Test

Test: Samsung Galaxy Tab 3 Kids

Mit knalligen Farben und einer speziellen Benutzeroberfläche möchte Samsung junge Tablet-Nutzer und deren Eltern ansprechen. Damit soll dem Nachwuchs schon in jungen Jahren die moderne Technik näher gebracht werden. Doch unser Test zeigt: Wirklich attraktiv ist das bunte Gerät weder für Kinder noch für Eltern – und das liegt nicht an den Farben

Die Hardware des Testkandidaten basiert zu einhundert Prozent auf dem Galaxy Tab 3 7.0, das Samsung bereits seit Juni verkauft. Nun kommt mit der Kids-Version eine kinderfreundliche Ausgabe des Mini-Tablets in den Handel. Die großen Unterschiede sind neben dem speziellen Kindermodus (s. unten) das gelbe Gehäuse und die zusätzliche Schutzhülle. Diese ist orangefarben, aus Gummi und bietet Schutz vor Stößen und insbesondere einen besser Griffigkeit. Ohne Hülle ist das Gerät relativ rutschig, da der Hersteller sich gegen eine gummierte oder angeraute Rückseite und für glatten Hochglanzkunststoff entschieden hat.

Kleinen Händen könnte das Tablet schnell entgleiten, der Gummimantel in Warnfarbe bietet hier tatsächlich Vorteile. Trotz Vollplastikausstattung ist das Galaxy Tab sehr solide und stabil verarbeitet. Die Home-Taste unterhalb des Displays sowie der Ein/Aus-Schalter und die Lautstärkewippe an der rechten Seite sitzen bombenfest und bieten einen guten Druckpunkt.

Letztere werden von der Schutzhülle verdeckt, lassen sich aber trotzdem noch problemlos benutzen. Das gilt ebenso für die Kameralinse auf der Rückseite sowie die Lautspreche und der Kopfhöreranschluss an der Ober- und Unterseite, für die es entsprechende Aussparungen gibt. Bloß für den Wechsel der Mini-SD-Karte muss der Nutzer die Hülle abnehmen.

Display: Schwache Leistung auf sieben Zoll

Das sieben Zoll große Display gehört eindeutig zu den Schwachpunkten des Galaxy Tab Kids. Die Auflösung liegt bei 1.024 x 600 Pixeln und die Pixeldichte damit bei nur 170 Pixeln pro Zoll (ppi). Das war vor zwei Jahren eventuell noch Standard, mittlerweile hechelt unser Testkandidat der Konkurrenz gnadenlos hinterher. Dort gehören nämlich Bildschirm mit Full HD zum guten Ton – selbst in der gleichen Preisklasse. Konsequenz:

Vor allem Text wirkt schnell pixelig, in Fotos gehen viele Details verloren, insgesamt wirkt die Anzeige grobkörnig. Hinzu kommt, dass das Display nicht zu den reaktionsstärksten zählt. Im Test mussten wir es häufig mehrmals berühren, damit etwas passierte – das kann manchmal nerven. Immerhin ist der Bildschirm ausreichend hell und der Blickwinkel mit rund 170 Grad recht stabil. Wiederum störend sind die starken Spiegelungen unter Sonnen- oder hellem Kunstlicht. Auch in dieser Kategorie haben wir schon bessere Tablets gesehen.

Bedienung: Kindermodus mit Lücken

Als Betriebssystem kommt Android 4.1.2 alias „Jelly Bean“ zum Einsatz, das Google bereits vor über einem Jahr veröffentlicht hat. Dass Samsungs sich für eine derart alte Version entschieden hat, ist bedauerlich. Auf ein Update dürften die Nutzer vergeblich warten. Für viele mag das kein Problem sein. Derzeit laufen die meisten Apps auch noch unter Android 4.1.2, das kann sich aber auch ändern. Apropos Apps: Anders als beim Galaxy Tab 3 7.0 hat Samsung auf der Kids-Version des Tabs keine Crapware installiert. Die Anwendungen von cewe, HRS, kaufDA, Lieferheld und mytaxi haben wir jedenfalls vergeblich gesucht – gut so.

Den Mittelpunkt dieses speziellen Tablets bildet der Kindermodus, den die Eltern wie eine App starten. In diesem Modus soll man den lieben Kleinen das Gerät ruhigen Gewissens überlassen können. Altersgerechte Apps wie Lern-, Denk- oder Geschicklichkeitsspiele und ein bunter Startbildschirm mit Musikuntermalung und extra großen Buttons sollen jungen Nutzern den Umgang mit dem Touchscreen beibringen, etwas für die Bildung tun und natürlich zum Zeitvertreib dienen. Damit letzteres aber nicht ausufert, legen Eltern eine Zeitspanne oder ein maximales Zeitbudget fest. Ist die Zeit abgelaufen, wird das Tablet mit einer vierstelligen Zahlenkombination gesperrt.

