Vom Empfänger zum Sender: Werden Sie zum Podcast-Profi!

Geschrieben von Christian Steiner
14.03.2013
12:18 Uhr

Ob hochprofessionelle Radio-Produktionen oder Amateurfunk aus dem Hobby-Keller: Podcasts bringen die Vorzüge aus Radio und Internet in einem Format zusammen. Wir zeigen, wie man seinen eigenen Podcast erstellt.

(Bild: apple.com)
(Bild: Podcast.de )Podcast.de ist ein umfangreiches Verzeichnis und eine gute iTunes-Alternative zum Entdecken von neuen Sendungen.
(Bild: bitsundso.de)Der wöchentliche Podcast "Bits und so" rund um Mac, iPhone und iPad überzeugt mit Beständigkeit und lockerer Gesprächsrunde.
(Bild: der-lautsprecher.de)Lautsprecher: Die Sendung vom Podcast-Papa Tim Pritlove erklärt, wie das Podcast-Machen funktioniert.
(Bild: cre.fm)Der Podcast CRE befasst sich mit Themen rund um Technik, Kultur und Gesellschaft, punktet also mit seiner Themenvielfalt.
(Bild: flimmerfreunde.de)Flimmerfreunde: Die lockere Runde rund um Bernd Begemann befasst sich mit Kinofilmen und Filmthemen.
(Bild: breakfast.vu0.org)Breakfast at manuspielt’s ist ein täglicher Podcast, der kurz und bündig einzelne Themen rund um Videospiele mit Gästen bespricht.
(Bild: thisamericanlife.org/podcast)Der Podcast „This American Life“ der gleichnamigen Radioshow ist mit das Beste, was amerikanischer Rundfunk zu bieten hat.
(Bild: wtfpod.com)Marc Maron lädt jede Woche hochkarätige Gäste und Stars zur lockeren Talk-Runde „WTF-Podcast“ ein.
(Bild: giantbomb.com/podcasts)Giant Bombcast: Die wöchentliche Sendung rund um Videospiele punktet besonders mit ihrem Humor und Themen abseits von Spielen.
(Bild: slashfilm.com/category/.../slashfilmcast)Der Podcast „Slashfilmcast“ zum großen Filmblog /Film sendet nicht nur live, sondern nutzt auch Skype zum Zuschalten der Gäste.
Werbung

Podcasts sind eine eigene kleine Audio-Welt: Sie lassen sich irgendwo zwischen Amateur-Radio und professionellen Audio-Reportagen einordnen. Ihr großer Reiz entspringt dieser ungenauen Definition. Denn im Gegensatz zum Radioprogramm gehen sie oft ins Detail. Ganz gleich ob es um Hobbys, Informationen zu einer Firma oder einem Produkt oder um Lernstoff geht: Jedes Interessengebiet wird in der einen oder anderen Form abgedeckt. Und das Beste: Es ist ganz leicht, vom Zuhörer zum Sender zu werden.

Was sind Podcasts?

Vor dem Griff zum Mikrofon bietet sich ein kleiner Überblick zum Thema Podcasting an. Der Begriff setzt sich aus dem englischen Wort „broadcasting“ – also „senden“ – und „iPod“ zusammen. Apples mobile Audio-Player stehen also untrennbar mit dem Phänomen Podcasting in Verbindung und sind ein wichtiger Grund für die weite Verbreitung des Mediums. Erst mit der Integration des Podcast-Verzeichnisses in den iTunes Store explodierte die Reichweite der Audio-Formate.

Im Grunde bezeichnet der Begriff Podcast alles, was regelmäßig als Audio- oder Videoformat im Internet veröffentlicht wird. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender haben das Medium für sich entdeckt und bieten eine Vielzahl der eigenen Sendungen kostenlos im iTunes Store an. Die eigentlichen Perlen stammen jedoch nicht nur aus den großen Sendeanstalten, sondern oftmals aus heimischen Wohnzimmern der Amateure.

Erste Schritte: Das richtige Setup

Bevor man sich ans Mikrofon setzen und die erste eigene Sendung aufnehmen kann, sind einige Vorbereitungen nötig. Zunächst sollte sich der potentielle Podcaster mit der nötigen Audio-Software vertraut machen und einige Testaufnahmen machen.

