Test

Sony Xperia Z1 im Test

Auf Z folgt Z1: Nach nur etwas mehr als einem halben Jahr bringt Sony den Nachfolger für sein Top-Smartphone Xperia Z auf den Markt. Mit alten Tugenden wie einem wasserfesten Gehäuse und neuem High End-Innenleben wollen die Japaner den Smartphone-Markt aufmischen – ob das klappt, verrät unser Test.

Dass man mit dem Xperia Z1 eine ganze Menge Smartphone für sein Geld erhält, wird schon beim ersten Hochheben klar: mit stolzen 170 Gramm Gewicht und Außenmaßen von 144 x 75 x 8.5 Millimetern wird das Z1 dem Begriff „Flaggschiff“ schon äußerlich gerecht – selbst bei einem 5-Zoll-Smartphone beeindruckende Werte.

Wie beim Vorgänger dominiert Glas die Vorder- und Rückseite. Der Sony-typische Einschalter, die Lautstärkewippe und der neu hinzugekommene Kameraauslöser befinden sich auf der rechten Seite des Smartphones und lassen sich gut erreichen. Einen Schritt nach vorne hat Sony in Sachen „Komfort trotz Wasserfestigkeit“ gemacht: der Kopfhöreranschluss ist anders als beim Vorgänger jederzeit erreichbar, ohne erst eine Gummikappe zu lösen. Die anderen Anschlüsse wie der USB-Port oder der Einschub für die MicroSD-Karte sind hingegen immer noch hinter den etwas nervigen Klappen versteckt. Dafür dürft man dank IP58-Zertifizierung jetzt auch dauerhaft unter Wasser bleiben, der Vorgänger durfte dies nur für eine halbe Stunde.

Die harten Kanten des Xperia Z sind einem leicht abgerundeten Alu-Rahmen gewichen, wodurch das Z1 trotz größeren Gewichts besser in der Hand liegt. Apropos Rahmen: Wo beispielsweise Samsung beim Galaxy S4 mehr Display auf der gleichen Fläche untergebracht hat, hat sich Sony nicht lumpen lassen, und das Gehäuse sogar vergrößert. Ober- und unterhalb des 5-Zoll-Displays liegen fast 2 Zentimeter ungenutzter Gehäusefläche.

Wir konnten uns beim Testen nicht des Eindrucks erwehren, dass das Z1 auch kleiner hätte sein könnten. Wenig Zweifel hatten wir indes an der Verarbeitungsqualität: Das Xperia Z1 könnte als Beispiel in einem Lexikon-Beitrag für Premium-Verarbeitung hergezogen werden, so hochwertig und elegant fühlt es sich trotz des hohen Gewichts in der Hand an.

Schlankes Android mit ungewollten Beigaben

Das Xperia Z1 läuft mit Android 4.2.2, ein Update auf 4.3 soll laut Sony noch dieses Jahr erscheinen. Wie von aktuellen Xperia-Smartphones bekannt, passt Sony die Oberfläche des Google-Systems mit einer eigenen UI an, hält sich dabei aber vornehm zurück. Einige Änderungen, beispielsweise die über die Multitasking-Schaltfläche zuschaltbaren Mini-Anwendungen und die wechselbaren Designs, wirken durchaus sinnvoll.

Weniger begeistert sind wir von den vielen vorinstallierten Sony-Apps, die größtenteils auf den Verkauf von Filmen und Musik ausgelegt sind. Fairerweise erlaubt Sony in den meisten Fällen die Deinstallation, schöner wäre es aber, wenn die Funktionen schon ab Werk optional wären.

Funkender Alleskönner

Für Begeisterung sorgt Sony in Sachen Kommunikation mit der Außenwelt: Von LTE über Bluetooth 4.0, NFC und WLAN im schnellen AC-Band bis hin zur Unterstützung der für Fitnessgeräte wichtigen ANT+ -Funktionalität unterstützt das Xperia Z1 so ziemlich jeden aktuellen Funkstandard. Doch damit nicht genug: Bei Bedarf lässt sich der Neuling per MHL-Adapter mit dem TV verbinden, Medien per DLNA auf anderen Playern abspielen oder sogar den Bildschirm per WLAN auf einen kompatiblen Fernseher übertragen. In Kombination mit der Option, einen PS3-Controller anzuschließen, wird das Z1 zur mobilen Spielkonsole. Die meisten dieser Funktionen beherrscht das Smartphone dabei nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis mit Bravour.

Probleme hatten wir ausgerechnet bei der grundlegendsten aller Smartphone-Disziplinen: Dem Telefonieren. Unabhängig vom verwendeten Netz beschwerten sich Anrufer trotz besten Empfangs über Sprach-Aussetzer. Erst, wenn wir in den Telefoneinstellungen die Rauschunterdrückung deaktivierten, waren wir klar zu verstehen – ein Fehler, der hoffentlich per Software-Update ausgebessert werden kann.

