Special: Lauf-Apps im Vergleich

Geschrieben von Matthias Walbröl
09.07.2013
14:59 Uhr

Im Grunde bin ich der Prototyp eines Bildschirmarbeiters: Irgendwann in frühen Jahren war ich durchaus sportlich interessiert, später im Büro-Job glitt ich aber immer weiter in die Sportlethargie ab. Das Elend zeigt sich beim Blick auf die Waage und bei der Atemnot nach kurzem Sprint zur Bahn. Rettung verspricht der deutsche Volkssport Laufen. Als Motivatoren sollen mich dabei vier Apps aus dem Google Play Store unterstützen.

Die Kandidaten von links: Endomondo Sports Tracker, RunKeeper, Runtastic und Sports Tracker
Trainingsauswertung: Endomondo Sports Tracker
Trainingsauswertung: RunKeeper
Trainingsauswertung: Runtastic
Trainingsauswertung: Sports Tracker
Auswertung: Endomondo
Lauf-Tracking: RunKeeper
Lauf-Tracking: Runtastic
Lauf-Tracking: Sports Tracker
RunKeeper bietet viele vorgefertigte Trainingspläne für die unterschiedlichsten Ansprüche inklusive Hintergrundinfos zu den Coaches.
Lauf-Tracking: Endomondo Sports Tracker
Kein Schnäppchen: Fast 50 Euro verlangt Runtastic für das Premium-Jahresabo, wenn man nicht ganz schnell mit Rabatt zugreift. Der Verkäufertrick und die vielen Einschränkungen der Basisversion hinterlassen einen faden Beigeschmack.
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So lange kein wirklich hohes Übergewicht auf den Gelenken lastet oder andere Vorerkrankungen dagegen sprechen, ist Laufen sicherlich ein guter Weg zu einer besseren Fitness. Die Anschaffungskosten für die Ausrüstung sind überschaubar und zeitlich ist man flexibel. Bevor ich mir allerdings Sorgen um einen durchdachten Trainingsplan mache, gilt es für mich als totaler Anfänger ,zunächst erst einmal überhaupt einige Meter am Stück im Schritttempo zu schaffen.

Die Kandidaten

Bei der Vorauswahl der Kandidaten kommt die Google-Demokratie zum Einsatz: Zum Testlauf treten populäre Apps aus dem Play Store an. Ganz oben in der Gunst der Nutzer steht hierbei der Endomondo Sports Tracker, gefolgt von Runtastic Laufen & Fitness und dem RunKeeper. Abgerundet wird das Feld durch den Sports Tracker. Die letztgenannte App ist grundsätzlich kostenlos, Endomondo, Runtastic und RunKeeper bieten zu den, für den Test verwendeten, werbefinanzierten Grundversionen gegen Aufpreis jeweils auch eine Pro-Variante an. Fans von Team Apple finden für jeden Teilnehmer entsprechende Varianten im App Store.

Basis für die spätere Auswertung der Ergebnisse ist bei allen Apps ein Account. Bis auf den Endomondo Sports Tracker lassen sich die Coaches zunächst auch ohne Registrierung ausprobieren. Wer keine Bedenken in Richtung Datenschutz hat, kann alternativ den eigenen Facebook-Login zur Anmeldung verwenden. Natürlich lässt sich dann auch jedes Workout als Status-Update an die eigenen Freunde verteilen.

Trainingsauswertung: Sports Tracker

Einrichtung und erste Schritte

Nach dem Login steht zunächst eine kurze Grundkonfiguration an. Abgefragt werden durch die Bank Werte wie Alter, Geschlecht und Gewicht. Außerdem wird nach der Aktivität gefragt, für die man die Apps einsetzen will. Hier gibt es von Gehen über Wandern und Laufen die komplette Palette von Rad- bis Wintersport. RunKeeper bietet sogar eine Vorlage für Schwimmer, wie auch immer man sich das in der Praxis vorzustellen hat. Bei Runtastic funktionierte im Test die Registrierung eines neuen Accounts über die App nicht, angeblich war die eingegebene E-Mail-Adresse schon mit einem bestehenden Konto verknüpft. Direkt über die Webseite funktionierte es aber und auch der Login über die App ist im Anschluss kein Problem.

