Google erlaubt keine alternativen Oberflächen für Android Wear

Geschrieben von Martin Grabmair
30.06.2014
13:06 Uhr

Google ändert seine Software-Politik bei Android Wear. Hersteller von Smartwatches und Co. sollen keine Anpassungen der Oberfläche vornehmen können. Für Nutzer dürfte das ein großer Vorteil sein.

(Bild: Tobs)
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Android ist berühmt dafür, dass Hersteller und Fans eigene Oberflächen programmieren können, die über dem eigentlichen Betriebssystem liegen. Weder Apple noch Microsoft erlauben dies für iOS beziehungsweise Windows Phone. Bei Googles neuem Betriebssystem Android Wear soll sich das nun ändern. Das User Interface wird von Google vorgegeben und kann nicht verändert werden. Auch bei Android Auto und Android TV verfolgt das Unternehmen ähnliche Pläne.

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David Burge, seines Zeichens Chef der Entwicklungsabteilung von Android, begründet diese Entscheidung damit, dass die Oberfläche von Android Wear, TV und Auto ein essentieller Teil der Betriebssysteme sei. Die Einsatzumgebung der Geräte mit diesem Betriebssystem sei so speziell, dass Google glaubt eine Anpassung der Oberfläche würde den Anwendern mehr Nachteile als Vorteile bringen.

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Bei Smartphones sei ein anderes User Interface dagegen kein Problem. Allerdings hat Google auch hier bereits Anfang des Jahres interveniert als Samsung mit dem Magazine UI eine radikal andere Oberfläche auf Android-Geräte bringen wollte. Als Grund für diese Einmischung gilt, dass Magazine UI zu weit vom „Look and Feel“ von Android entfernt sei und Google sich deshalb Sorgen um das Android-Branding machen würde.

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Bruge bestätigt weiterhin, dass Hersteller und Dritte weiterhin eigene Apps für Android Wear entwickeln können – nur eben nicht auf Basis des Source-Codes. So einen tiefen Eingriff in das System erlaube das Unternehmen nicht. Andere Ziffernblätter sind also möglich. Eine Veränderung der Oberfläche und der Funktionen essentieller Wear-Dienste jedoch nicht.

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Kommentar

Vielleicht ist dieses Verbot der Veränderung der Oberfläche von Android Wear keine schlechte Idee. Das Argument von David Burge ist im Wesentlichen, dass Google es in Sachen Sowftware-Oberfläche besser könne als jeder potenzielle Hersteller. Und da ist was dran. Die verschiedenen Oberflächen der Hersteller für Android-Smartphones und Tablets bestechen nicht gerade durch Innovativität, Funktionalität oder Ästhetik – bei letzterem sei HTCs Oberfläche Sense 6.0 einmal ausgenommen. TouchWiz und Co. Zeichnen sich dagegen durch knallbunte und kindische Farben, eine Überladung an Extra-Funktionen, die kaum jemand nutzt aus oder unterscheiden sich sowieso kaum von Android Vanilla. Lediglich einige Kleinigkeiten wie Sonys Task-Manager sind tatsächlich echte Verbesserungen.

Natürlich liegt dieser Einschätzung persönliche Präferenz zugrunde. Ein objetkives Argument gegen die Öffnung des Source Codes ist jedoch die Fragmentierung des Betriebssystems. Jeder Hersteller muss eine neue Android-Version an seine Geräte selbst anpassen. Google kann einfach nicht alle Veränderungen berücksichtigen. Das dauert zum Teil Wochen und Monate und viele Geräte erhalten das Update überhaupt nicht, obwohl sie gerade einmal ein Jahr alt sind. Dadurch werden Bugs und Sicherheitslücken erst spät oder gar nicht repariert. Außerdem entgehen den Nutzern neue Funktionen und Apps. Sie müssen sich also ein neues Smartphone kaufen – ein weiterer Anreiz für Hersteller, Geräte nicht mit Updates zu versorgen. Apple und Microsoft haben Google hier in Sachen Nutzerfreundlichkeit definitiv einiges voraus.

Indem Google keine tiefgreifenden Anpassungen an Android Wear erlaubt, kann das Unternehmen seine Updates für alle Geräte selbst programmieren und verteilen. Die Anwender werden es dem Unternehmen danken, auch wenn sie dadurch auf ein wenig Versatilität verzichten müssen.

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