Wieder kein Display-König

Statt auf die Mobile Bravia 2-Engine des Vorgängers setzt Sony beim Xperia Z1 auf die Triluminos-Technologie. Das Ergebnis ist eine auch für den Außeneinsatz absolut geeignete Helligkeit und vergleichsweise natürlich wirkende Farben – zumindest, wenn man exakt gerade auf das Display starrt. Schon bei einem leicht schrägen Blickwinkel beginnen die Farben zu verwaschen, was nicht nur im Vergleich mit Top-Displays wie dem des LG G2s oder des iPhone 5S deutlich auffällt. Auch neigt die Schwarzdarstellung des Xperia Z1 zu einem leichten Graustich.

Wie schon das Ur-Xperia Z kann auch das Z1 in Sachen Displayqualität nicht uneingeschränkt überzeugen, wobei wir hier zugegebenermaßen auf einem sehr hohen Niveau jammern: Dank FullHD und einer Pixeldichte von 441 ppi lassen sich Texte ausgezeichnet auf dem Xperia Z1 lesen.

Die beste Kamera mit Nachholbedarf

Die Kamera des Z1 mit ihrem 20,7 Megapixel Exmor RS-Sensor  war ein wichtiger Bestandteil von Sonys Hype-Maschine. Der 1/2,3 Zoll-Sensor soll in Kombination mit dem 27 mm-Weitwinkelobjektiv und einer lichtstarken Blende von f2,0 die Krone unter den Android-Kameras erobern. In der Praxis klappt dies auch – aber nur fast. Während Tageslichtfotos erwartungsgemäß hervorragend ausfallen und mit einer guten Farbwiedergabe überzeugen, sind wir schon bei Dämmerlicht enttäuscht. Die standardmäßig aktivierte Funktion „Überlegene Automatik“ passt sich zwar schnell an wechselnde Lichtverhältnisse an, produziert aber oft stark rauschende Bilder mit verwaschenen Farben. Mit den umfangreichen Einstellmöglichkeiten des manuellen Modus lässt sich allerdings mehr aus den Fotos herausholen. Übrigens werden auch nur hier und im 4:3-Bildverhältnis die vollen 20,7 Megapixel ausgenutzt, standardmäßig schießt das Xperia Z1 mit 8 Megapixeln.

Insgesamt knipst die Kamera des Z1 auf einem sehr guten Niveau, kann aber unserer Meinung nicht ganz mit der Konkurrenz aus dem Windows Phone (Lumia 1020) oder iOS-Lager (iPhone 5S) mithalten. Wir haben aber die Hoffnung, dass Sony die etwas unausgewogene Nachbearbeitung der „Überlegenen Automatik“ per Software-Update ausbessert.

Praktisch: Waren Unterwasser-Fotos beim Vorgänger nur per Workaround zu realisieren, lässt euch der dedizierte Kamera-Auslöser (ein Feature, das wir uns für viel mehr Androiden wünschen) des Xperia Z1 Bilder auf Tauchstation schießen. Zwar ist die Badesaison schon vorbei, ein Schnelltest im Waschbecken bestätigt aber, dass der Sony-Bolide das Zeug zur Unterwasserkamera hat.

Pfeilschneller Langläufer

Wir haben es versucht und sind kläglich gescheitert: Kein Spiel, kein exzessives Multitasking und kein HD-Video bringen das Xperia Z1 ins Schwitzen. Litt der Vorgänger noch unter gelegentlichen Rucklern, flutscht Android diesmal in jeder Situation absolut flüssig über das FullHD-Display.  Der Snapdragon 800-SoC gehört in Kombination mit der Andreno 330-Grafikeinheit nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis zum Besten, was derzeit in Smartphones werkelt. Die Benchmarkergebnisse untermauern den hervorragenden subjektiven Eindruck: über 34.000 Punkte im aktuellen Antutu 4 katapultieren das Xperia Z1 auf den ersten Platz des Benchmarks. Auch der mit 16 GB etwas knapp bemessene interne Speicher gibt keinen Anlass zur Kritik, selbst komplexe Apps laden in Sekundenschnelle und ermöglichen ein verzögerungsfreies arbeiten.

Wer angesichts dieser Leistungsdaten eine kurze Akkulaufzeit befürchtet, darf aufatmen: Im Testzeitraum mussten wird das Z1 faktisch nie vor dem Ende eines Arbeitstages an die Steckdose klemmen. Beim Surfen und Mailen erreichten wir Screen-on-Zeiten von bis zu 8 Stunden und selbst bei anspruchsvollen 3D-Spielen geht dem Z1 erst nach über drei Stunden die Puste aus. Der fest verbaute 3.000 mAh-Akku macht hier in Kombination mit den Energiesparmechanismen einen ausgezeichneten Job.

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