Chrome vs. Firefox: Duell der mobilen Browser-Giganten

Geschrieben von Michael Schmithäuser
14.11.2013
15:02 Uhr

Mit welchem Browser surft ihr auf eurem Smartphone oder Tablet besser, schneller und sicherer im Web? Googles Chrome muss sich in diesem Duell Mozillas Firefox stellen, der auf dem PC hohes Ansehen genießt und auch Android-Smartphones und -Tablets erobern will. Wir haben beiden Browser direkt miteinander verglichen.

(Bild: Chrome)
(Bild: Firefox)
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Welcher Browser darf‘s denn sein? Während sich die Alternativen für ambitionierte Web-Surfer noch vor zwei Jahren auf eine Handvoll mehr oder weniger kompatibler Browser-Apps beschränkte, drängen heutzutage mehr und mehr Webbrowser für Android-Geräte auf den Markt. Zwei der beliebtesten Browser für Tablets und Smartphones sind Google Chrome und Mozilla Firefox – ersterer dank des Heimvorteils des Betriebssystem-Entwicklers und der Vorinstallation auf aktuellen Geräten wie dem Samsung Galaxy S4. Zweiterer aufgrund der durchweg positiven Anwender-Resonanz in Bezug auf die überaus beliebte Desktop-Version.

Linktipp – Mozilla stellt Arbeit an Firefox-App für Windows ein

Der Platzhirsch Chrome muss sich in unserem Test dem Konkurrenten Firefox stellen, wobei wir besonderes Augenmerk auf Komfortfunktionen, Performance sowie Kompatibilität und Erweiterbarkeit gelegt haben. In den neuesten, erst kürzlich veröffentlichten Versionen Chrome 30.0 und Firefox 24.0 haben die Entwickler vor allem an der Bedienerfreundlichkeit gefeilt, wobei sich die Benutzeroberflächen beider Browser stark aneinander angenähert haben – Bedienelemente rücken in den Hintergrund und schaffen damit Platz für Inhalte.

Eins vorweg: Beide Browser stellen sowohl Standard-Webseiten, als auch für die mobile Betrachtung optimierte Seiten meist ohne Probleme dar und bieten in Sachen Funktionalität fast alles, was das Herz begehrt. Lediglich in einigen wenigen Disziplinen treten Unterschiede zu Tage – Stichwort: Keine Plug-Ins bei Chrome oder kleinere Darstellungsprobleme unter Firefox. Dementsprechend knapp ist das Duell ausgegangen.

Browser quälen mit Browsermark 2.0

Für die Performance-Tests in diesem Beitrag haben wir unter anderem das umfangreiche Test-Prozedere Browsermark 2.0 herangezogen. Der Testlauf nimmt rund vier Minuten in Anspruch und prüft Webbrowser auf Herz und Nieren: Zunächst werden mit Tausenden CSSKommandos zwei- und dreidimensionale Würfel auf dem Display dargestellt und animiert. Im Anschluss wird der Umgang des Browsers mit dem Document-Object-Model geprüft, also das häufige Umherspringen in langen Quellcodes.

Teil 3 des Tests analysiert die Geschwindigkeit beim häufigen Öffnen, Schließen und Nachladen von Seiten, indem Dutzende entsprechende Kommandos in kürzester Zeit an den Browser übermittelt werden. Anschließend baut Browsermark 2.0 eine aufwändige 3D-Grafik auf und animiert diese, um die Geschwindigkeit von und Kompatibilität zu typischen Browser-Games zu ermitteln. Im letzten Schritt werden durch wiederholte Kommandos die HTML5- und JavaScript-Fähigkeiten der Browser auf die Probe gestellt. Nach Beendigung der Testreihe erhaltet ihr  ein Ergebnis in Form einer Punktewertung, sowie Details zur Kompatibilität mit CSS3 2.0 sowie HTML5 2.0. Dabei wird auch die Geschwindigkeit Ihrer Internetverbindung ausgewertet.