Aufnahme-Software

Apple liefert alle Macs mit der Audio-Software „GarageBand“ aus, die auch für Podcaster eine empfehlenswerte Lösung ist. Sobald ein neues Projekt gewählt wird, bietet das Programm gleich eine Vorlage für Podcasts zur Auswahl an. Zu Beginn werden vier Spuren vorgegeben, die aber noch erweitert, gelöscht oder anpasst werden können. Insgesamt werden zwei Spuren für die Moderatoren vorgeschlagen, eine für Jingles und eine weitere als allgemeine Podcast-Spur. In dieser Spur können beispielsweise Bilder eingefügt werden, die Hörer anschließend auf ihrem mobilen Gerät bei der Wiedergabe Ihrer Sendung angezeigt bekommen. Außerdem können einzelne Kapitelmarken gesetzt und mit einem entsprechenden Link versehen werden. Eine Alternative nicht nur für Windows-Nutzer ist die kostenlose Audio-Software „Audacity“, die viele aus GarageBand bekannte Funktionen mitbringt. So können problemlos Mikrofone angeschlossen und Musikdateien geschnitten, editiert und gemischt werden. Analoge Aufnahmen können mittels Klick- und Popp-Filter aufgewertet werden. Außerdem gibt es einen  Envelope-Editor, mit dem die Lautstärke einzelner Passagen bearbeitet  werden können und eine Pitch-Funktion mit der sich Tonhöhe und Tempo verändern lassen.

Mikrofone & Hardware

Ein wichtiges Puzzle-Stück in dem Podcast-Setup stellt das Mikrofon dar, die einfachste Lösung sind USB-Mikrofone, die an den Rechner angeschlossen werden. Damit ist es möglich, jedem Teilnehmer eine eigene Audio-Spur in Garageband zuzuweisen, um die Arbeit in der Nachproduktion zu erleichtern. Mehr Möglichkeiten erkauft man sich allerdings mit einem externen Mischpult bzw. Audio-Interface. Dort lassen sich per XLR-Stecker handelsübliche Gesangsmikrofone anschließen. Großmembran-Mikrofone eigenen sich besonders gut für Sprachaufnahmen, neigen aber dazu, mehr als nur einen Moderator einzufangen. Das kann so zu einem störenden Echo in der fertigen Aufnahme führen.

Wer ein Audio-Interface einsetzt, stellt sich unweigerlich die Frage: USB oder Firewire? In vielen Fällen beantwortet der Computer diese Frage im Alleingang, denn nicht jedes Gerät besitzt überhaupt einen Firewire-Anschluss. Steht man vor der Wahl, stellt Firewire aber die bessere Alternative dar. Der Vorteil: Alle angeschlossenen Mikrofone lassen sich auf unabhängigen Spuren zum Computer schicken. Somit hat jeder Moderator im Schnittprogramm eine eigene Audio-Spur. Bei USB-Interfaces wird hingegen nur eine gemeinsame Spur an den Rechner geschickt.

Eine schöne Alternative stellen natürlich Headsets dar. Sie erlauben für die Moderatoren größtmöglichen Komfort, denn das Mikrofon befindet sich immer direkt vor dem Mund. Allerdings fangen die Headsets durch die Nähe auch jedes kleine Schmatzgeräusch auf und können so wiederum unangenehm für die Höhrerschaft sein.

Die Aufnahme

Generell sollte jede einzelnen Sendungen im Vorfeld der Aufzeichnung inhaltlich vorbereitet werden. Gerade bei einem Talk-Show-Format sind lange Denkpausen der Moderatoren für die Zuhörer störend. Abhilfe schaffen verschiedene Tools wie Google Docs, Evernote oder Apples Notizen-App Damit können Nutzer ihre Sendung in einzelne Themen-Blöcke strukturieren. Kurz vor der Aufnahme sind verschiedene Audio-Checks angebracht. Am besten sollten im Vorfeld kurze Wortwechsel in verschiedenen Sprech-Lautstärken aufgezeichnet werden, damit der User beim späteren Schneiden keine unangenehmen Überraschungen erlebt. Alle Gesprächspartner müssen in etwa die gleiche Lautstärke in der Aufnahme besitzen. Auch während der Aufnahme sollte das Equipment im Auge behalten werden, Klick- und Tipp-Geräusche von Mäusen und Tastaturen können allerdings die Aufnahmequalität beeinträchtigen.