Dieses Passwort schützt zudem kritische Einstellungen im Kindermodus und hindert das Kind daran, zurück zur normalen, uneingeschränkten Android-Oberfläche zu gelangen – soweit zumindest der Plan von Samsung. Im Test zeigte der Kindermodus allerdings erschreckende Lücken. Eine vorinstallierte Kinder-App namens „Talking Ginger“, in der man mit einer virtuellen Katze spielt, bietet einen unkontrollierten Weg nach „draußen“: Über einen Link im Einstellungsdialog öffnen Kinder ohne Passwortabfrage den Standard-Browser, der meist ungefilterten Zugang zum Internet bietet. Wer im Umgang mit Android  schon etwas geübt ist, startet auf diese Weise den Play Store und lädt ebenso unkontrolliert Apps herunter. Den gleichen Pfad in die freie Android-Welt ebnet der Kids Store, ein App Store für kinderfreundliche Anwendungen.

Dieser ist normalerweise passwortgeschützt – zumindest teilweise. Steht jedoch für eine installierte App ein Update bereit, werden auch hier Links angezeigt, die den Browser öffnen. Links sind generell das Problem, da sie nicht blockiert werden. Streng genommen müssten Eltern jede App, die sie für den Nachwuchs freischalten, auf Links überprüfen. Und hier lauert auch schon die nächste Gefahr: Standardmäßig werden alle heruntergeladenen Anwendungen für den Kindermodus freigegeben. Diese können Kinder ihrem persönlichen Startbildschirm hinzufügen. Das für Eltern sicher inakzeptable Verhalten lässt sich zwar abschalten. Doch das muss man erst einmal wissen.

Ausstattung: Etwas schwach auf der Brust 

Samsung stattet das Tablet mit einem 1,2 GHz schnellen Dual-Core-Prozessor aus eigenem Hause und einem GByte Arbeitsspeicher aus. Das ist selbst für alltägliche Aufgaben etwas zu schwach. Kindermodus oder Full-HD-Videos waren im Test kein Problem. Doch beim Aufrufen von Apps und Menüs oder beim Wischen durch mehrere Homescreens stockte es des Öfteren spürbar. Das bestätigen auch unsere Benchmark-Ergebnisse, die im unteren Mittelfeld anzusiedeln sind.

Vom internen 8-GByte-Speicher belegt das Betriebssystem bereits über drei GByte. Glücklicherweise lässt sich die Kapazität mit einer Micro-SD-Karte um bis zu 32 GByte erweitern. Zu den weiteren Features gehören WLAN 802.11 a/b/g/n, Bluetooth 3.0 und GPS. Mit einer Kapazität von 4.000 Milliamperestunden gehört der Akku des Galaxy Tab zum guten Durchschnitt. Im Test hielt der Energiespeicher beim Dauer-Playback eines HD-Videos gut fünf Stunden durch. Beim Surfen im WLAN machte er nach knapp sieben Stunden schlapp. Diese Werte gehen in Ordnung.

Kamera: Nur als Spielzeug brauchbar

Nur 3,2 Megapixel, kein Blitz und starkes Rauschen schon bei leichter Dämmerung machen die Kamera fast schon überflüssig. Bestenfalls als Spielzeug für Kinder eignet sie sich. Selbst bei ausreichend Tageslicht wirken Fotos unscharf, verwaschen und trist. Außerdem gibt es für den Nutzer keine Möglichkeit, manuell zu fokussieren. Einen Bereich auf dem Touchscreen anzutippen, um diesen scharf zu stellen, funktioniert hier nicht. Der Camcorder löst mit maximal 1.280 x 720 Pixeln auf (720p) und hat mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie die Fotokamera. Die Frontkamera schafft 1,3 Megapixel und ist für Videochats gerade noch geeignet, als Fotoapparat ist sie jedoch noch unbrauchbarer.

Bewertung
Name
Samsung Galaxy Tab 3 Kids
Pro
  • Gummihülle inklusive: Samsung legt dem Tablet eine orangefarbene Gummihülle bei, die vor Stößen schützt und die Griffigkeit stark erhöht.
Contra
  • Schwache Hardware: Display, Kamera und Prozessor entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik und bieten zu wenig Leistung fürs Geld.
  • Mangelhafter Kindermodus: Trotz Passwortsperre können Kinder zu leicht einen Weg heraus aus dem Kindermodus finden.
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