Größerer Akku und stärkerer Prozessor – das sind die wichtigsten Neuerungen beim Nachfolger des One X. Alle weiteren Features hat HTC kaum oder eher behutsam verändert und der Modellbezeichnung einfach ein kleines „+“ angehängt. Das passt zur sanften, aber gekonnten Modellpflege.









Design und Haptik
Abgesehen davon, dass es das HTC One X+ nur noch in Schwarz gibt, hat sich am Äußeren, im Vergleich zum One X, nicht viel getan. Lediglich die Sensortasten leuchten nun rot statt weiß und die Kameralinse auf der Rückseite wird von einem roten Ring geschmückt. Apropos Kameralinse: Diese ragt nach wie vor etwa zwei Millimeter aus dem Gehäuse hervor. Liegt das Smartphone auf dem Rücken, ruht es stets auf der Kamera. Das könnte über kurz oder lang zu Kratzern in der Glasabdeckung führen. Im Lautsprecher über dem Display ist eine kleine Status-LED eingelassen, die bei verpassten Anrufen, eingegangenen Nachrichten oder beim Akkuladen dezent blinkt beziehungsweise leuchtet.









Das One X+ ist mit seinem Gewicht von 138 Gramm ein echter Schmalhans: 13,4 x 7 x 9 Zentimeter misst das Gehäuse, das aus einem Stück besteht (Unibody) und aus sehr stabilem Polycarbonat gefertigt wurde. Es gibt keinerlei Lücken, Klappen oder Spalten. Das macht das One X+ zu einem der hochwertigsten Smartphones überhaupt: Nichts klappert oder knarzt, alles sitzt bombenfest. Die Entwickler haben das Äußere mit einer so genannten Soft-Touch-Oberfläche – einer Art feiner Gummimantel – überzogen. Das soll die Griffigkeit erhöhen, was aber nicht wirklich gelungen ist. Zwar ist das Gerät nicht mehr so rutschig wie der Vorgänger, aber trotzdem gleitet es leicht aus der Hand – zu leicht, wie wir finden.
Display
Was der Hersteller vollmundig als Super-LCD2 bezeichnet, kann sich tatsächlich sehen lassen: Das 4,7 Zoll große Display macht einen extrem guten Eindruck: Die Darstellung ist scharf, die Farben sind kräftig und knackig und der Blickwinkelbereich ist fast 180 Grad groß. Der Kontrast ist zwar nicht so hoch wie bei AMOLED-Displays, aber da die Pixel näher an der Oberfläche leuchten als bei anderen Smartphones, gibt es weniger Reflexionen, und der Bildschirminhalt ist auch im Freien noch sehr gut abzulesen. Mit der „kleinen“ HD-Auflösung von 1.280 x 720 Pixel ergibt sich eine hohe Pixeldichte von 315 Pixel pro Zoll. Das verbaute Gorilla Glass 2 von Corning schützt das Display recht zuverlässig vor Kratzern. Dass es dadurch nicht unzerstörbar wird, zeigt unser Testgerät: Es kam bereits mit einem kleinen, wenn auch kaum sichtbaren Kratzer bei uns an. Aber wer weiß, was das Gerät auf seinem Weg in die Redaktion schon alles durchgemacht hat.
Bedienung
Unser Testkandidat hat genau zwei physische Tasten zu bieten: Die Lautstärkewippe auf der rechten Seite sowie die Ein-/Aus-Taste auf der Oberseite. Letztere ist etwas schwieriger zu drücken, weil sie zu einem einen schwammigen Druckpunkt hat und weil die Kante zum anderen leicht keilförmig ist. Den Knopf blind zu ertasten, ist also nicht ganz einfach. Alle weiteren Eingaben geschehen über den Touchscreen (s. nächster Abschnitt) und die drei gut reagierenden Sensortasten (Zurück, Home, geöffnete Apps) unter dem Display. Diese sind rot und sollen bei schlechtem Licht leuchten, im Alltag tun sie das aber viel zu selten. Erst bei nahezu völliger Dunkelheit springt die Beleuchtung an, im Dämmerlicht bleibt sie aus. Hier spart das Smartphone Energie an der falschen Stelle.









