Test

Samsung Galaxy Tab S 10.5 im Test: Das bessere iPad Air?

Vor wenigen Tagen brachte Samsung sein neues Tablet Galaxy S 10.5 auch in Deutschland auf den Mark. Das Tablet ist Apples iPad Air im Design sehr ähnlich. Ob es auch in den Kategorien Hardware und Software ein ernstzunehmender Konkurrent für den Branchenprimus ist, haben wir in unserem Vergleichstest untersucht.

Mittlerweile haben Apples iPads Konkurrenz von allen Seiten bekommen. Unzählige Tablet-Modelle in den unterschiedlichsten Größen und mit verschiedenen Betriebssystemen lassen den Marktanteil der iPads immer weiter zusammenschrumpfen. Noch gilt das iPad Air als das beste Gerät in seiner Größenklasse. Samsung hat mit dem Galaxy S 10.5 nun jedoch ein Tablet auf den Markt gebracht, das dem iPad Air Paroli bieten könnte.

Im Test hatten wir ein weißes iPad Air mit nanoSIM-Karten-Slot und 128 GB internem Speicher. Unser Galaxy Tab S 10.5 in Titanium Bronze besaß keinen SIM-Karten-Slot und einen internen Speicher von 16 GB. Allerdings gibt es das Samsung-Tablet auch mit 32 GB internem Speicher und Mobilfunknetzanbindung, während man auf Apples Webseite auch iPads mit kleinerem Flash-Speicher und ohne SIM-Karten-Slot erstehen kann.

Design & Verarbeitung

Das Design beider Tablets ähnelt sich stark. Beide Geräte sind sehr schlank. Das Galaxy Tab ist mit seinen 6,6 Millimeter sogar 0,9 Millimeter dünner als das iPad Air. Dafür ist es mit 247,3 Millimeter etwas mehr als 7 Millimeter länger und mit 177,3 Millimeter knapp 8 Millimeter breiter als das Tablet von Apple. Die Unterschiede beim Gewicht sind nicht der Rede wert. Das iPad Air ist gerade einmal vier Gramm schwerer als das Galaxy Tab S 10.5, das nur 465 Gramm wiegt.

Die Ecken beider Tablets sind abgerundet und die Vorderseiten bis zu den Rändern mit Glas überzogen. Der physische Homebutton ist sowohl beim iPad Air als auch beim Galaxy Tab S 10.1 die einzige Stelle, an der die Glasplatte durchbrochen ist. Auf der Vorderseite gibt es bei aller Ähnlichkeit aber auch den ersten großen Unterschied zwischen den Geräten: Der Homebutton des iPad Air sitzt an einer der kurzen Seiten unterhalb des Displays. Beim Galaxy Tab S 10.5 hat Samsung den Homebutton und die beiden Touch-Tasten für Zurück und den Task-Manager an einer der beiden langen Kanten des Tablets angebracht. Die Frontkameras beider Geräte befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite der Homebuttons.

Linktipp – iPad Air und iPad mini im Test: Für wen eignet sich welches Tablet?

Samsung scheint aufgrund der Platzierung der Frontkamera und der physischen Tasten davon auszugehen, dass Nutzer das Tablet im Querformat verwenden wollen. Vor allem beim Ansehen von Filmen hat das Querformat enorme Vorteile. Apple hat dagegen offenbar eine primäre Nutzung im Hochformat im Sinn. In erster Linie bei Texten und dem Surfen im Internet ist das Hochformat geeigneter als das Querformat. Entsprechend ist das Seiten-Verhältnis des iPad Air von 4:3 einer Verwendung im Hochformat zuträglicher als das Seitenverhältnis des Galaxy Tab S 10.5 von 16:10.

Allerdings hat Apple das iPad Air an dieser Stelle etwas schlauer gestaltet. Hält man das iPad Air im Querformat ist der Homebutton mit dem Daumen immer noch sehr gut zu erreichen. Versucht man dagegen das Galaxy Tab S 10. im Hochformat zu nutzen, stellt man schnell fest, dass die drei physischen Tasten etwas umständlich zu bedienen sind.