Eine der wenigen, vor dem Lauf noch notwendigen, Einstellungen ist die sogenannte Auto-Pause. Hierbei wird das Tracking kurz ausgesetzt, wenn der Läufer zum Stehen kommt. Praktisch ist dies vor allem, wenn man keinen passenden Park vor der Tür hat und entsprechend oft an Ampeln und anderen Hindernissen warten muss. Bei Runtastic ist die Auto-Pause der knapp fünf Euro teuren Pro-Variante vorbehalten, bei allen anderen Apps gehört die Funktion zur Grundausstattung. Als einziges Tool im Testfeld bietet Endomondo Neueinsteigern in den Laufsport einen speziellen Testlauf über drei Kilometer zur besseren Einschätzung der eigenen Fitness. RunKeeper hat immerhin ein Einsteiger-Workout vorinstalliert, mit dem wahrscheinlich auch der größte ehemalige Stubenhocker innerhalb von 55 Tagen auf eine annehmbare Zeit über fünf Kilometer kommen sollte.

Training, Funktionen für Fortgeschrittene & Fazit

Das erste Training

Alle Apps sind mehr oder weniger übersichtlich gestaltet:Einfach die Art des Trainings auswählen, den Start-Button drücken und los gehts. Die Live-Daten zeigen die aktuelle Geschwindigkeit an. Diese wird außerdem noch einmal hochgerechnet auf die, für Läufer interessante, Zeit pro Kilometer. Zudem wird die bisher absolvierte Strecke und teilweise auch der geschätzte Kalorienverbrauch angegeben.

Im Praxiseinsatz wird natürlich kaum ein Läufer das Smartphone die ganze Zeit in der Hand halten oder sich in einer Hülle an den Unterarm binden. Entsprechend geben drei der Testkandidaten regelmäßiges Feedback als Audio-Meldung über die Kopfhörer aus, unter anderem zur bisher absolvierten Strecke. Gerade bei diesem recht wichtigen Feature verliert Runtastic erneut an Boden, da auch diese Funktion erst in der kostenpflichtigen Variante zur Verfügung steht.

Ganz am Anfang meiner Läuferlaufbahn ist aber zunächst interessant, wie weit ich überhaupt mit meinen wenigen Lungenfüllungen im Tank komme. Aus diesem Grund verstaue ich das Smartphone nach dem Start einfach in der Hosentasche. Die Apps funktionieren ausnahmslos im Hintergrund, auch bei ausgeschaltetem Bildschirm. Die Aufzeichnung der Strecke via GPS gelingt im offenen Gelände metergenau, der Akkuverbrauch hält sich dabei im Rahmen. Da keiner der Kandidaten besonders hohe Anforderungen an die Performance des Smartphones stellt, bietet sich für den Dauereinsatz ein älteres Zweitgerät aus der Schublade an. Kombiniert mit einer günstigen Speicherkarte, bringt man so gleich die passende Musik zum Workout mit.

Nach dem Training werden die wichtigsten Daten zur Strecke und eigenen Performance noch einmal in einer separaten Übersicht zusammengefasst und anschließend gespeichert. Hier versagte bei Runtastic auf dem Nexus 4 die Synchronisierung des Ergebnisses mit dem Dienst des Anbieters, verloren waren die Daten damit aber nicht. Ein Vorteil von Runtastic sind die optional möglichen Zusatzeingaben zum Wetter während des Trainings und der Art der Strecke (Straße, Wald) zur besseren Vergleichbarkeit der einzelnen Workouts. Nett gemacht ist die Übersicht beim RunKeeper, zumal gebrochene Rekorde mit kleinen virtuellen Auszeichnungen belohnt werden.

Lauf-Tracking: RunKeeper

Auf dem Weg zum Marathon

Obwohl selbst der Weg zum ersten Volkslauf am Beginn noch als ewig weit erscheint, sollte die letztendlich gewählte App natürlich auch die später steigenden Anforderungen an das eigene Training mitmachen. RunKeeper bietet hier komplette Trainingspläne für Wettbewerbe ab 10 Kilometer bis hin zum Marathon an. Auch Einzeltraining oder die grundsätzliche Verbesserung der eigenen Durchschnittszeit pro Kilometer ist in der Vorauswahl vorhanden. In den jeweiligen Kategorien sind dann alle Pläne noch einmal nach der gewünschten Zeit bei Ankunft im Ziel unterteilt.

