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Test: Softube Model 84 - Dieser Synth setzt neue Maßstäbe

Model 84 ist die bisher überzeugendste Emulation eines Roland Juno 106 und setzt neue Maßstäbe im Bereich virtueller polyphoner Analogsynthesizer. Es gibt bereits einige virtuelle Nachbauten des Juno-106, u. a. von Roland selbst oder von Cherry Audio (DCO-106). Und den nahezu identisch aufgebauten, aber doch etwas anders klingenden Vorgänger Juno 60 haben u. a. TAL und Arturia sehr überzeugend nachgebildet. Softube spielen aber bekanntermaßen bezüglich der originalgetreuen Nachbildung analoger Schaltkreise auch ganz weit vorne mit und können auf ein Alleinstellungsmerkmal verweisen: Model 84 umfasst auch Module für Amp Room und Softube Modular.

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Sehr realistischer Klang

Die Klangerzeugung orientiert sich streng am Original und ist daher auf sechs Stimmen beschränkt. Ein digital kontrollierter Oszillator erzeugt Sägezahn und/oder Rechteckwelle, letztere mit manuell einstellbarer oder per LFO modulierbarer Pulsweite. Eine Modulation per Hüllkurve wäre als Alternative noch nett gewesen, aber Softube bleibt dem Vorbild treu. Entsprechend lassen sich beide Wellenformen nur an- oder ausschalten, hier hätten wir uns wie bei Rolands Emulation einen stufenlosen Lautstärkeregler gewünscht. Der Suboszillator spielt eine Oktave tiefer und ist mit einer sehr prägnant klingenden Rechteckwelle ein wichtiger Bestandteil des Juno-Sounds. Hinzu kommt ein Rauschgenerator.

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Filter-Emulation

Mindestens ebenso wichtig für den beliebten Sound des Juno-106 ist sein legendäres 24dB-Tiefpassfilter. Es sorgt bei niedriger Resonanz für den typischen sahnigen Roland-Sound und beherrscht sowohl butterweiche Sweeps als auch knackige, saubere und transparente Bässe und Percussion. Noch charakterstärker zeigt sich das Filter aber bei höheren Resonanzwerten. Dann fängt es herrlich an zu singen und harmonisch zu verzerren. Während andere Filter bei hoher Resonanz oft den Bassbereich extrem ausdünnen und schnell anstrengend im Klang werden, verhält sich das Juno-Filter auch in Extremeinstellungen stets musikalisch. Und Softube hat dieses Verhalten wirklich hervorragend nachgebildet! Bei hoher Resonanz geht das Filter in Selbstoszillation und lässt sich bei aufgedrehtem Keyboardtracking oktavrein spielen.

Modulation, Spielhilfen

Zur Modulation dient ein in Geschwindigkeit und Verzögerung regelbarer LFO mit Dreieckwelle sowie eine ADSR-Hüllkurve. Hier wären ein paar Erweiterungen gegenüber dem Original gut, z. B. zusätzliche LFO-Wellenformen oder eine zweite Hüllkurve wie beim Plug-in von Roland. Mit dem LFO lassen sich Tonhöhe (Vibrato), Pulsweite (PWM) und Filterfrequenz modulieren. Die Hüllkurve ist für Filter und Lautstärke zuständig, der VCA kann aber auch durch eine simple Gate-Envelope gesteuert werden. Es folgt ein Hochpassfilter zum Ausdünnen der tiefen Frequenzen bei mehrstimmigen Flächen und Strings oder etwas Bass-Boost sowie der legendäre Juno-Chorus mit zwei unterschiedlichen Modulationsstufen. Die Glide-Time lässt sich für Synthesizer-Soli oder gleitende Pads stufenlos anpassen, als Spielhilfen verarbeitet Model 84 Pitchbender und Modwheel. Es gibt keinen Arpeggiator oder Sequenzer.

Erweiterungen, Module

Klappt man das rechte Panel auf, gibt es noch ein paar Erweiterungen zu entdecken. Lautstärke, Filterfrequenz und sogar die Pulsweite können per Anschlagdynamik moduliert werden, gerade das Letztgenannte ermöglicht interessante Variationen beim Spielen. Auch Aftertouch kann auf diese Parameter wirken. Die Unisono-Funktion wurde um einen Spread-Parameter zur Verstimmung der Stimmen gegeneinander sowie eine fixe Phase für einen identischen Startpunkt aller Oszillatoren (für Bässe & Kicks) ergänzt. In Softubes Amp Room steht der hervorragend nachgebildete Juno-Chorus als Modul zur Verfügung, sogar mit Stereo-Eingang! Und wer Softube Modular besitzt, erhält beim Erwerb von Model 84 sogar sechs neue Module fürs virtuelle Rack.

Fazit

Model 84 ist in unseren Ohren die bisher beste virtuelle Nachbildung des analogen Polysynths. Bei statischen Vergleichen mit der digitalen Konkurrenz von Roland & Co. mag dies nicht direkt auffallen. Aber wenn man Model 84 über eine gute Tastatur wie ein richtiges Instrument spielt, klingt und reagiert der Synthesizer wie Hardware und nicht wie ein Plug-in. Etwas bedauerlich ist, dass Softube die erweiterten Möglichkeiten von Software gegenüber Hardware nicht genutzt hat, um Model 84 mehr Stimmen oder eine zweite Hüllkurve zu spendieren. Dies wird durch die Einbindung separater Module in Softube Modular aber wieder wettgemacht.

Bewertung
Name
Softube Model 84
Pro
  • hervorragender Klang
  • Hardware-Feeling
  • dynamisch spielbar
  • organischer Chorus
  • auch als Module verfügbar
Contra
  • nur 6 Stimmen
Preis
159 EUR
Bewertung
(92%)
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