Nachbearbeitung und Musik

Nachdem das GarageBand- oder Audacity-Projekt auf der Festplatte liegt, geht es an die Nachbearbeitung. An dieser Stelle können unnötige Passagen herausgeschnitten und Jingles oder Musik-Einspielungen eingefügt werden. Bei der Verwendung von Musik ist allerdings Vorsicht geboten. Egal ob einzelne Segmente mit Musik getrennt oder zu Beginn ein kurzes Intro gespielt werden sollen: iTunes & Co. sollten dafür lieber nicht als Quelle dienen. Auch wenn einzelne Tracks bei iTunes oder auf CD gekauft wurden, können selbige nicht einfach in die Sendungen geschnitten werden. Nötig wäre dafür eine Lizenz der GEMA, die als Interessenvertreter der Musikschaffenden und -firmen fungiert. Die bietet zwar Lizenzen für Podcaster an, bittet dafür aber auch ordentlich zur Kasse. Deshalb ist der Griff zu GEMA-freien Musiktiteln sinnvoll. Das Creative-Commons-Lizenzwerk erlaubt das Teilen und Verbreiten von Musik ohne einen Kostenaufwand. Beachtet werden sollten allerdings die Lizenzabstufungen. Manche Musiker verbieten beispielsweise eine kommerzielle Nutzung. Bei anderen muss als Gegenleistung der Interpret genannt werden. Die weiteren Regelungen fallen je nach Lizenz unterschiedlich aus. GEMA-freie Musikquellen sind beispielsweise die Musikplattform für Creative-Commons-Musik, jammendo.com oder creativecommons.org, eine Creative-Commons-Suchmaschine, die neben Musik auch Bilder und Texte liefern kann und SoundCloud.com, eine Musikplattform für unabhängige Künstler.

Export

Generell gilt, dass das MP3-Format am besten für Reichweite und eine große Vielfalt an Abspielgeräten geeignet ist. Allerdings unterstützt das Format keine Kapitelmarken oder erweiterte Funktionen wie Verlinkungen zu Internetseiten. Bei einer Talk-Show ohne Musik-Einsatz reicht Mono-Qualität vollkommen aus. So reduziert sich die Größe der Audio-Datei, was besonders für den späteren Download der Datei durch die Zuhörer von Vorteil ist. Nach dem Export hat der Nutzer eine Audio-Datei auf der Festplatte, die sich beispielsweise in iTunes importieren lässt. Dort können Sie die Meta-Daten wie beispielsweise den Namen der Sendung, das Erscheinungsjahr und das Genre ändern. Somit ist Ihre Datei nun fertig für die Veröffentlichung im Internet.

Veröffentlichung und Monetarisierung

Ab ins Netz

Der erste und vermutlich wichtigste Schritt ist die Entscheidung bezüglich einer Plattform, die die verschiedenen Episoden in Zukunft beheimaten soll. Hinter jedem erfolgreichen Podcast steckt natürlich auch eine eigene Internetseite. Die gängigste Variante stellt das Blog-System Wordpress dar. So kann der User jedes kleine Detail mitbestimmen, egal ob das Design der Internetseite oder die Platzierung von möglichen Werbebannern. Anders hingegen sieht es bei Komplettlösungen aus, die das Hosting der Internetseiten übernehmen. Dort kann man beispielsweise auch ein Wordpress-Blog hosten lassen oder auf andere Anbieter ausweichen. Der Micro-Blogging-Dienst tumblr.com bietet beispielsweise auch Möglichkeiten für Podcaster an. Allerdings sind User dort weniger flexibel was die Gestaltung des Blogs angeht und der Upload von Audio-Dateien ist nur begrenzt möglich. Eine weitere, ergänzende Möglichkeit ist soundcloud.com. Der Dienst spezialisierte sich bisher auf das Hosting von Audio-Dateien von Musikern. Allerdings wagt sich das Berliner Unternehmen mittlerweile auch in Podcast-Regionen vor.

Wer Inspiration für sein neues Format sucht, dem bietet das Netz bereits jetzt schon eine große Auswahl schöner Podcasts. Wir haben ein Best-Of zusammengestellt.

(Bild: Podcast.de )Podcast.de ist ein umfangreiches Verzeichnis und eine gute iTunes-Alternative zum Entdecken von neuen Sendungen.

RSS-Feeds funken in die Welt

Egal wofür Sie man sich entscheidet, am Ende sollte sich ein RSS-Feed aus den Podcast-Beiträgen generieren lassen. Das RSS-Format ist so etwas wie der Zeitungsbote für den Blog bzw. Podcast, mit dem die Hörerschaft jede neue Episode kostenlos in den passenden Feed-Reader geladen bekommt. Erst mit diesem automatisierten Feed ist es möglich, den Podcast auch in den iTunes Store zu stellen.

Der iTunes Store verhält sich für Podcast-Anbieter nämlich anders als für Musiker oder App-Entwickler. Die Episoden werden nicht auf Servern in Cupertino geladen. Stattdessen müssen sich die Anbieter selbst um ihren Webspace kümmern. Der iTunes Store greift nur den RSS-Feed auf.