Kritik muss sich HTC auch wegen des Steckplatzes für die Micro-SIM anhören: Die Karte wird in eine kleine Schublade eingelegt und dann mit dieser zusammen im Gehäuse versenkt. Allerdings: Um das Fach zu öffnen, braucht es einen sehr dünnen Gegenstand, zum Beispiel eine Büroklammer. HTC legt zwar ein entsprechendes Werkzeug bei, doch wer hat das immer in der Hosentasche? Es ist wohl dem Unibody-Design geschuldet, dass der Hersteller keine Klappe nutzt, die der Anwender mit dem Fingernagel öffnen kann. Das mag nett aussehen, auch wenn das Detail kaum zu bemerken ist, aber benutzerfreundlich ist es nicht.
Betriebssystem und Features
Das One X+ wird mit Android 4.1.1 ausgeliefert, Version 4.2 soll angeblich dieses Jahr folgen – sicher kann man sich da aber nicht sein. Damit bietet es auch den digitalen Assistenten Google Now samt Sprachsteuerung. Allerdings ist HTC einer der Smartphone-Hersteller, der Googles Betriebssystem sehr stark an die eigenen Vorstellungen anpasst. Sense 4+ nennt sich die aktuelle Benutzeroberfläche, die HTC über das nackte Android legt. Die Menüs und vorinstallierten Apps unterscheiden sich teilweise erheblich vom Standard-Android. Das ist nicht notwendigerweise etwas Schlechtes, sondern schlicht Geschmackssache.
Wer das Gerät das erste Mal einschaltet, muss sich auf eine vergleichsweise lange Einrichtung einstellen. Denn neben dem Android-typischen Fragen nach der Sprache, den Login-Daten fürs WLAN und dergleichen, setzt HTC die Fragestunde mit seinen eigenen Diensten fort. Dazu gehört beispielsweise „Get Started“. Darüber lassen sich im Browser am PC grundlegende Konfigurationen wie Hintergrundbild, Klingeltöne, Aussehen der Display-Sperre, Lesezeichen, Layout des Homescreens und E-Mail-Konten vornehmen und dann aufs Handy übertragen. Voraussetzung dafür ist ein HTC-Konto. Selbst einige dutzend Apps stehen auf start.htcsense.com zur Auswahl. Den Weg über den Play Store mit seinen hunderttausenden von Anwendungen ersetzt das freilich nicht, aber für unerfahrene Anwender ist der Einrichtungs-Assistent im Browser sicher eine feine Sache.









Der Launcher, der für die Darstellung und das Verhalten der Homescreens und des Drawers (Übersicht über alle installierten Apps) verantwortlich ist, hat mit Sense 4+ ebenfalls neue Funktionen erhalten. Durch die maximal sieben Startbildschirme darf der User nun endlos wischen: Beim letzten angekommen, springt die Ansicht wieder zum ersten. Widgets lassen sich nun durch einen langen Fingerdruck auf eine freie Stelle auswählen und sofort auf dem gewünschten Homescreen platzieren – egal, von welchem Homescreen aus der Anwender das Auswahlmenü öffnet. Die App-Icons im Drawer lassen sich ausblenden und alphabetisch nach dem Installationsdatum oder der Nutzungshäufigkeit sortieren.
Hinzu kommt ein neuer Energiesparmodus, der sich über die Statusleiste schnell (de)aktivieren lässt. Er drosselt die CPU auf 1,3 GHz (s. auch nachfolgenden Abschnitt), reduziert die Display-Helligkeit, schaltet den Vibrationsalarm ab und kappt die Datenverbindungen, wenn das Smartphone sich im Standby befindet. Die vier Optionen lassen sich auf Wunsch einzeln abschalten, so dass der Energiesparmodus beispielsweise nur dafür sorgt, dass das Display abgedunkelt wird.