Chrome

Hersteller: Google | Preis: kostenlos

(Bild: Chrome)

1. Webseiten-Darstellung

In seiner mittlerweile dreißigsten Version zeigt sich Googles Browser nahezu perfekt kompatibel zu allen erdenklichen Webseiten. Einzige Ausnahme: Seiten mit Flash-Elementen, deren Filme seit der Einstellung der Android-Unterstützung seitens Adobe nicht mehr abgespielt werden können. Alle anderen Spezialelemente wie HTML5-Videos und -Animationen, Dialog- und Eingabefelder und auch ausgefallene Seitendesigns stellt Chrome tadellos dar. So werden zum Beispiel die animierten Aufmacher auf der Webseite galaxylife.de tadellos dargestellt und absolut flüssig überblendet.

Das Blättern per Antippen in der Miniaturdarstellung der Zeitschrift funktioniert ebenfalls einwandfrei. Bietet der Seitenbetreiber eine mobile Version seiner Webseite an, wird diese automatisch geladen. Wollt ihr – beispielsweise auf der deutlich größeren Displayfläche eines Tablets – lieber die originale Desktop-Version verwenden, genügt die Auswahl des Menüpunkts „Desktop-Version“ in den Einstellungen. Den Test mit beliebten Webseiten wie T-Online, Wikipedia und Amazon besteht Chrome ebenfalls mit Bravour: Das Umschalten zwischen mobiler und Desktop-Version funktionierte stets, und auch das teils sehr komplexe Layout großer Portale wurde perfekt adaptiert.

VORTEIL: Chrome

2. Performance

Hängt ein Smartphone der neuesten Generation wie das in diesem Test verwendete Samsung Galaxy S4 über WLAN an einer schnellen DSL-Verbindung oder im mobilen Betrieb an einer flotten LTE-Anbindung, steht dem rasanten Surfen mit Smartphone oder Tablet nichts im Weg. Der Seitenaufbau geht auch bei Desktop-Versionen aufwändig gestalteter Webseiten sehr rasch vonstatten. Das Scrollen und Zoomen per Wischbewegung erfolgt nahezu verzögerungsfrei. Videos werden sowohl in der mobilen als auch in der Desktop-Version von YouTube nach dem Puffervorgang ruckelfrei und flüssig wiedergegeben.

Der Performance-Test mit Browsermark 2.0 ordnet Google Chrome in Verbindung mit dem Samsung Galaxy S4 mit einer Punktzahl von 2.623 unter den schnellsten sieben Prozent aller getesteten mobilen Browser-/Smartphone-Kombinationen ein. Die Konformität zu den Web-Standards CSS3 2.0 und HTML5 könnte mit 48 respektive 66 Prozent etwas besser ausfallen, ist aber für die meisten Anwendungsfälle vollkommen ausreichend. Unterm Strich lässt die Performance von Chrome auf dem Smartphone beziehungsweise Tablet nichts zu wünschen übrig und kann es sogar mit Desktop-Browsern aufnehmen.

VORTEIL: Gleichstand

3. Bedienkonzept

Wie bereits einleitend erwähnt, erfolgte am Bedienkonzept von Chrome über 30 Versionen hinweg sehr viel Feinschliff , um die Handhabung schnell und intuitiv zu gestalten. Nach dem Starten der App werdet ihr von einem Willkommensbildschirm mit Miniaturen der zuletzt besuchten Seiten begrüßt, sodass ihr blitzschnell zu euren Lieblingsseiten gelangt. Auf Wunsch könnt ihr in der unteren Bedienleiste per Fingerzeig zu den Favoriten oder zu den in der Cloud hinterlegten Links eures Desktop-Browsers oder anderen Geräten wechseln.

Öffnet ihr per Antippen eine Webseite oder gebt die URL oder einen Suchbegriff per Bildschirmtastatur in die obere Adressleiste ein, öffnet sich ein neuer Tab und die Webseite beziehungsweise Vorschlagsliste wird geladen. Natürlich beherrscht Chrome auch den Umgang mit mehreren gleichzeitig geöffneten Tabs. Dazu tippt ihr auf das Quadrat mit der Zahl „1“ am rechten oberen Bildrand, gefolgt von „Neuer Tab“. Alternativ zieht ihr die Webseite an der Adressleiste nach unten, um den Bildschirm frei zu machen für die erweiterten Bedienelemente.

