Ratgeber

Sieben Alternativen zum Google Reader

Seit 1. Juli ist der Google Reader offline, es wird also höchste Zeit, sich eine Alternative zu suchen, wenn man zu den Menschen gehört, die zahlreiche News-Quellen nutzen und deshalb nicht auf einen vernünftigen RSS-Reader verzichten können. Wir stellen euch sieben RSS-Reader vor, auf die es sich lohnt, einen Blick zu werfen.

Warum Google seinen RSS-Reader abgeschaltet hat, bleibt ein Geheimnis. Google selbst sagt, dass sich das Lese-Verhalten der Nutzer geändert hat und sich kaum noch jemand am Ende des Tages hinsetzt und durch alle Nachrichten der letzten 24 Stunden klickt. Stattdessen würden die User Nachrichten so schnell wie möglich erhalten und lesen wollen. Dem widersprechen aber die immer noch hohen Abonnement-Zahlen der großen Tages- und Wochenzeitungen und das gesamte Erfolgskonzept der Tagesschau. Auch wäre es möglich gewesen, sich beim Google Reader alle zehn Minuten einzuloggen, es war nicht notwendig seine News nur einmal am Tag ansehen.

Einige vermuten, dass Google in naher Zukunft einen neuen Format-Standard einführen will. Da RSS aber sehr weit verbreitet ist, gilt das als recht unwahrscheinlich. Außerdem hätten die Kalifornier ja einfach ein neues Abo-Format im bestehenden Reader einführen und RSS später abschalten können.

Linkipp – Unbekannte erpressen Feedly mit DDoS-Attacken

Wieder Andere behaupten, dass Google seine Reader-Nutzer in sein Soziales Netzwerk Google+ schleusen will, um endlich ein ernstzunehmender Konkurrent für Facebook zu werden. Google+ ist an sich ein guter Dienst, nur die Nutzerzahlen sind nicht gerade berauschend. Ein Soziales Netzwerk funktioniert eben nur, wenn dort auch genug Menschen unterwegs sind, mit denen man sich sozialisieren kann. Da Google jedem Nutzer seiner Dienste, sei es Google Mail oder Youtube, automatisch einen Google-Plus-Account verpasst, klingt diese Theorie recht plausibel.

Was auch immer der wahre Grund ist: Es gibt seit gestern keinen Google Reader mehr und Menschen, die ohne RSS-Reader nicht mehr leben können, müssen sich nach einer Alternative umsehen. Hier gibt es zwei Arten zur Auswahl: Webbasierte RSS-Reader benötigen einen Account und können zwischen verschiedenen Geräten synchronisiert werden, man liest also dieselbe Nachricht nicht zweimal. Ein klassische Reader kann nicht synchronisieren, er ist daher nur für diejenigen interessant, die nur auf einem Gerät Nachrichten lesen wollen.

FeedReader

Der FeedReader ist ein etablierter, klassischer RSS-Reader. Man lädt das Programm einfach aus dem Internet auf seinen PC herunter und installiert es. Für die RSS-Feeds der großen Nachrichten-Seiten, wie Spiegel Online, FAZ.net und die Süddeutsche, muss man nicht einmal nach dem RSS-Link suchen. Eine Suche nach der URL der Hauptseite im FeedReader reicht aus und in den meisten Fällen findet der Reader den RSS-Feed automatisch.

Feeds lassen sich in Ordnern zusammenfassen und können sowohl direkt im FeedReader gelesen, als auch alternativ durch einem Klick auf die Nachricht in einem Tab oder einem neuen Fenster im Browser geöffnet werden. Podcasts und Videos werden genauso behandelt, wie Text-Nachrichten, man sollte allerdings darauf achten, dass der FeedReader alle Videos der letzten Tage herunterlädt, wenn man ein neues Medium, zum Beispiel die Tagesschau abonniert. Wie viele Nachrichten gespeichert werden sollen und ob man bei jeder neuen Nachricht durch ein Popup benachrichtigt werden will, kann man einstellen.

Da Nutzer keinen Account erstellen müssen, synchronisiert der FeedReader auch nicht mit anderen Geräten. Wer seine News also auf mehr als einem Gerät lesen will, der ist bei diesem Programm falsch. Ein weiterer Nachteil ist die spartanische ästhetische Ausstattung. Das Layout lässt sich nur sehr begrenzt ändern und Farbeinstellungen fehlen völlig.

Brief

Bei Brief handelt es sich um ein Firefox-Addon. Auch hier erstellt man keinen Account, eine Synchronisation zwischen verschiedenen Geräten ist also nicht möglich. Stattdessen erscheint nach erfolgreicher Installation rechts neben der Addresszeile ein kleiner Button. Sobald man ihn anklickt, erscheint ein neuer Tab im Browser und der Nutzer kann dort seine Feeds einsehen. Klickt man auf eine Nachricht, öffnet sich ein neuer Tab, der den Nutzer direkt auf den entsprechenden Artikel führt.

