwas außerhalb wohnt und entsprechend wenig in der direkten Nachbarschaft zu tun hat, der findet dort in einer immer ganz oben angezeigten Spalte regionale Spots. Stattliche sechs Euro gab es bei uns beispielweise für die Meldung von Verschmutzungen und Beschädigungen in den Regionalbahnen der Deutschen Bahn. Cash gibt es auch für Streetspotr, die ein Hotel- oder Wohnbauprojekt als erstes melden. Vorab sollte man hierbei in der App überprüfen, ob nicht schon ein anderer Scout hierfür einen Eintrag eingereicht hat. Bezahlt wird immer nur die erste Einsendung.

Streetspotr setzt neben dem Micro-Jobbing auch auf die Zugkraft der eigenen Community.

Zu den wichtigsten Tugenden eines Streetspotrs zählt neben dem aufmerksamen Lesen der Jobbeschreibungen auch der schonende Umgang mit dem verfügbaren Datenvolumen der eigenen mobilen Internetflat, die man als Micro-Jobber unbedingt bei seinem Anbieter buchen sollte. Gerade der Upload von Bildern und der für einige Jobs nötigen Screenshots frisst das Datenvolumen schnell auf. Im besten Fall sammelt man seine eigentlich fertig bearbeiteten Aufträge und schiebt später alle zusammen später aus dem heimischen WLAN oder über einen öffentlichen Hotspot auf den Server von Streetspotr. Hier greift wieder das System der StreetPoints. Anfänger können maximal fünf Aufträge gleichzeitig bearbeiten, das erste Upgrade auf 10 gibt es mit schnell verdienten 300 StreetPoints. Aktive User mit 1000 Punkten auf dem Konto können das Maximum von 20 angenommenen Aufträgen nutzen.

Angebot und Konkurrenz

Obwohl seit dem offiziellen Start schon einige Zeit vergangen ist, hat sich das Angebot an bezahlten Jobs für Neueinsteiger nicht wirklich stark erweitert. Die Aufträge sind oft an einen ganzen Katalog von Bedingungen geknüpft. Kann aus bestimmten Gründen ein Teil der Aufgabe nicht gelöst werden, kippt dies meist sofort die Aussicht auf eine Bezahlung. Diese Einschränkung gilt natürlich nur teilweise, wenn man gerade eh in der Gegend unterwegs ist und am Spot mit einem kleinen Umweg vorbeikommt. Zum gezielten Geldverdienen waren die entsprechenden Spots in der Großstadt in der Summe zu weit auseinander und einzeln zu schlecht bezahlt. Das mag sich zu einem Grad ändern, wenn man im Belohnungssystem von Streetspotr auf die höheren Stufen klettert. Den Nachweis kann hier nur ein Dauertest bringen. Man muss der App und der angeschlossenen Community auf jeden Fall einen gewissen Spaßfaktor zugestehen. So gibt es die in einigen Städten Aufgabe des „Fremdenführers“, bei der man sich mit Fotos von Sehenswürdigkeiten der eigenen Stadt ein paar StreetPoints verdienen kann.

Wenige, dafür gut bezahlte Spots mit vergleichsweise hohen Anforderungen an Texte und Bilder bietet AppJobber.

Wenn der Weg zum Profi-Micro-Jobber bei Streetspotr aber steinig ist, wie sieht es dann bei der Konkurrenz aus? Überraschend wenig zeigt die Recherche sowohl bei Android als auch bei Apple. Direkt neben Streetspotr wird hier der AppJobber präsentiert. Hier stehen nach dem Start der App alle Spots komplett zur Verfügung, im Angebot stöbern kann man auch ohne Registrierung. Die wenigen Spots waren alle mit fünf Euro vergütet und einfach zu bearbeiten. Dafür gibt es eine lange Liste mit genauen Anforderungsprofil für die zu erstellenden Fotos. Ebenso wünscht sich der Anbieter einen kleinen Beschreibungstext mit ca. 500 Zeichen ohne grobe Schnitzer bei Rechtschreibung und Grammatik. Entsprechend lang ist die Liste der möglichen Fehler, die zu einer Ablehnung der Einsendung führen können.

Noch nicht ganz ausgereift wirkt das Angebot von cash4feedback. Einen Spot im Kölner Stadtgebiet suchten wir vergeblich.

Nicht besser sieht es bei cash4feedback aus. Das Angebot hat mittlerweile den Betastatus verlassen, von der Benutzerführung liegen zwischen dem Konkurrenzangebot und Streetspotr trotzdem noch Welten. Es fehlt allerdings auch schlicht an passenden Aufgaben. Bei unserer Stichprobe herrschte im Stadtgebiet von Köln gähnende Leere. Die wenigen Aufträge im Umland waren im Schnitt mit 2,50 Euro vergütet. Dafür will der Auftraggeber komplette Rechercheinterviews mit diversen Ladenbesitzern.

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Fazit

Idee gut, Spaßfaktor vorhanden, Reichtümer nicht zu erwarten. Streetspotr ist im direkten Vergleich der klare Punktsieger unter den Anbietern von Micro-Jobbing via Smartphone. Die Stimmen aus der Community und den Bewertungen der Apps zeichnen ein durchaus positives Gesamtbild. Zwar reagierte die App im Test oft ein wenig träge, Abstürze gab es dafür keine zu beklagen. Wer oft mit dem Smartphone unterwegs ist und zur Auszahlung seiner Micro-Jobs über ein Konto bei PayPal verfügt, hat mit Streetspotr zumindest einen netten Zeitvertreib zur Überbrückung von Wartezeiten zur Hand. Wenn das Team jetzt noch mehr Unternehmen von den Vorzügen des Micro-Jobbings überzeugt, kann aus der Idee mit Sicherheit eine richtige Erfolgsstory werden.

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