Coolness in Alu: HP Envy x2 getestet

Geschrieben von Mehmet Toprak
25.04.2013
17:22 Uhr

Tablets mit Windows 8 und andockbarer Tastatur gehören im Moment zu den Rennern auf dem Mobilmarkt. Eines der interessantesten Modelle ist der HP Envy x2. Der HP-Rechner begeistert in vielen und enttäuscht in wenigen Punkten. In einem Punkt zeigt er eine skurrile Schwäche.

(Bild: HP)Mit angedockter Tastatur ist Envy x2 wie ein klassisches Notebook verwendbar.
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Design und Haptik

Perfekt. Das ist das erste Wort das einem einfällt, wenn man HPs Envy x2 zum ersten Mal in die Hand nimmt. Die HP-Designer haben erstklassige Arbeit geleistet. Das gebürstete Aluminiumgehäuse wirkt anmutig, edel und robust zugleich. Das Scharnier zwischen Display und Tastatur, das sich bei anderen Modellen oft verschämt im Gehäuse versteckt, durchbricht selbstbewusst die gerade Außenlinie des Gehäuses und wird so zum eigenen Gestaltungselement.

Der tolle Ersteindruck relativiert sich leider etwas, wenn man den Envy x2 aufklappt. Die Oberfläche des Tastatur-Teils ist nämlich nicht aus Metall, sondern aus silberfarbenem Kunststoff. Die Verarbeitung ist zwar tadellos, wirkt aber eben nicht mehr ganz so hochwertig wie die edle Außenhaut aus Aluminium. Außerdem blendet das silberfarbene Finish empfindliche Augen, wenn man im Licht einer starken Lampe arbeitet. Das mittig angeordnete Touchpad macht auch nicht den allerbesten Eindruck. Es funktioniert zwar einwandfrei, wirkt aber beim Draufdrücken eine Spur wackelig. Fährt man mit dem Finger über die fein strukturierte Oberfläche des Touchpads, produziert es ein seltsam schabendes Geräusch. Auch nicht schlimm, aber in einem stillen Raum kann das skurrile Schaben irgendwann schon irritieren.

Zugegeben, das ist Meckern auf hohem Niveau. Aber das schöne Aluminium-Finish weckt nun mal sehr hohe Erwartungen, die das Tablet nach dem Aufklappen nicht mehr ganz erfüllen kann.

Die Tastatur selbst ist solide verarbeitet, die Tasten liegen weit auseinander, man tippt fast wie auf einer großen Desktop-Tastatur.

Gut ausgedacht haben sich die Designer auch den Mechanismus, mit dem Tablet und Tastatur verbunden, beziehungsweise getrennt werden. Zum Trennen ist einfach ein Schiebeschalter im Scharnier nach links zu drücken. Will man das Tablet mit der Tastatur verbinden, setzt man es einfach auf zwei dicke Metallblätter und drückt es bis zum Einrastpunkt nach unten. Die für die Metallblätter vorgesehenen Schlitze am Tablet werden nach außen breiter. Damit setzen auch feinmotorisch weniger Begabte das Display ohne langes Gefummel auf.

Das Display

Das Display arbeitet mit der IPS-Technik (IPS, In-Plane-Switching). Ein Vorzug dieser Technik ist die Unabhängigkeit vom Blickwinkel. So können zwei Personen bequem Fotos ansehen. Das Display ist hell genug, um auch im Sonnenlicht noch ein gut erkennbares Bild zu liefern. Trotz Anti-Glare-Funktion ist es aber nicht ganz spiegelfrei.

HP hat keine herkömmliche Festplatte, sondern eine Festplatte mit SSD-Technik (SSD, Solid State Disc) eingebaut, also ein elektronisches Speicherlaufwerk ohne rotierende Teile. Deren Speicherkapazität ist mit 64 Gigabyte nicht üppig, doch zum Lagern größerer Datenmengen ist so ein Tablet ohnehin nicht gedacht. Der Vorteil der SSD besteht darin, dass sie völlig lautlos arbeitet, weniger Energie benötigt und nicht so heiß wird.