Wenn ihr auf dem Smartphone eine Webseite zu den Favoriten hinzufügen möchtet, müsst ihr dies über das Einstellmenü tun, da ein entsprechender Button fehlt – nur in der vergrößerten Ansicht auf Tablets ist der Favoriten-Stern neben der Adressleiste vorhanden.

Für die Navigation zwischen mehreren geöffneten Tabs hat sich Google eine besonders schicke Darstellungsvariante ausgedacht: Die Tabs werden je nach Geräteausrichtung als horizontale oder vertikale Stapel angezeigt, lassen sich wie eine Ziehharmonika auseinander- und wieder zusammenfalten sowie per Antippen auf Displaygröße bringen – sehr intuitiv und übersichtlich gelöst. Auch anonymes Surfen ohne Cookies, Nutzerdaten und Speicherung des Verlaufs ist mit Chrome möglich, wenn ihr aus dem Einstellungsmenü heraus einen „Inkognito- Tab“ erzeugt.

VORTEIL: Chrome

4. Extras und Add-ons

Flexibilität ist nicht die Stärke von Google Chrome. Auf der offiziellen Frage- und Antwort- Seite heißt es: „Chrome apps and extensions are currently not supported on Chrome for Android. We have no plans to announce at this time.“ Was nichts anderes heißt als: Erweiterungen wie Add-ons oder Plug-Ins werden von Chrome Mobile nicht unterstützt, und sind auch nicht in Planung. Da es sich um einen kompletten Browser inklusive JavaScript-Unterstützung, weitgehendem HTML5-Support und integrierten Pop-up-Blocker handelt, ist dies für Otto Normalverbraucher durchaus zu verschmerzen. Wer jedoch seinen mobilen Browser ähnlich wie dessen Desktop-Pendant in Erscheinungsform und Funktionalität an den eigenen Geschmack und persönliche Bedürfnisse anpassen will, muss zur Konkurrenz namens Firefox wechseln.

VORTEIL: Firefox

Firefox

Hersteller: Mozilla | Preis: kostenlos

(Bild: Firefox)

1. Webseiten-Darstellung

Wie die Konkurrenz von Google stellt auch Firefox die meisten Webseiten korrekt dar. So wird auch die Galaxy-Life-Webseite inklusive Aufmacher- und interaktiver Magazin-Animation perfekt wiedergegeben. Allerdings gab es während des Tests bei einigen anderen Webseiten Probleme in Sachen Kompatibilität und Darstellung: So ist die mobile Variante von T-Online nicht kompatibel mit Firefox, und die Desktop-Version der Webseite des Museum of Modern Art wurde trotz mehrfacher Auswahl immer wieder ausschließlich in der mobilen Version geladen und dargestellt.

Darüber hinaus wurde die Desktop-Version der Wikipedia nicht korrekt interpretiert und recht chaotisch dargestellt, wogegen Chrome hier ein exaktes Abbild des Desktop-Browsers lieferte. Offensichtlich fehlt es Firefox im mobilen Bereich noch an der Akzeptanz der Webseiten-Betreiber, sodass es immer wieder zu solchen Problemen kommt. Das schränkt den Einsatz auf Tablets deutlich ein, bei denen die herkömmlichen Webseiten wesentlich großzügiger wirken, während die für die mobile Betrachtung optimierten Versionen auf großen Displays fehl am Platz sind. Diese Mankos verweisen Firefox in dieser Disziplin auf die Plätze.

VORTEIL: Chrome

2. Performance

Was die Geschwindigkeit angeht, nehmen sich beide Kontrahenten nicht viel: Auch mit Firefox surft es sich richtig flott, wenn Hardware und Internetverbindung ausreichend dimensioniert sind. Sowohl Seitenaufbau und Scrolling, als auch animierte Inhalte und Videos lassen in Sachen Geschwindigkeit keine Wünsche offen. Den Performance-Test mit Browsermark 2.0 absolviert Firefox auf dem Galaxy S4 kaum schlechter als Konkurrent Chrome und reiht sich mit 2.559 Punkten (Chrome: 2.623) unter den besten 9 Prozent aller getesteten Kombinationen ein.