Das Einbinden der RSS-Feeds ist hier etwas umständlicher als beim FeedReader. Auf einer Quell-Seite, wie zum Beispiel Zeit Online, muss man das RSS-Abonnement suchen und die Seite in die Firefox-Favoriten ablegen. Anschließend sucht man dieses Lesezeichen in Brief. Will man Nachrichtenquellen in bestimmten Ordnern organisieren, muss man diese in den Firefox-Favoriten anlegen und in Brief einbinden.

Auch hier gibt es nur wenige Einstellungsmöglichkeiten. Im Layout lässt sich nur entscheiden, ob man in Brief nur die Nachrichten-Titel oder auch den Teaser angezeigt bekommen will. Farbeinstellungen gibt es gar keine.

Feedly

Feedly ist der bekannteste der Google-Reader-Alternativen. Feedly war bisher ein Firefox-Addon, das den Google Reader als Server nutzte. Man loggte sich mit seinem Google-Account bei Feedly ein und bekam so Zugriff auf seine RSS-Abonnements beim Google Reader. Man konnte aber auch direkt bei Feedly nach RSS-Quellen suchen und in den Google Reader einbinden. Der große Unterschied zum Google-Dienst war, dass Feddly einerseits viel schöner aussah, fast mit einem Magazin vergleichbar ist und andererseits wesentlich mehr Einstellungsmöglichkeiten hatte.

Die Entwickler von Feedly kündigten schon sehr früh an, nach der Abschaltung von Google Reader die Feeds über einen eigenen Server laufen zu lassen. Das kam bei den Nutzern gut an und Feedly besitzt seit Anfang Juni mit über acht Millionen Accounts mehr Nutzer als es der Google Reader je hatte. Auch nach der Abschaltung des Google-Dienstes kann man sich immer noch mit dem Google-Account bei Feedly einloggen und seine alten RSS-Quellen nutzen. Die Migration erfolgt automatisch. Nutzer die erst jetzt zu Feedly kommen, können immer noch ihren Account von Google Reader importieren. Wer nie bei Googles RSS-Reader war, muss sich seine RSS-Feeds neu einrichten.

Da Feedly ausschließlich webbasiert ist, werden News synchronisiert. Es gibt Apps für Android, iOS und sogar Windows Phone. Bei Windows-Smartphones muss man seinen Feedly-Account allerdings über den Nextgen Reader nutzen, eine andere Möglichkeit gibt es noch nicht. Die Feedly-Apps sind durchgehend schön und funktionell designt und jemand der mehrere Geräte nutzt, um seine Nachrichten zu lesen, ist hier gut aufgehoben.

Digg Reader

Der Digg Reader steckt noch in der Beta-Phase. Eigentlich ist Digg eine Mischung aus Reddit und Google News. Die Nachrichten-Quellen sind voreingestellt, Nutzer können Artikel aber hoch- und runter voten, je nachdem ob sie den Inhalt relevant finden oder nicht. Die Entwicklung des Digg Readers startete erst nach der Ankündigung Googles den Google Reader fallen zu lassen. Aufgrund der kurzen Entwicklungszeit ist der RSS-Reader von Digg noch nicht ganz ausgereift.

Ähnlich wie Feedly ist der Digg Reader webbasiert. Er synchronisert also zwischen den einzelnen Geräten, beziehungsweise soll das irgendwann einmal können. Bis jetzt kann man den Digg Reader lediglich mit dem Browser ansteuern oder die alte Digg-App von iOS nutzen. Eine eigene Digg-Rreader-App gibt es noch nicht. Android- und Windows-Phone-Nutzer haben noch keine Möglichkeit auf Digg oder den Digg Reader zuzugreifen.

Die Einstellungsmöglichkeiten sind nicht ganz so ausgeprägt, wie bei Feedly. Google-Reader-Konten können aber ebenfalls importiert werden. Momentan kann der Digg Reader nicht mit Feedly mithalten, da einfach noch keine Apps für die verschiedenen Betriebssysteme in den App-Stores vorhanden sind.

Good Noows

Good Noows ist der vielseitigste der RSS-Reader, zumindest wenn es um ästhetische Einstellungen geht. Die Nutzer können aus zehn verschiedenen Layouts auswählen, wie sie ihre Nachrichten präsentiert bekommen wollen. Die verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten besitzen dabei alle ihre Vor- und Nachteile: Besonders schöne Layouts werden bei vielen Nachrichten schnell unübersichtlich, hier sind die Listenansichten praktischer, aber auch weniger ansprechend.

