Test

Huawei Ascend G730 im Test: Leistung genau so gering wie der Preis

Smartphones mit Platz für zwei SIM-Karten gibt es in dieser Größe eher selten: Stolze 5,5 Zoll misst das Display des Huawei Ascend G730, gehört aber mit 229 Euro eher zu den günstigen Modellen. Den Preis bekommen Nutzer in Sachen Ausstattung und Leistung allerdings auch deutlich zu spüren.

Der Riesenwuchs im Smartphone-Markt geht weiter und die chinesische Firma Huawei beteiligt sich unter anderem mit dem Ascend G730. Das Gerät kommt mit einem 5,5-Zoll-Bildschirm (entspricht 13,9 Zentimetern), das gesamte Gehäuse misst 15,2 x 7,8 x 0,9 Zentimeter und wiegt alles in allem knapp 190 Gramm. Das ist schwerer als Konkurrenzmodelle in dieser Größenordnung. Doch ob man 20 Gramm mehr oder weniger in der Hand hält, merkt im Endeffekt wohl kaum jemand. Der Hersteller setzt beim Material voll und ganz auf Kunststoff, im Werbesprech „Polycarbonat“ genannt. Das ändert aber nichts daran, dass das G730 komplett aus Plastik besteht. Dennoch ist es ordentlich verarbeitet.

Spaltmaße zwischen Display und Gehäuse beziehungsweise Gehäuse und Akkudeckel sind zwar vorhanden, können aber getrost ignoriert werden. Sie sind so gering, dass sich kaum Staub und Schmutz hineinsetzt. Apropos Akkudeckel: Hier hat Huawei für unseren Geschmack gleich zwei Fehler gemacht: Zum einen ist der Deckel unglaublich dünn. Wir hatten jedes Mal Sorge, ihn zu zerbrechen, wenn wir die Gehäuserückseite geöffnet haben.

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Zum anderen ist die Oberfläche sehr glatt und nicht angeraut oder gummiert, wie es bei anderen Smartphones der Fall ist. Auch aufgrund seiner Größe und Schwere liegt das Smartphone also etwas rutschig in den Händen. Einen stabilen Eindruck hinterlassen dagegen die Lautstärkewippe und der Ein-Aus-Knopf an der rechten Seite. Sie sitzen fest und wackelfrei im Gehäuse, hätten allerdings etwas größer und höher sein dürfen. Sie lassen sich nur mit etwas Übung schnell ertasten. Dass beide so dicht zusammen liegen, verschärft dieses Problem. Am Druckpunkt der Tasten haben wir dafür nichts zu bemängeln.

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Neben der Größe ist die Möglichkeit, zwei SIM-Karten einzulegen, eine Besonderheit des Ascend G730. Allerdings passen in einen Steckplatz nur Karten im Mini-Format (normale Größe), in den anderen hingegen nur Karten im Micro-Format. Warum Huawei sich nicht für ein Format entschieden hat, erschließt sich uns nicht wirklich. Zudem bucht sich die SIM-Karte im Micro-Steckplatz nur im GSM-Netz ein. Verbindungen ins Internet sind damit nur per GPRS/EDGE möglich, womit diese SIM wohl nur für Telefonate und den SMS-Versand in Frage kommt. Da das Smartphone nur eine Sende-/Empfangseinheit besitzt, lassen sich beide SIM-Karten nicht zeitgleich nutzen:

Telefoniert ihr gerade mit der einen SIM-Karte, seid ihr auf der anderen nicht erreichbar. Anrufer landen auf der Mailbox, und ihr werdet per SMS über den verpassten Anruf informiert. Smartphones mit zwei Sende-/Empfangseinheiten erlauben es hingegen, während eines Gesprächs zur anderen SIM-Karte zu wechseln, wenn dort ein Anruf eingeht, und zwischen beiden Anrufern hin- und herzuschalten, auch Makeln genannt. Welche SIM-Karte man für ein Telefonat oder eine Kurznachricht nutzen möchte, entscheidet ihr jedes Mal aufs Neue. Was sich umständlich anhört, hat Huawei elegant gelöst. In der Telefon- und SMS-App gibt es jeweils zwei Knöpfe zum Anrufen beziehungsweise Absenden: einen für SIM-Karte 1, einen für SIM-Karte 2. Man muss sich nur merken, welcher SIM-Karte welche Telefonnummer zugeordnet ist. Eine Bezeichnung kann man den Karten nämlich nicht zuweisen.