Nach der korrekten Formatierung des Feeds sollte selbiger auf Seiten wie feedvalidator.org kontrolliert werden. Leider bietet iTunes als Podcast-Anbieter keinerlei Statistik-Tools, wie beispielsweise iTunes Connect für App-Entwickler. Alternativ kann man sich aber über das eigene Plugin-Tools in der Blog-Software behelfen. Eine Alternative stellt Feedburner dar, ein mittlerweile von Google aufgekaufter RSS-Feed-Service. Dort können auch komfortabel kleine Korrekturen am Feed vorgenommen werden, die besonders für die Darstellung im iTunes-Store wichtig sind. Der Dienst punktet aber vor allem durch umfangreiche Statistiken zur Reichweite und Downloads einzelnen Podcast-Episoden. Leider ist die Zukunft dieses praktischen Dienstes ungewiss, da Google im Oktober 2012 bereits erste Entwickler-Funktionen abgeschaltet hat. Ein weiterer, aber noch sehr junger Dienst zur Podcastverbreitung ist bitlove.org. Das Projekt wurde von Podcast-Urgestein Tim Pritlove initiiert, sodass bereits einige andere namenhafte Podcaster auf den Zug aufgesprungen sind. Das Prinzip ist einfach und entlastet vor allem den eigenen Server: Für jede Episode aus dem RSS-Feed wird automatisch eine BitTorrent-Datei erstellt. Somit verteilen sich die Podcasts in bewährter File-Sharing-Manier von Computer zu Computer, anstatt zentral durch den eigenen Server.

Podcasts und Social Media

Nachdem der eigene Podcast ins Netz gestellt und im iTunes Store vertreten ist, muss natürlich auch die Welt davon erfahren. Neben den sozialen Netzwerken wie Twitter- und Facebook  gibt es auch einige Angebote aus der Podcast-Community, die sich auf die Verbreitung und Bekanntmachung von Podcasts spezialisieren. Zum einen ist da die Plattform podcast.de, auf der der RSS-Feed eintragen wird. Die Seite fungiert als Podcast-Verzeichnis, vergleichbar mit dem iTunes Store. Außerdem können Fan-Projekte wie hoersuppe.de bei der Verbreitung helfen. Dort werden regelmäßig neue Podcasts vorgestellt sowie Vorhersagen zu bald erscheinenden Episoden als eigener Podcast produziert.

Monetarisierung

Die einfachste Möglichkeit ab Start Geld zu verdienen, stellt der Spenden-Dienst flattr dar. Nach einer kostenlosen Anmeldung und einem einfachen Einbau der nötigen Spenden-Knöpfe in die Internetseite, ist die Seite startklar. Die Nutzer des Dienstes können so über simple Klicks Spenden zukommen lassen. Die Höhe des Spendenbetrages richtet sich nach der Höhe des Spendenkontos und der Anzahl der Klicks durch den einzelnen Nutzer. Verteilt ein Nutzer mit 2 Euro auf dem eigenen Konto 10 Klicks im Netz, so bekommt jeder Spenden-Empfänger 20 Cent. Bei nur einem Klick gehen die vollen 2 Euro raus. Somit sind vor allem Kleinstbeträge möglich. Der Dienst verlangt von Anbieter eine Gebühr in Höhe von 10%, wenn sie die erhaltenen Spenden ausgezahlt bekommen möchten. Natürlich können auch Spenden über PayPal entgegen genommen werden, indem ein Spenden-Formular einrichtet und mit der Internetseite verlinkt wird. Der Aufwand ist dabei aber für den Spender ein wenig höher und es müssen Gebühren an den Bezahldienst abgetreten werden.

Als zweites Standbein empfehlen sich außerdem Affiliate-Links von Anbietern wie Amazon oder auch iTunes. Nach der kostenlosen Aufnahme in diese Programme kann der Nutzer eigene Links zu den Angeboten der Händler auf seiner Internetseite erstellen. Bei jedem Kauf, der über den Link getätigt wird, wird der Nutzer zu einem kleinen Anteil beteiligt. Wer über eine größere Hörerschaft verfügt, für den eignen sich besonders klassische Werbeformen wie Sponsoring im Podcast oder Werbanner auf der Internetseite. Dazu braucht es allerdings mehr als ein paar Zuhörer, um interessant für Werbepartner zu werden.

Wer das Podcasting ernst nimmt, wird schnell in steigende Kosten laufen. Der Web-Space muss bezahlt werden und vielleicht ist auch bald mal ein neues Mikrofon fällig. Die Möglichkeiten zur Geldgewinnung sind zwar recht vielfältig, aber die Erfolgsaussichten eher gering. Geldverdienen sollte also niemals das Hauptanliegen sein.

Werbung
Cookies helfen uns, bei der Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Verstanden