Test

Das Nokia Lumia 625 im Test

Als ambitionierten Angriff auf die Mittelklasse will Nokia das Lumia 625 verstanden wissen. Neben dem vergleichsweise günstigen Preis versucht das Smartphone mit austauschbaren Covern, Windows Phone 8, LTE und einem für die Lumia-Reihe riesigen Bildschirm zu punkten. Wir haben das Lumia 625 getestet.

Mit dem Lumia 625 rundet Nokia das eigene Portfolio mit einem Smartphone zum günstigen Straßenpreis von mittlerweile deutlich unter 300 Euro ab. Das Display ist mit 4,7 Zoll das bisher größte der Lumia-Reihe, wenn auch die Auflösung mit den Spitzenmodellen nicht ganz mithalten kann. Dazu setzen die Finnen mit knalligen Farben bei den auswechselbaren Covern und dem optional verfügbaren Kopfhören in Kooperation mit Coloud auf eine wohl eher junge und stilbewusste Zielgruppe. Ob die Rechnung am Ende aufgeht, werden die folgenden Seiten zeigen.

Design und Haptik: Klassisch bis schrill

Auf den ersten Blick wirkt das Nokia Lumia 625 ziemlich wuchtig, was bei Abmessungen von 133,2 x 72,2 x 9,2 mm und einem Gewicht von 165 Gramm wenig verwunderlich ist. Dennoch wirkt es durch die abgerundeten Kanten des rückseitigen Covers nicht klobig. Dieses besteht aus einem halbtransparenten Plastik, was dem aufgedruckten Logo von Nokia eine gewisse Tiefenwirkung verleiht. Die matten Cover sind in verschiedenen, teils bunten Farben, aber auch im klassischen Schwarz verfügbar. Wer will, kann sein Smartphone also passend zur Kleidungsstil des Tages anpassen.

Ob davon in der Praxis aber viele Nutzer Gebrauch machen werden, scheint beim Versuch das Gerät zu öffnen doch recht zweifelhaft. Auf den ersten Blick wirkt das Lumia 625 nämlich wie ein Unibody, eine Kante zum Aufhebeln des Gehäuses sucht man vergeblich. Ein Blick in die dünne Anleitung aus der Box bringt dann Klarheit: Der Weg ans Innere des Smartphones führt über den Micro-USB-Port auf der Unterseite. Hier muss mit einem gewissen Kraftaufwand und Risiko für die eigenen Fingernägel gearbeitet werden. Dafür sitzen die Cover trotz des eher dünnen Materials nach dem Tausch bombenfest. Nach außen wird das Cover nur durch den bereits erwähnten USB-Port und den Anschluss für das mitgelieferte schwarze Headset durchbrochen. Zum Einsetzen der Micro-SIM und einer Micro-SD-Karte kommt man um das hakelige Öffnen des Lumia 625 nicht herum.

Neben dem gefälligen Design liegt das Lumia 625 auch gut in der Hand. Die abgerundeten Kanten der Cover gehen nahtlos in das durch robustes Gorilla-Glas geschützte Display über. Dazu ist das Material der Seite leicht angeraut, wodurch es sich selbst mit leicht schwitzigen Händen sicher handhaben lässt. Dafür zieht die Kunststoffoberfläche Schmutz magisch an, Fingerabdrücke sind ebenfalls gut zu erkennen. Für Umsteiger von Android oder dem iPhone zunächst gewöhnungsbedürftig ist die Anordnung der Seitentasten. Als erste Taste findet sich ganz oben hier nicht etwa die Ein/Aus-Taste, sondern die Lautstärkewippe untergebracht. Darunter folgt dann mittig die Taste zum Aktivieren des Displays und schließlich noch ein separater Auslöser für die Kamera. Alle Tasten lassen sich blind gut ertasten und haben einen guten Druckpunkt. Die Sensortasten unterhalb des Displays sind wie von Windows Phone gewohnt von links nach rechts mit den Funktionen „Zurück“, „Startseite“ und der „Suche“ über Microsofts eigene Suchmaschine Bing belegt. Leider hat Nokia die Beleuchtung der Tasten eingespart, was in dunklen Umgebungen schnell nervt.