Display: Matter Riesenbildschirm

Bei einem Smartphone, das sich derart durch seine Display-Größe definiert, hätte man erwarten dürfen, dass sich Huawei gerade hier ins Zeug legt. Aber weit gefehlt: Neben dem knappen Speicher von 4 GB ist der Bildschirm die größte Schwachstelle am G730. Denn die Auflösung liegt bei gerade einmal 960 x 540 Pixeln. Bei einer Display-Diagonale von 5,5 Zoll ergibt sich eine Pixeldichte von mageren 200 ppi. Text und grafische Elemente, wie App-Icons, sehen an den Kanten leicht ausgefranst aus. Zudem ist die Anzeige im Automatikmodus etwas zu dunkel, sodass man die Helligkeit besser manuell reguliert. Erst wenn man diese ganz aufdreht, verschwindet der Grauschleier über dem Display, der den Bildschirminhalt etwas matt, kraftlos und kontrastarm erscheinen lässt.

Gerade unter freiem Himmel und Sonnenschein kann es mitunter schwierig werden, etwas zu erkennen. Dass das Display sehr stark spiegelt, verstärkt diesen Effekt. Am horizontalen und vertikalen Blickwinkel gibt es nichts auszusetzen. Auch bei sehr flachen horizontalen oder vertikalen Winkeln bleiben Farben und Kontrast stabil. Dennoch: Von den leuchtenden Farben und kräftigen Kontrastwerten, wie sie derzeit etwa ein Samsung Galaxy S5 oder eine HTC One (M8) bieten, ist das Display des Ascend G730 weit weg. Allerdings liegen die genannten Smartphones auch in einer gänzlich anderen Preiskategorie.

Bedienung: Altes OS mit Handschuh-Modus

Als Betriebssystem kommt Android 4.2.2 alias Jelly Bean zum Einsatz. Diese Version von Googles mobilem Betriebssystem ist schon weit über ein Jahr alt. Auf ein Update werden Nutzer wahrscheinlich vergeblich warten. Smartphones in dieser Preisklasse werden in der weiteren Planung der Hersteller gerne ignoriert. Immerhin legt Huawei sein eigenes Interface namens „Emotion UI“ in der aktuellen Version 2.0 darüber. Besonderes Merkmal dieser herstellereigenen Benutzeroberfläche ist die Organisation der Apps. Es gibt nämlich keinen App Drawer, wie man ihn von Android eigentlich kennt. Die Icons aller installierten Anwendungen landen direkt auf einem der Homescreens. Das erinnert stark an iOS, und genau wie bei Apples mobilem Betriebssystem könnt ihr auch unter Emotion UI die Symbole in Ordner einsortieren, um nicht völlig den Überblick zu verlieren.

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Zusätzlich gibt es aber einen so genannten „Einfachen Startbildschirm“, der sich über die Menütaste aktivieren lässt. Damit schaltet das Smartphone auf eine simplifizierte Version der Benutzeroberfläche um, die vor allem Einsteigern die Bedienung erleichtern soll. Mit seinen großen bunten Schaltflächen erinnert das Aussehen dieser Ansicht entfernt an Windows Phone. Nachteil des übersichtlichen Interface: Es zeigt nur drei Homescreens mit insgesamt 22 Icons an, wovon sich lediglich 14 austauschen lassen. Hier geht die Einfachheit zu Lasten der Flexibilität – für die angepeilte Zielgruppe an Smartphone-Einsteigern vielleicht gar nicht so schlecht.

Die drei obligatorischen Android-Tasten Zurück, Home und Menü realisiert Huawei als Sensortasten unter dem Bildschirm. Das gefällt uns besser als sie direkt im Display als On-Screen-Tasten darzustellen, weil dies der ohnehin schon geringen Auflösung noch zusätzlich Pixel abziehen würde. Neben einem Ein-Hand-Modus, der zum Beispiel das Nummernfeld in der Telefon-App verkleinert und nach rechts schiebt, um mit einer Hand wählen zu können, gibt es einen Handschuh-Modus. Damit könnt ihr den Touchscreen bedienen, selbst wenn ihr Handschuhe tragt. Im Test klappte das sogar mit dicken Schneehandschuhen relativ gut, obwohl natürlich die Präzision wegen der dicken Finger arg gelitten hat.

Ausstattung: Viel zu wenig Speicher

Im Inneren des G730 werkelt ein Vierkernprozessor von MediaTek, der mit 1,3 GHz getaktet ist. Ihm zur Seite steht 1 GB Arbeitsspeicher. In den Benchmarks erreicht der Testkandidat Werte, die Top-Smartphones wie das Google Nexus 4 oder das Samsung Galaxy S3 bereits vor anderthalb bis zwei Jahren lieferten. Damit platziert es sich performance-technisch im Mittelfeld. Für gängige Anwendungen, HD-Videos und auch die meisten Spiele aus dem App Store sind genügend Leistungsreserven vorhanden.