In die gleiche Richtung zielt auch der verbaute Atom-Chip von Intel. Der Dualcore Atom Z2760 ist auf niedrige Energieaufnahme getrimmt, wird dementsprechend nicht so heiß und benötigt deshalb keine aktive Kühlung. Für den Anwender bedeutet dies, dass, erstens, der Akku nicht so schnell schlappmacht, zweitens, das Gerät lautlos arbeitet und drittens, nicht sonderlich heiß wird. Selbst, wenn man den Rechner eine Stunde lang auf dem Schoß hält, entstehen keine neuen Bügelfalten auf der Hose.

Die Kehrseite des dezenten Auftritts ist, dass die Performance des HP-Tablets recht mau ausfällt. Den Start von Programmen oder das Öffnen von Fotos oder Videos geht der Envy x2 eher gemächlich an. Das gilt nicht für den Systemstart. Windows 8 startet ohnehin deutlich schneller als die Vorgängerversionen und die schnelle SSD-Festplatte tut ein Übriges, den Start zu beschleunigen. Als Nutzer hat man nach dem Einschalten fast das Gefühl, der Envy x2 sei gerade aus dem Stand-by erwacht.

Bedienung mit Windows 8

Und die Bedienung mit Windows 8? Die funktioniert so gut oder so schlecht, wie Windows 8 nun mal ist. Einerseits funktioniert das Wischen und Tippen auf den Kacheln völlig reibungslos. Windows-8-Neulinge werden schnell Spaß daran finden. Texte schreiben geht dank der guten Tastatur leicht von der Hand, im reinen Tablet-Betrieb leistet die Bildschirmtastatur gute Dienste. Für Nutzer, die den Rechner hauptsächlich für einfache Tasks verwenden wie Websurfen, Fotos ansehen, Mails schreiben und ein Spielchen zwischendurch, bietet Windows 8 in Kombination mit dem Tablet ein nahezu perfektes Bedienerlebnis.

Schwieriger wird es, wenn man mit komplexen Programmen wie beispielsweise Office-Software arbeitet oder im Windows Explorer mit Ordnern und Dateien jongliert. Denn bei diesen klassischen Desktop-Programmen gibt es eine ganze Menge kleiner Schaltflächen, die man mit dem Finger nur schwer trifft. Das Navigieren im Windows Explorer oder das Aufrufen der Systemeinstellungen geht mit der Maus doch wesentlich präziser als über die Touch-Bedienung. Eine drahtlose Maus ist übrigens von HP als Zubehör erhältlich.

Weitere Features

Die Lautsprecher von Beats Audio sind keineswegs schlecht, produzieren aber keinen besonders auffällig guten Klang. Von der "derzeit besten und sattesten Audiowiedergabe" wie HP sie anpreist, ist nicht viel zu spüren. Bei den Minilautsprechern im flachen Gehäuse ist das auch kaum möglich.

Die Qualität des Soundchips zeigt sich erst über Kopfhörer, den man direkt ins Tablet einstöpseln kann. Das Klangbild ist feinzeichnend und durchsichtig, unverstärkte Instrumente wie beispielsweise Geige oder Klavier kommen sehr natürlich rüber. Allerdings schwächelt der Bass, so fehlt es dem Klangbild letztlich an Volumen. Aber für die Hintergrundberieselung mit MP3-Musik während der Arbeit oder für die Audiowiedergabe bei Videos ist der Sound völlig ausreichend.

Digicam

Die Auflösung der Kamera lässt sich zwischen 0,3 und 8,0 Megapixel regeln. Daneben sind auch Kontrast und Helligkeit bei der Belichtung einstellbar, weitere Einstellmöglichkeiten bietet das Kameramodul nicht. Das ist bei einem Tablet-PC sicher auch nicht nötig. Die Bildqualität liegt auf dem Niveau einer sehr einfachen Digicam beziehungsweise eines guten Smartphones.