Übrigens gewährt HTC in Zusammenarbeit mit Dropbox allen Neubesitzern des HTC One X+ zwei Jahre lang kostenlos 25 GB Speicherplatz beim Cloud-Anbieter. Dazu genügt es, sich während der Einrichtung mit seinem Dropbox-Konto anzumelden. Die entsprechende App ist schon vorinstalliert. Apropos vorinstallierte Apps: Mit dem Update auf Sense 4+ hat HTC auch den Musik- und Foto-Apps ein Face-Lifting verpasst. Sie bieten jetzt nicht mehr nur Zugriff auf lokal gespeicherte Dateien, sondern auch auf Cloud-Speicher. In der Foto-App, die auch Videos abspielt, stehen Dropbox, Facebook, Flickr Picasa und SkyDrive zur Verfügung. Die Musik-App bietet Anwendern zusätzlich Zugriff auf TuneIn Radio, 7digital sowie die Dienste von SoundHound. Letzteres erkennt Lieder, wenn es sie hört.
Prozessor, Speicher und Co.
Der verbaute Quadcore-Prozessor Tegra 3+ mit 1,7 GHz sorgt für ordentlich Tempo – das zeigen auch die Benchmark-Ergebnisse, die wir unter diesem Artikel aufgelistet haben – aber auch für eine gewisse Wärme, die nach einiger Zeit unter Last deutlich auf der Gehäuserückseite zu spüren ist. Unangenehm ist das aber nicht. Ein nicht so leistungsstarker, aber sparsamerer Co-Prozessor übernimmt die Rechenarbeit, wenn nur einfache Aufgaben wie Surfen oder Mailen zu erledigen sind. Dem Prozessor steht ein GB Arbeitsspeicher zur Seite – das ist mehr als ausreichend, aber nichts Besonderes.









Dass das One X+ üppige 64 GByte Speicherplatz zu bieten hat, lässt den Nutzer fast vergessen, dass kein Steckplatz für Speicherkarten vorhanden ist. Ein Trend, dem die Smartphone-Hersteller und gerade HTC leider immer öfter folgen. Vom internen Speicher bleiben nach Abzug des Betriebssystems und der vorinstallierten Anwendungen noch rund 55 GB für weitere Apps und eigene Dateien. HTC baut auch eine Version mit 32-GB-Speicher, die allerdings kaum irgendwo zu kaufen ist. Die handvoll Händler, die das Modell anbieten, verlangen dafür kaum weniger als für die 64-GB-Variante. Es gibt also keinen Grund, hier nicht zur großen Version zu greifen.
Akku
Wie bei so vielen neuen Smartphone-Modellen ist auch der Akku des One X+ fest im Gehäuse eingebaut. Ihn im Falle eines Defekts selber zu tauschen, ist nicht möglich. Immerhin hat HTC die Kapazität des Energiespeichers von 1.800 (One X) auf 2.100 Milliamperestunden erhöht. Und das macht sich bemerkbar. Wir haben das Smartphone über eine Woche im Alltagseinsatz getestet und sind von der Laufzeit sehr angetan. Wo die meisten Androiden schon nach einem Tag wieder ans Ladegerät müssen, hält das One X+ problemlos bis zum übernächsten Abend durch – und das sogar ohne die den neuen Energiesparmodus zu bemühen. Das hängt natürlich stark von der Art der Nutzung ab: Wer viel spielt oder HD-Videos schaut, kommt vielleicht nicht mal einen halben Tag mit einer Akkuladung aus. Aber im Schnitt handelt es sich beim X+ um ein Smartphone mit mehr als ausreichend Saft.
Anschlüsse und Schnittstellen
Quadband-GSM und UMTS mit bis zu 42,2 MBit/s, WLAN 802.11a/b/g/n, das sowohl im 2,4- wie im 5-GHz-Band funkt, Bluetooth 4.0, NFC sowie GPS-Empfänger – was die drahtlose Kommunikation angeht, hat HTC nur auf LTE verzichtet. Dass das Smartphone neben GPS auch das russische Satellitensystem Glonass zur Navigation nutzen kann, mag da ein schwacher Trost sein. Andererseits ist LTE hierzulande von flächendeckender Verbreitung ohnehin noch weit entfernt. Ähnliches gilt ebenfalls für NFC, doch einen entsprechenden Chip für die drahtlose Kurzstreckenübertragung hat der Hersteller eingebaut.