RunKeeper bietet viele vorgefertigte Trainingspläne für die unterschiedlichsten Ansprüche inklusive Hintergrundinfos zu den Coaches.

Sports Tracker setzt bei den Workouts und Routen dagegen voll auf die angeschlossene Community. Auf der Karte von Google Maps werden andere aktive Mitglieder, zusammen mit Länge und Art ihres letzten Workouts, gespeichert. In Großstädten findet man so schnell andere Sports Tracker in der Umgebung. Nutzer in ländlichen Gebieten fahren mit den vorgefertigten Plänen der Konkurrenz wahrscheinlich besser. Zu beachten ist außerdem, dass zwar der komplette Funktionsumfang von Sports Tracker kostenlos zur Verfügung steht, die Herzfrequenzmessung aber nur mit dem, vom Anbieter in Eigenregie, vertriebenen Sensor funktioniert. Dieser ist für knapp 80 Euro erhältlich und wahrlich kein Schnäppchen, allerdings insgesamt auch nicht teurer, als ein vergleichbares Gerät von großen Anbietern wie Polar, zusammen mit dem Premium-Jahresabo der Konkurrenz-Apps.

Lauf-Tracking: Sports Tracker

Damit haben wir dann auch gleich die passende Überleitung zu den Geschäftsmodellen der Anbieter im Testfeld. Als fair erscheint hier insbesondere das Modell von RunKeeper. Für die empfehlenswerte Jahrespauschale von etwas mehr als 15 Euro gibt es detaillierte Statistiken, mit denen sich die Wirkung eines eingestellten Workouts auf die eigene Zeit besser analysieren lässt. Das, ebenfalls im Preis enthaltene, „Live Broadcasting“ in die verschiedenen sozialen Netzwerke ist dagegen eher ein nettes Gimmick. Bei Endomondo gibt es zum gleichen Preis unter anderem Herzfrequenzzonen, Wetterdaten, Intervalltraining, einen Schrittzähler und den Audio-Coach. Außerdem werden die Werbeeinblendungen auf der Webseite und innerhalb der App deaktiviert. Ein kompletter Überblick aller Premium-Funktionen ist auf der Webseite von Endomondo zu finden. Runtastic bleibt dagegen auch beim Preis das Schlusslicht: Für die, mit dem Rest des Feldes vergleichbaren, Extra-Features werden hier 34,90 Euro für die Jahreslizenz fällig, aber nur wenn man sich innerhalb der ersten Woche nach dem Anlegen des eigenen Accounts für das Abo entscheidet. Danach steigt der Preis auf üppige 49,90 Euro pro Jahr.

Kein Schnäppchen: Fast 50 Euro verlangt Runtastic für das Premium-Jahresabo, wenn man nicht ganz schnell mit Rabatt zugreift. Der Verkäufertrick und die vielen Einschränkungen der Basisversion hinterlassen einen faden Beigeschmack.

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Fazit

Laufen mit App-Unterstützung macht einfach Spaß. Gerade ganz am Anfang, wenn die ersten Fortschritte sich erst langsam einstellen, halten Anzeigen, wie die bisher insgesamt absolvierten Kilometer oder neue Streckenrekorde, die Motivation hoch. Den Platz auf dem Siegerpodest teilen sich für mich RunKeeper und der Endomondo Sports Tracker. RunKeeper bereitet alle Informationen angenehm schlicht auf, bietet eine große Auswahl an integrierten Trainingsplänen und auch in der Grundversion einen großen Funktionsumfang. Die Konkurrenz von Endomondo hat die deutlich größere Community und punktet mit ein paar Sonderfunktionen, nervt ohne Premium-Account aber mit Werbung und ständigen Hinweisen auf die Vorzüge eines Abos. Der Sports Tracker legt einen starken Fokus auf die weltweite Community und räumt dem, exklusiv im Shop des Anbieters erhältlichen, Herzfrequenzmesser eine Sonderrolle ein. Wenig überzeugend ist dagegen durch die Bank die Performance von Runtastic, von der Registrierung bis zum Preis.

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