Wer auf dem Tablet beispielsweise Fotos von einer externen Digicam betrachten und diese vorher via USB-Stick oder SD-Karte auf den Rechner überspielen will, stößt auf ein kleines Problem. Die entsprechenden Anschlüsse befinden sich nämlich allesamt auf dem Keyboard-Modul, nicht auf dem Tablet. Man muss also das Tablet erst wieder ans Keyboard andocken, die Dateien kopieren und kann dann erst loslegen.

Alternativen

Als Alternativen kommen beispielsweise Acers Iconia-Serie, Lenovo Ideatab Lynx, Asus' Vivotab Smart und natürlich Microsofts Surface Pro infrage.

 

Technische Daten

  • Name: HP Envy x2-PC  
  • Preis: 799 Euro
  • Betriebssystem: Windows 8 Pro 32 Bit
  • Display: 29,4 cm (11,6 Zoll) HD-Auflösung (1366 x 768)
  • LED-Hintergrundbeleuchtung
  • Prozessor: 1.80 GHz Dualcore Intel Atom Z2760
  • Festplatte: SSD, 64 Gigabyte
  • Arbeitsspeicher: 2 Gigabyte
  • Kamera: Nach vorne gerichtete Webcam mit 1080p mit integriertem Mikrofon
  • 8-Megapixel-Digicam Kamera auf Rückseite mit LED-Flash
  • Stromversorgung: Lithium-Ionen-Akku (2 x 2 Zellen)
  • 20-Watt-Netzteil
  • Anschlüsse:
  • 802.11a/b/g/n WLAN, Bluetooth, HDMI, Kombianschluss Kopfhörerausgang/Mikrofoneingang, 2 x USB 2.0
  • Kartenleser
  • Abmessungen: 30,3 x 20,6 x 1,9 Zentimeter
  • Gewicht: 1,4 Kilogramm gesamt,
  • 0,7 Kilogramm (nur Tablet)
  • Zubehör: Wi-Fi Touchmaus HP X7000 (sechs programmierbare Tasten) 50,41 Euro

 

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Fazit

Mit 799 Euro ist der HP Envy x2 relativ teuer. Man bekommt dafür aber einen echten Gegenwert. Der HP Envy x2 ist ein wunderschön designter Tablet-Rechner mit angedockter Tastatur. Anwender, die unterwegs auch mal längere Texte tippen oder sogar mal eine Maus anschließen wollen, werden das Konzept schnell zu schätzen wissen. Als Multimedia-Tablet und Surfmaschine ist das Gerät unschlagbar. Kleinere Mängel wie beispielsweise die nur durchschnittliche Performance oder das Fehlen eines USB-Anschlusses auf dem Tablet-Teil sind verschmerzbar. Wer seinem Nachwuchs oder der Freundin einen Envy x2 schenkt, erntet einen dankbaren Blick - und garantiert ein anerkennendes "Cool!".

(Bild: HP)Im Onlineshop kostet der HP Envy 799 Euro.
(Bild: HP)Das Display lässt sich sehr leicht auf das Tastatur-Modul aufsetzen.
(Bild: Mehmet Toprak)Genau richtig: Das gebürstete Aluminium der Envy x2 vermittelt gleichzeitig Eleganz und Robustheit.
(Bild: Mehmet Toprak)Elemente wie der Einschaltknopf sind präzise eingefasst.
(Bild: Mehmet Toprak)Selbst der Gummifuß des HP-Tablets sieht gut aus.
(Bild: Mehmet Toprak)Weit auseinanderliegende Tasten ermöglichen bequemes Tippen.
(Bild: Mehmet Toprak)Der silberfarbene Kunststoff der Tastaturauflage ist nicht ganz so hochwertig wie das Aluminium der Außenseite.
(Bild: Mehmet Toprak)Die Kamera des Envy x2 bietet eine Bildqualität auf dem Niveau einer einfachen Digicam oder eines guten Smartphones.
(Bild: Mehmet Toprak)Das Foto wurde mit der Kamera des Envy x2 in höchster Auflösung (1080p) aufgenommen.
(Bild: Mehmet Toprak)Stillleben mit Bügeleisen: Das 29,4 Zentimeter große Display des Envy x2 ist nicht spiegelfrei.
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