Es gibt voreingestellte allgemeine Nachrichten-Quellen, man kann aber auch seine eigenen Prioritäten setzen und bekommt dann eine Mischung angezeigt. Einen Account muss man nicht erstellen, obwohl der Reader webbasiert ist. Die vorgenommenen Einstellungen werden über die Cookies im Browser erkannt. Wer also im Inkognito-Modus im Internet unterwegs ist, wird mit dem Good-Noows-Reader keine Freude haben. Es gibt auch keine Apps für Android, iOS oder Windows Phone und es sind auch keine geplant. Wer mehrere Geräte nutzt, um seine Nachrichten-Dosis mehrmals täglich zu bekommen, muss sich also einen anderen Dienst suchen.

The Old Reader

Auch The Old Reader befindet sich noch in der Beta-Phase, von der man aber so gut wie nichts merkt, denn der Reader wirkt bereits ziemlich ausgereift. Der Name wurde gewählt, weil The Old Reader ungefähr das gleiche Layout besitzt, wie die erste Version des Google Readers. Auch wenn das eine schöne Hommage ist, wirkt The Old Reader dadurch etwas altbacken.

Konten von Google Reader können einfach importiert werden. Zugang erhält man eigentlich nur über den Browser, offizielle Apps gibt es noch keine. Einige RSS-Reader-Apps von Drittanbietern unterstützen The Old Reader jedoch schon. Die Besonderheit von The Old Reader ist, dass man bestimmte News einfach mit seinen Freunden teilen kann, in dem man sie in den „Shared“-Ordner zieht. Der RSS-Reader besitzt also auch eine soziale Komponente.

AOL Reader

Der AOL Reader ist ebenfalls nigelnagelneu und befindet sich noch in einer geschlossenen Beta. Bisher kann man nur über einen Webbrowser auf ihn zugreifen, nachdem man sich für den Beta-Test registriert hat. iOS- und Android-Apps sind für die Zukunft geplant.

AOL ist noch am Ausprobieren. Welche Features der AOL Reader besitzen wird, wenn er fertig ist, wird sich erst noch zeigen. Besonderheiten sind noch keine bekannt, nur, dass auch externe Dienste über eine API auf den RSS-Reader zugreifen werden können.

Facebook

Facebook überraschte vor zwei Wochen mit der Nachricht, dass das Soziale Netzwerk einen eigenen RSS-Reader plant, der einfach in einen bestehenden Facebook-Account eingebunden werden können soll. Nachrichten sollen dann einfach im normalen News-Feed auftauchen, über den auch rein tickert, was die Freunde denn im Moment so alles machen. Auch jetzt erhält man dort bereits bestimmte Artikel, muss dafür jedoch den Facebook-Auftritt einer News-Seite liken und bekommt nur ausgewählte Nachrichten. Auch sind bei weitem nicht alle Seiten und nur bestimmte Blogs in Facebook vertreten. Eine RSS-Funktion würde die Einbindung jeder beliebigen Seite unterstützen, sofern sie das Format unterstützt.

Das größte soziale Netzwerk der Welt besitzt bereits unzählige Nutzer und die Infrastruktur ist extrem gut ausgebaut. Apps gibt es für jede erdenkliche mobile Plattform und sie müssten lediglich angepasst werden. Auch das Geschäftsmodell von Facebook funktioniert, eine eigene Werbeinfrastruktur muss also nicht mehr aufgebaut werden, um den RSS-Dienst zu finanzieren. Facebook müsste schon sehr viel falsch machen, um kein großer Spieler im RSS-Reader-Geschäft zu werden.

Fazit

RSS-Reader sprießen momentan überall aus dem Boden. Wir haben euch eine kleine Auswahl vorgestellt, die alle verschiedenen Bedürfnisse der Nutzer ansprechen können soll. Wer Nachrichten nur am PC liest und kein Problem damit hat, dass jede News etwas Speicher belegt, wird mit dem FeedReader zufrieden sein. Wer Megabytes zählen muss, weil die Festplatte zu klein ist, aber auch nur ein Gerät für seinen Nachrichten-Input nutzt, der sollte sich das Firefox-Addon Brief ansehen und wer außerdem Wert auf Ästhetik legt, der ist bei Godd Noows gut aufgehoben, allerdings nur, wenn man Anonymität im Internet nicht besonders schätzt.

Der Digg Reader und Feedly können mit mehreren Geräten synchronisiert werden und sehen auch noch gut aus, wobei beim Digg Reader zusätzlich ein kleines soziales Netzwerk dahinter steht. The Old Reader ist eher eine Alternative für Nostalgiker und erlaubt das direkte Teilen von Nachrichten mit Freunden, falls sie den Dienst ebenfalls nutzen, allerdings kann man den RSS-Reader bis jetzt nur im Browser nutzen. Der AOL Reader steckt noch in seinen Kinderschuhen. Wie er am Ende aussehen und was er dann alles können wird, wird man erst sehen müssen.

Sollte Facebook tatsächlich einen eigenen RSS-Reader einbauen und einigermaßen gut umsetzen, könnte mit einem Schlag ein neuer Marktführer im RSS-Bereich entstehen. Nutzer, Geschäftsmodell und Infrastruktur sind schließlich bereits vorhanden.

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