Am unteren Ende des iPad Air sitzen links und rechts neben dem Lightning-Steckplatz die beiden Boxen zur Medienwiedergabe. Beim Galaxy Tab S 10.5 sind diese Boxen an der linken und rechten Kante zu finden, wodurch ein Stereo-Effekt entsteht. Die Boxen beider Geräte liefern einen den Umständen angemessenen Sound, wie man ihn bei High-End-Tablets erwarten kann.

Apple hat an der rechten Kante des iPads die Kontrollen für die Lautstärke angebracht: Eine Taste stellt das Tablet leiser, eine erhöht die Lautstärke und ein Schieberegler schaltet es stumm. Samsung hat auf den Stummschalt-Button verzichtet und an der oberen Kante rechts neben dem Power-Knopf eine Lautstärke-Wippe angebracht. Der Power-Button des iPad Air befindet sich ebenfalls auf der oberen Kante des Geräts.

Linktipp – Test: iPad Air, das neue Apple-Tablet in Text, Bild und Video

Der Kopfhörer-Ausgang des iPad Air sitzt an der oberen Kante, der des Galaxy Tab S 10.5 an der linken Seite. Beide sind gut zu erreichen. Den microSD-Karten-Slot des Samsung-Tablets finden wir an der rechten Kante neben dem microUSB-Slot. Der SIM-Karten-Schacht ist hier ebenfalls zu finden, während Apple diesen beim iPad Air an der linken Kante angebracht hat. Die Hauptkamera ist bei beiden Geräten auf der Rückseite zu finden. Beim iPad sitzt sie im oberen linken Eck, beim Galaxy Tab S 10.5 in der oberen Mitte. Die genau Platzierung ist für die Funktion der Kamera jedoch zu vernachlässigen, denn die Hände kommen bei beiden Geräten zu keiner Zeit in die nähe der Linse. Zudem hat Samsung unterhalb der Linse eine LED-Blitz-Leuchte verbaut, die wir beim iPad Air vermissen.

So ziemlich alles, was beim iPad Air nicht verglast ist, besteht aus schickem und vertrauenserweckend stabilem Aluminium. Die Spaltmaße sind geradezu winzig und gleichmäßig. Außerdem zieht sich die Rückseite über die Kanten bis hin zum Display auf der Vorderseite. Dadurch erweckt das iPad Air einen sehr stabilen und wertigen Eindruck.

Samsung setzt beim Galaxy Tab S 10.5 dagegen auf eine Rückseite aus leicht gummiertem Plastik. Sie ist etwas rutschfester als die Metall-Rückseite des iPads, wirkt jedoch minderwertiger. An den Kanten finden wir einen durchgehenden Metallrahmen aus Aluminium vor. Die Spaltmaße des Galaxy-Tablets sind minimal größer als die des iPads, jedoch genauso gleichmäßig und sauber verarbeitet.

Zu erwähnen gilt noch, dass Samsung auf der Rückseite des Galaxy Tab S 10.5 zwei weitere Anschlüsse verbaut hat. Hier können Nutzer Zubehör wie Bluetooth-Tastaturen befestigen.

Vorteil: iPad Air

Aufgrund der hochwertigeren Materialien und der leicht besseren Verarbeitung gewinnt das iPad Air in dieser Kategorie, wenn auch nur knapp.

Prozessor und Hardware

Beim Innenleben unterscheiden sich die beiden Geräte grundlegend voneinander. Es gibt beinahe keine Gemeinsamkeiten. Apple verbaut wie bei allen anderen „großen“ iPads auch beim iPad Air einen 9,7-Zoll-IPS-LCD-Screen mit einer Auflösung von 1.534 x 2.048 Pixeln während Samsung bei seinem 10,5-Zoll-Display auf die SuperAMOLED-Technologie mit einer Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixeln setzt. Das entspricht einer Pixeldichte von 264 ppi und 288 ppi respektive. Beide Displays spiegeln enorm, beim iPad Air ist jedoch noch etwas schlimmer als beim Galaxy Tab S 10.5.