Daneben gibt es natürlich den obligatorischen Micro-USB-Anschluss, der sich in diesem Fall auf der linken Gehäuseseite befindet. Über ein entsprechendes OTG-Kabel lassen sich USB-Sticks anschließen, und Dateien von dort öffnen oder sogar abspeichern – vorausgesetzt, sie sind mit dem FAT32-Dateisystem formatiert. Zumindest das ist also eine Möglichkeit, den internen Speicher temporär zu erweitern. Die Kopfhörerbuchse finden Nutzer an der Oberseite des One X+.
Kamera
Die Kameraoptik besteht im Wesentlichen aus einer 28-Millimeter-Weitwinkellinse mit f2.0-Blende. Wie bei Smartphones üblich, steht lediglich ein Digitalzoom bereit. Der Sensor schafft eine Auflösung von maximal acht Megapixel. Die Kamera gehört mit zu den besten, die es derzeit auf dem Smartphone-Markt gibt. Die Fotos geben bei Tages- und Kunstlicht die Farben nahezu naturgetreu und mit der nötigen Schärfe wieder. Selbst bei ungünstigen Lichtverhältnissen macht das One X+ noch brauchbare Aufnahmen – vor allem im Vergleich zu anderen Mobiltelefonen. Wird es zu dämmerig, kann aber auch der LED-Blitz nicht mehr wirklich helfen. Unnatürliche Farben und Bildrauschen sind das Ergebnis. Hier kämpft auch unser Testkandidat mit dem konstruktionsbedingten Nachteil, dass für ein vernünftiges Objektiv und einen großen Sensor schlicht kein Platz vorhanden ist. Besitzer des X+ dürfen ihre digitale Kompaktkamera aber zu Hause lassen; viele Modelle machen auch keine besseren Bilder.
Die Kamera-App stellt per Touch scharf, erkennt Gesichter automatisch und macht bis zu 99 Fotos in Serie. Dabei fiel uns die kurze Auslöse- und Speicherzeit angenehm auf. Nutzer zoomen nun ähnlich wie in anderen Apps, indem sie zwei Finger aufs Display setzen und diese auseinander oder zusammen schieben – ziemlich praktisch. Noch praktischer ist aber der so genannte Ausflugsmodus: Ist die Kamera-App noch geöffnet und im Vordergrund, wenn der Nutzer den Aus-Schalter drückt, wird das Display nicht gesperrt. Das heißt: Ein erneuter Druck auf den Schalter macht die Kamera sofort einsatzbereit. Das Display muss nicht entsperrt, die Kamera-App nicht erst geöffnet werden. So macht man auf Ausflügen gerne schnell mal einen Schnappschuss, weil die Kamera flott zu Hand ist.









Die Qualität der Videos kann übrigens nicht ganz mit der Fotoqualität mithalten. Zwar macht die Kamera Full-HD-Aufnahmen (1.920 x 1.080) und führt auch Schwenks weich und ruckelfrei aus, doch Komprimierungsartefakte stören auffallend häufig das ansonsten gute Bild. Immerhin lassen sich während des Drehs auch Fotos schießen, allerdings „bloß“ mit einer Auflösung von sechs Megapixeln.
Noch kurz ein paar Worte zur Front-Kamera: Diese gehört mit einer Auflösung von 1,6 Megapixel bei Fotos und 720p bei Videos ebenfalls zu den besseren Webcams auf dem Smartphone-Markt. Trotzdem ist sie eher was für Videochats als für ernsthafte Aufnahmen. Aber genau das ist ja auch der Sinn und Zweck dieser Kamera.
Multimedia
Wie alle Smartphones der One-Serie ist auch das X+ mit der Audiotechnik von Beats Electronics ausgestattet. Diese sorgt in der Tat auch bei hoher Lautstärke für satten und kräftigen Sound, ohne zu dröhnen. Am besten kommt der Sound in Verbindung mit externen Lautsprechern oder anständigen Kopfhörern zur Geltung. Die integrierten Boxen auf der Rückseite klingen dünn und blechern, außerdem sind die mitgelieferten Kopfhörer wahrlich nicht das Gelbe vom Ei.









Das DLNA-Protokoll zur drahtlosen Übertragung von Fotos, Musik und Videos unterstützt das X+ von Haus aus. Die Musik- und Alben-Apps von HTC übertrugen im Test problemlos verschiedene Media-Dateien via Heimnetzwerk zu einem Flachbildfernseher, der per LAN-Kabel am Router hing. Wer lieber auf den kabelgebundenen Transfer setzt, kann sich die MHL-Funktion des USB-Anschlusses zu Nutze machen: Über einen speziellen Adapter lässt sich der Bildschirminhalt per HDMI auf ein TV-Gerät beamen.