Display: Viel Fläche, wenig Auflösung

Recht merkwürdig erscheint zunächst der Schritt von Nokia, ausgerechnet einem Smartphone im Preisbereich unter 300 Euro das bisher größte Display der Lumia-Serie zu präsentieren. Die 4,7 Zoll des 625 stecken selbst die 4,5 des Top-Modells 1020 in den Schatten. Einen ersten Wermutstropfen hinterlässt direkt im Anschluss aber der Blick auf die im Datenblatt hinterlegte Auflösung. Hier bietet das 625 lediglich 800 x 480 Pixel (WVGA). Daran ändert auch die eigentlich tolle IPS-Technik mit ihrem stabilen Blickwinkel und dem hohen Kontrast nicht mehr viel. Während bei der Navigation durch die Menüs die geringe Pixeldichte von 199 ppi kaum auffällt, wirken kleine Schriften im Browser unscharf und sind eher anstrengend zu lesen. Hier hilft es, den Text durch heranzoomen zu vergrößern.

Ähnlich sieht es mit Bildern aus, die durch die geringe Auflösung einen unscharfen Touch bekommen. Dies gilt natürlich auch für Videos, wobei sich hier eher die nicht optimale automatische Regelung der Helligkeit bemerkbar macht. Sie ist eher in die Richtung Stromsparen hin optimiert. In hellen Umgebungen kommt man um das manuelle Einstellen der maximalen Helligkeit kaum herum. Dafür schlägt sich das Display bei der bei vielen Smartphones kritischen Bildqualität im Freien wacker. Unterm Strich war die Entscheidung für die WVGA-Auflösung bei Nokia wohl auch eine Kostenfrage.

Bedienung und Features: Flüssig dank Windows Phone 8

Keinen Ansatz für Mängel bietet der Bedienkomfort des Lumia 625. Nokias grundsätzliche Entscheidung für Windows Phone zahlt sich an dieser Stelle voll aus. Trotz der im Vergleich zu vielen Konkurrenten unter Android eher schwachen Hardware geht es ohne spürbare Verzögerungen vom Startbildschirm zu den einzelnen Apps oder mit einem Wischer nach links zu den Einstellungen. Ebenso hat man sich das gute Angebot an vorinstallierten Apps schnell an die passende Stelle gezogen.

Die Beschränkung auf einen Homescreen stört nicht, da jede Kachel Zusatzinformationen wie die Anzahl der neuen Kurznachrichten enthalten kann. Zudem lassen sich die Kacheln in drei verschiedenen Größen skalieren. Wer will, kriegt so bis zu 24 Apps auf den Bildschirm ohne scrollen zu müssen. Positiv ist auch, dass Nokia bei der Softwareausstattung nicht gespart hat. Überzeugen kann neben dem Kartendienst „Here“ vor allem die Navigation via „Drive“, zumal sich das komplette Kartenmaterial schon vor der Fahrt im heimischen WLAN bequem auf das Smartphone ziehen lässt. Die mobile Variante von Microsofts Offices ist den vergleichbaren Office-Lösungen von Drittanbietern auf iOS und Android naturbedingt ein gutes Stück voraus, zumal es mit dem Lumia 625 sieben Gigabyte freien Onlinespeicher bei Microsofts Cloud-Dienst SkyDrive zur Ablage der eigenen Dokumente gibt.

Einen Anteil an der guten Bedienung hat auch der gute Touchscreen, mit dem präzise Eingaben kein Problem sind. Durch das große Display gelingen Eingaben über die Bildschirmtastatur problemlos, selbst wenn das Gerät hochkant gehalten wird. Allerdings kommen Nutzer mit normal großen Händen bei einer Diagonale von fast 12 Zentimetern mit dem Daumen nicht mehr in die äußeren Ecken des Displays, was die einhändige Bedienung manchmal etwas schwierig macht. Dafür kann man das 625 bei Bedarf trotz über die Hand gezogener Handschuhe steuern.

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