Ein Exynos-5-Octa-Core treibt unser Galaxy Tab S 10,5 ohne SIM-Karten-Schacht an. Dieser besteht aus einem Quad-Core mit 1,9 GHz (Cortex A15) und einem Quad-Core, der mit 1,3 GHz taktet (Cortex A7). Das Galaxy Tab S 10,5 mit Mobilfunknetzanschluss besitzt einen Snapdragon-800-Quad-Core-Prozessor von Qualcomm, der mit 2,3 GHz taktet. Das iPad Air muss dagegen mit einem Apple-A7-Dual-Core auskommen, der nur eine Taktrate von 1,3 GHz zustande bringt. Im praktischen Betrieb ist dieser Leistungsunterschied jedoch kaum zu bemerken. Apps starten auf dem iPad Air generell etwas langsamer als auf dem Galaxy Tab S10.5. Zu Rucklern kam es bei beiden Geräte nicht.

Der Arbeitsspeicher des Galaxy Tab S 10.5 ist mit 3 GB dreimal so groß wie der des iPad Air. Beim internen Speicher kann jedoch das Tablet von Apple punkten: Der Interessent kann zwischen Modellen mit 16 GB, 32 GB, 64 GB und 128 GB wählen. Samsung stellt dagegen nur zwei Varianten mit unterschiedlichen Speichergrößen zur Verfügung: eines mit einem Flash-Speicher von 16 GB und eines mit 32 GB. Dafür können Anwender den internen Speicher des Galaxy Tab S 10.5 mittels microSD-Karte um bis zu 128 GB erweitern.

Linktipp – Tastaturen fürs neue iPad Air

Bei den Verbindungsstandards liegt Samsung etwas vorne. Während das iPad Air mit Wi-Fi 802.11 a/b/g/n auskommen muss, kann des Galaxy Tab S 10.5 zusätzlich auf dem Wi-Fi-802.11-ac-Standard zurückgreifen. Beide Geräte besitzen einen digitalen Kompass, einen Beschleunigungssensor und ein Gyroskop. Dem iPad Air fehlt jedoch ein Helligkeitssensor, der die Display-Helligkeit automatisch regelt – ganz im Gegensatz zum Galaxy Tab S 10.5.

Apple hat das iPad Air mit einem größeren Akku ausgestattet. Das iPad kann auf eine Kapazität von 8.820 mAh zurückgreifen. Eine Ladung reicht bei durchschnittlicher Nutzung für rund zwei Tage. Die Kapazität des Akkus des Galaxy Tab S 10.5 ist rund 900 mAh kleiner. Trotz des größeren Displays und der deutlich besseren – und damit eigentlich auch Energie-hungrigeren Hardware – schafft das Galaxy Tab S 10.5 unter gleichen Bedingungen aber ebenfalls locker zwei Tage.

Bei den Kameras hängt das Galaxy Tab S 10.5 das iPad Air am deutlichsten ab. Den Unterschied bemerkt man bei jedem einzelnen Bild. Die Kamera mit 8-Megapixel-Sensor ist der 5-Megapixel-Knipse des iPad Air einfach deutlich überlegen. Auch die Frontkamera des Galaxy Tab S 10.5 ist mit ihrem 2,1 Megapixeln deutlich besser als die 1,3-Megapixel-Linse des iPad Air. Hier hilft auch keine HDR-Kamera-Software für bessere Bildqualität, denn die hat Samsung ebenfalls in seine Kamera-App integriert.

Vorteil: Galaxy Tab S 10.5

Die Hardware des Galaxy Tab S 10.5 ist der des iPad Airs um rund 18 Monate voraus, auch wenn man das im täglichen Einsatz kaum bemerkt.