Mit CSS3 2.0 (51, Chrome: 48 Prozent) und HTML5 2.0 (73, Chrome: 66 Prozent) nimmt es Firefox ein bisschen genauer als Chrome. Videos von der YouTube-Webseite (sowohl mobil als auch in der Desktop-Version) werden flott geladen und ruckelfrei wiedergegeben. Wie bei der Konkurrenz ist das Abspielen von Flash- Videos ohne umfangreiche Modifikationen der Software nicht möglich. Browser-Games mit 3D-Grafik lassen sich unter Firefox in guter Darstellungsqualität und Geschwindigkeit spielen. Die minimalen Geschwindigkeitsnachteile gegenüber Chrome fallen im täglichen Einsatz so gut wie gar nicht ins Gewicht, weshalb diese Runde mit einem Remis endet.

VORTEIL: Gleichstand

3. Bedienkonzept

Ähnlich wie Chrome arbeitet auch Firefox mit einem neuartigen Bedienkonzept, das auf althergebrachte Leisten und Pop-ups weitgehend verzichtet. Auch hier gelangt ihr über einen quadratischen Button rechts oben zu den Tab-Einstellungen, wo ihr neue Tabs erstellen und unter den geöffneten wählen könnt. Die Miniaturdarstellung der offenen Tabs ist aber nicht so übersichtlich und vor allem weniger innovativ als das hübsche Akkordeon-Prinzip von Chrome.

Das Setzen von Favoriten auf dem Smartphone erfordert wie bei der Konkurrenz den Umweg über das Einstellungsmenü, während ein langer Druck auf die Adressleiste zu einer Listendarstellung der meistbesuchten Seiten, den Lesezeichen und der Chronik (Verlauf) führt. Eine Synchronisation mit Firefox-Links auf anderen Geräten ist möglich.

Wie bei Chrome könnt ihr einen so genannten „privaten Tab“ öffnen, der das anonyme Browsen ohne das Hinterlassen von Spuren in Form von Chronikeinträgen oder Cookies ermöglicht. In der Bedienung wirken die Testkandidaten fast wie eineiige Zwillinge: beide setzen auf ein Bedienkonzept, bei dem Steuerungselemente gegenüber Inhalten in den Hintergrund treten. Lediglich die attraktivere Tab-Auswahl bringt Chrome in dieser Disziplin einen knappen Sieg ein.

VORTEIL: Chrome

4. Extras und Add-ons

Während sich die Verantwortlichen bei Google gegen eine Öffnung Ihres Produkts für Drittanbieter sperren, kann Mozilla in dieser Disziplin zu Höchstform auflaufen: Für Firefox sind Dutzende Plug-Ins zum Personalisieren eurer Browser-Erfahrung und zum Hinzufügen neuer Funktionen erhältlich. Das Spektrum an Add-ons reicht vom einfachen Pop-up-Blocker über Flash-Downloader und Betrachter für Cloud-Dateien bis hin zu Extra- Buttons für wichtige Funktionen. Auch Sicherheits- Tools und Dateibetrachter für Formate wie PDF lassen sich installieren. Natürlich lässt sich das Erscheinungsbild von Firefox mit verschiedenen Themenpaketen auch individualisieren.

VORTEIL: Firefox

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Fazit

Firefox nimmt gegenüber dem Platzhirsch Google die Rolle des Underdogs ein und schlägt sich dafür erstaunlich gut. In Sachen Performance und Bedienung liegt der Mozilla-Browser nahezu gleichauf mit der Google-App, während einige Mankos bei der korrekten Seitendarstellung negativ auffallen. Dafür kann Firefox in der Disziplin Erweiterbarkeit mächtig punkten.

Chrome ist schnell, funktional und nahezu 100 Prozent kompatibel – sowohl in der mobilen als auch in der für Desktop-Inhalte optimierten Darstellung, was ihn zum besseren Tablet-Browser macht. Bei der Bedienung kommt ein ganz ähnliches Konzept wie bei Firefox zum Einsatz. Trotz fehlender Erweiterbarkeit trägt Chrome dank der Summe seiner Vorteile einen knappen Sieg davon.

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