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Abhör-Skandal: E-Mail-Provider Lavabit und Silent Mail machen dicht

Lavabit stellte gestern seinen Betrieb ein. Der E-Mail-Provider, bei dem sämtliche Daten nur verschlüsselt abgespeichert wurden, sollte offenbar dazu gezwungen werden, Information an die amerikanischen Behörden herausgeben. Ein zweiter E-Mail-Provider, der mit einem ähnlichen System arbeitete, zog daraus Konsequenzen und beendete ebenfalls seine Dienste.

Ladar Levison schloss gestern die Tore seines sicheren E-Mail-Providers Lavabit. Bei Lavabit wurden Mails nur in verschlüsselter Form auf den Servern abgelegt, ausschließlich der jeweilige Nutzer konnte seine E-Mails mit seinem Passwort einsehen. Auf der Webseite Lavabit.com ist seit gestern nur noch ein Statement zu sehen, das vage Levisons Beweggründe erklärt. Wenn man jedoch zwischen den Zeilen liest, kann man erkennen, dass die amerikanische Regierung offenbar Zugang zu Daten auf Lavabits Servern haben wollte. Der Grund dürfte sein, dass Edward Snowden ebenfalls ein E-Mail-Konto bei Lavabit besaß.

Levison erklärt in seinem Statement, dass er die Wahl hatte, „Komplize bei Verbrechen gegen das amerikanische Volk“ zu werden, oder seinen E-Mail-Provider zu schließen. Er wählte letzteres. Weiterhin schreibt er, dass es ihm verboten sei, Details über seine Beweggründe zu nennen. Ob die amerikanischen Geheimdienste nur Zugang zu Snowdens E-Mail-Konto verlangten, mehrere Konten abfangen oder eine Hintertür ins System einbauen wollten, um alle Daten kopieren zu können, ist deshalb nicht klar.

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Der amerikanische Bürgerrechtler Kurt Opsahl von der Electronic Frontier Foundation meinte, dass es sich hier um einen einmaligen Vorgang handelt. Noch nie hätte ein Unternehmen lieber seinen Betrieb eingestellt, als mit der amerikanischen Regierung zu kooperieren. Nun sind es aber bereits zwei: Auch Silent Circle schloss seinen verschlüsselten E-Mail-Dienst Silent Mail. Ein Sprecher des Unternehmens sagte, dass es zwar keine Anfragen seitens der US-Behörden gab, man aber das Statement von Lavabit gesehen hatte und lieber präventive Maßnahmen ergriff.

Levison betonte außerdem, dass er absolut niemanden empfiehlt, private Daten einem Unternehmen anzuvertrauen, das physische Verbindungen zu den USA hat. Wer seine Mails über Google Mail-, Hotmail- oder ähnliche Dienste laufen hat, Cloud-Dienste von Amazon, Microsoft, Dropbox oder Google nutzt, sollte also schleunigst wechseln.

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