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Aufwändige 3D-Spiele können das Smartphone aber schon ins Schwitzen bringen oder schlichtweg überfordern. Wer solche Games erst  gar nicht spielt, sollte kaum Probleme mit der Mittelklasse-Hardware von Huawei haben. Beim internen Speicher waren die Chinesen allerdings mehr als sparsam – fast schon geizig. Denn dieser hat eine geradezu lächerliche Kapazität von lediglich 4 GB, wovon nahezu die Hälfte bereits durch das Betriebssystem belegt wird. Immerhin lässt sich der Speicher durch eine micro-SD-Karte aufstocken, diese darf man auch als Standardspeicher definieren. Alles andere würde das G730 praktisch unbrauchbar machen. Allerdings unterstützt das Gerät nur Speicherkarten mit maximal 32 GB – ebenfalls nicht gerade zeitgemäß.

In der Kategorie „Schnittstellen“ siedelt sich das Smartphone ebenfalls im Mittelfeld an. Es unterstütz HSPA+ mit bis zu 21 MBit/s im Downstream sowie WLAN 802.11b/g/n im 2,4-GHz-Band. LTE für die schnelle Datenübertragung im Mobilfunknetz und das aktuelle WLAN 802.11n im nicht so stark überlaufenen 5-GHz-Bereich gehören nicht zur Ausstattung. Ein A-GPS-Empfänger und Bluetooth in der aktuellen Version 4.0 sind dafür an Bord.

Der Energiespeicher des Ascend G730 ist im Gegensatz zu den Akkus vieler anderer Smartphones nicht fest eingebaut und damit austauschbar – ein Pluspunkt. Allerdings hat das mitgelieferte Modell eine Kapazität von nur 2.300 mAh zu bieten. Im Laufzeittest mit dem Battery Benchmark machte der Akku nach gut 17 Stunden schlapp. Das ist ein guter Wert. Trotz der Belastung durch zwei SIM-Karten, einen riesigen Bildschirm und eine Quadcore-CPU dürftet ihr damit gut über den Tag kommen und sogar hin und wieder vergessen, das Smartphone abends ans Kabel zu hängen. Unter realen Bedingungen und exzessiver Nutzung kann das Ergebnis aber schon wieder anders aussehen, besonders wenn man angesichts der dunklen Display-Automatik die Helligkeit manuell hochregelt. Dennoch: Für ein Gerät dieser Größe bringt der Akku eine ordentliche Leistung.

Kamera und Sound: Auf Schnappschuss-Niveau

Um es gleich vorweg zu sagen: Die Hauptkamera des G730 eignet sich für Schnappschüsse – mehr aber auch nicht. Dabei liegt das Problem nicht einmal in der vergleichsweise geringen Auflösung von maximal 5 Megapixel, sondern im trägen Autofokus und im starken Bildrauschen. Schon bei Lichtbedingungen, die nicht mehr „taghell“ entsprechen, leidet die Bildqualität deutlich. Hinzu kommt, dass der Autofokus schon bei leichter Dämmerung generell Probleme hat, das gewünschte Motiv scharfzustellen. Bei ausreichend Licht gelingen die Fotos.

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Sie stellen Farben recht natürlich dar, auch wenn der Kontrast ruhig etwas stärker sein dürfte. Die Foto-App bietet die üblichen Aufnahmemodi wie Panorama und HDR. Letzterer produziert in unseren Test aber fast immer leicht verschwommene Aufnahmen und ist somit eher unbrauchbar. Als Videokamera liefert das Smartphone Full-HD-Aufnahmen, denen man eine schlechte Ausleuchtung ebenfalls ansieht. Aber auch hier gilt: Für den einen oder anderen Clip zwischendurch genügt die Qualität. Das können wir von der Frontkamera allerdings nicht behaupten. Die 0,3 Megapixel Auflösung ist für Fotoaufnahmen komplett unbrauchbar. Für Videochats ohne Ansprüche kann es reichen.

Den Lautsprecher auf der Rückseite kann man als „brauchbar“ beschreiben. Er liefert kaum Bass und bei hohen Lautstärken fängt er an zu scheppern. Für die Sound-Untermalung bei Spielen oder YouTube-Videos eigent er sich – für die Musikwiedergabe dafür nicht. Das mitgelieferte Headset bietet einen etwas besseren Klang, erreicht aber ebenfalls höchstens die Mittelklasse.

Bewertung
Name
Huawei Huawei Ascend G730
Pro
  • Das G730 hat zwei SIM-Steckplätze, so dass man auf einem Smartphone über zwei Rufnummern erreichbar ist.
  • Mit 5,5 Zoll gehört das Gerät schon eher zur Kategorie der Phablets, einer Mischung aus Smartphone und Tablets.
Contra
  • Für ein Display dieser Größe ist eine Auflösung von 960 x 540 Pixeln zu wenig, da man bei genauem Hinsehen ausgefranste Kanten ausmachen kann.
  • Bloß 4 GB internen Speicher spendiert Huawei seinem Smartphone, davon stehen nur rund 2 GB für den eigenen Gebrauch bereit.
  • Fotos zeigen bei schlechtem Licht schnell Bildrauschen, außerdem arbeitet der Autofokus unzuverlässig.
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