Software und OS

Apple hat auf dem iPad Air selbstverständlich sein eigenes Betriebssystem iOS in der Version 7.1.2 vorinstalliert, während Samsung auf Android 4.4.2 Kit Kat mit eigener TouchWiz-Oberfläche setzt. Aufgrund des überwältigenden Umfangs dieses Themengebietes, konzentrieren wir uns jedoch nur auf einige Schwerpunkte.

iOS funktioniert auf beinahe allen Geräten gleich. Wer schon einmal ein Apple-Produkt verwendet hat, findet sich sofort zurecht. Die Bedienung ist extrem einfach und intuitiv. Außerdem verzichtet Apple darauf, möglichst viele Apps vorzuinstallieren, sondern verlässt sich darauf, dass der Nutzer sich die gewünschten Programme aus dem gut gefüllten App Store herunterlädt.

Samsungs Version von Android wirkt dagegen völlig überladen. Zwar hat das Unternehmen die Menge an Bloatware auf dem Galaxy Tab S 10.5 etwas reduziert. Ohne die ganzen Tipps, die nach dem erstmaligen Einrichten des Tablets überall aufpoppen, verpasst man jedoch die Hälfte der Funktionen. Das ist ein Vor- und Nachteil zugleich.

Linktipp – Samsungs Galaxy Tab S 8.4 & 10.5 unterscheiden sich von den Galaxy TabPros nur im Design. Diese Hardware verbaut Samsung allerdings bereits seit einem halben Jahr

Zu Beginn ist man mit dem Gerät etwas überfordert. Setzt man sich jedoch einige Zeit damit auseinander, entdeckt man viele nützlich Funktionen wie zum Beispiel die Office Suite, in der mit verschiedenen schönen Widgets auf einem eigenen Screen E-Mails, Kalender-Informationen, Notizen, Aufgaben, Nachrichten, das Wetter und Office-Dateien übersichtlich angeordnet werden. Außerdem kann der Nutzer jeden einzelnen Screen genauso anpassen, wie er es haben will. Beim iPad Air ist man hier vergleichsweise limitiert.

Bei der Synchronisation hat Apple die Nase vorn. iTunes und iCloud machen die Absicherung von Dateien, Bildern und Kontakten sowohl mit OS X als auch Windows kinderleicht. Android-Nutzer haben es da etwas schwerer. Zwar funktioniert auch hier die Synchronisation via Google Drive und Gmail sehr gut, allerdings befinden sich die Daten dann erst einmal nur in der Cloud. Wer sie tatsächlich auf dem Rechner haben will, muss mit Outlook oder Thunderbrid arbeiten, was zu Beginn ein klein wenig umständlich ist.

Ganz grob lassen sich iOS und Samsungs Version von Android in zwei Kategorien einteilen: Das iPad Air ist im Vergleich zum Galaxy Tab S 10.5 eher auf den Konsum von Medien ausgelegt. Das Tablet ist perfekt für das Surfen im Internet, das Ansehen von Filmen oder das Lesen von Texten geeignet. Auch die Bilder- und Musikverwaltung mittels iTunes und iPhoto funktioniert hervorragend und kinderleicht.

Samsung will dagegen aus seinen Tablets Produktionsmittel machen. Zwar kann man auch auf dem iPad Air produktiv arbeiten. Samsung will es Anwendern des Galaxy Tab S 10.5 aber mit unzähligen Tools so viele Produktionsmittel in die Hand geben, wie möglich. Besonders die Multi-Window-Funktion ist hier hervorzuheben, bei der das Tablet mehr als eine App gleichzeitig anzeigen kann. Anwender können also auf der einen Hälfte des Screens eine PDF-Datei lesen und auf der anderen Hälfte ihre Zusammenfassung aufschreiben. Bei iOS gibt es diese Funktion (noch) nicht. Auch der vorinstallierte und leicht zugängliche Datei-Manager sind für das produktive Arbeiten unverzichtbar.

Um wirklich produktiv zu sein – egal mit welchem Tablet – empfiehlt es sich jedoch, sich ein Tastatur-Dock zu kaufen. Die Tipperei auf dem Bildschirm ist für längere Eingaben nicht zu empfehlen.

Unentschieden:

Beide Betriebssysteme haben ihre Stärken und Schwächen. iOS ist vom ersten Tag an intuitiv und leicht zu bedienen. TouchWiz-Android hat seine Stärken dagegen im größeren Funktionsumfang, die jedoch eine Eingewöhnungsphase benötigen.

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